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Erstes TV-Interview
Snowden fürchtet Mordanschläge

Der Whistleblower Edward Snowden berichtet in seinem weltweit ersten TV-Interview über gegen ihn gerichtete Todesdrohungen. Im Gespräch mit der ARD zeigt sich der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter zudem überzeugt, dass die NSA auch in Deutschland Unternehmen ausspioniere.

26.01.2014
    "Es steht außer Frage, dass die USA Wirtschaftsspionage betreiben", sagte Snowden in dem ersten Fernsehinterview seit Beginn der NSA-Affäre. Der Whistleblower sprach mit dem ARD-Journalisten Hubert Seipel. Die ARD sendete das vollständige Interview am Sonntagabend.
    "Wenn es etwa bei Siemens Informationen gibt, die dem nationalen Interesse der Vereinigten Staaten nutzen, aber nichts mit der nationalen Sicherheit zu tun haben, dann nehmen sie sich diese Informationen trotzdem", sagte Snowden.
    Snowden spekuliert in dem Interview zudem darüber, dass nicht nur das Handy von Kanzlerin Merkel abgehört wurde. "Die Frage ist: Wie logisch ist es anzunehmen, dass sie das einzige Regierungsmitglied ist, das überwacht wurde?", sagte Snowden. "Ich würde sagen, es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass jemand, der sich um Absichten der deutschen Regierung sorgt, nur Merkel überwacht - und nicht ihre Berater, keine anderen bekannten Regierungsmitglieder, keine Minister oder sogar Angehörige kommunaler Regierungen."
    "Regierungsvertreter wollen mich töten"
    Der ehemalige US-Geheimdienstmitarbeiter berichtet in dem Gespräch auch von deutlichen Drohungen: "Regierungsvertreter wollen mich töten", sagte der 30-Jährige. Als Beleg führte Snowden einen Artikel auf der Internet-Plattform "buzzfeed" an. Mitglieder des Pentagon und der NSA hätten dem Reporter erzählt, dass sie Snowden umbringen wollten.
    In einem Gespräch mit Deutschlandradio Kultur zeigte sich NDR-Journalist Seipel fasziniert von Snowden. Man merke zwar eine latente Anspannung, dennoch wirke Snowden bestimmt und furchtlos. Er sei angetrieben von einem klaren politischen Willen, so Seipel. "Man kann nur hoffen, dass es gut ausgeht, aber die Chancen dafür sind limitiert", sagte der TV-Journalist abschließend.