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Ethical Fashion Show
Strenge soziale und ökologische Kriterien

Berlin steht in dieser Woche mit der Fashion Week ganz im Zeichen der Mode. Immer mehr Menschen scheinen sich aber auch Gedanken darum zu machen, wie die Textilien hergestellt wurden. Mode mit ethischem Anspruch: Faire Bedingungen bei der Produktion und Verarbeitung ohne gefährliche Chemikalien sind gefragt. Doch was steckt hinter Produzenten und Vertrauens-Siegeln?

Von Anja Nehls | 19.01.2015
    Ein Model präsentiert Mode vor mehreren Fotografen.
    Die meisten Designer legen darauf Wert, dass nachhaltig produzierte Mode nicht teurer ist, als andere hochwertige Labels. (picture alliance / dpa / Jens Kalaene)
    Die Nachfrage nach nachhaltiger Mode wächst. Erstmals ist die Ethical Fashion Show mit dem Green Showroom nun im Postbahnhof am Ostbahnhof, auf zwei Etagen mit 160 Ausstellern, ein Plus von 30 Prozent. Im Green Showroom gibt es high Fashion, auf der Ethical Fashion Show gibt es casual und streetwear, die Kollektionen der Designer für die nächste Saison. Besondere Mode von besonderen Designern für eine immer größer werdende Zahl von Interessenten, sagt Magdalena Schaffrin, die Organisatorin von der Messe Frankfurt:
    "Immer mehr Menschen machen sich doch Gedanken darum, wie die Mode hergestellt wurde. Es geht hier um Umweltschutz, aber auch um den Schutz der Arbeiterinnen, die in der textilen Kette beschäftigt sind und die sehr unter den Produktionsbedingungen leiden."
    Tücher aus Bananenfasern
    Deshalb muss die Mode auf der Ethical Fashion Show strenge soziale und ökologische Kriterien erfüllen. Es geht um Rohstoffe Umweltverträglichkeit, Produktion und Lieferkette. Es gibt hauchfeine Shirts aus Kaschmir, nachhaltig produziert von Frauen in der Mongolei, fließende Seidenkleider, in Naturfarben bedruckt mithilfe von Algen, zarte Stoffe gefärbt mit Tempelblüten aus Indien, Tücher aus Bananenfasern und vieles mehr:
    "Also wir haben wieder Rhabarber gegerbtes Leder, was auch neu ist, ist ein GOT zertifizierter Digitaldruck von Silk Box, die sehr schön bunt bedruckte Seidenkleider anbieten, wir haben auf der Ethical Fashion Show auch vegane Kollektionen, also vegane Schuhe."
    Vegane Schuhe
    Und sogar Jeans, die man leasen kann und die am Ende ihres Lebens zurückgegeben und wiederverarbeitet werden. Dennoch steht für Cosima Wachs die Nachhaltigkeit nicht im Vordergrund. Sie versteht sich in erste Linie als Designerin, die vor allem schöne, hochwertige und langlebige Mode anbietet: Unter ihrem Label Walk Box gibt es zum Beispiel edle Shirts aus hauchdünn gewalkter Wolle – die Nachhaltigkeit dabei ist eher eine Selbstverständlichkeit:
    "Wir arbeiten nur mit Naturmaterialien, 100 Prozent Schurwoll Walk, wir haben nichts mit Tracht zu tun, was im süddeutschen Raum leider oft mit Walk einhergeht. Unsere Sachen sind fast Handmade. Wir lassen produzieren in Europa, ganz wichtig. Wir achten darauf, dass alles sozial verträglich ist, dass alles wunderbar funktioniert und wir kennen alle unsere Lieferanten und Produzenten persönlich."
    Nachhaltig produzierte Mode muss nicht teuer sein
    Die meisten Designer legen darauf Wert, dass nachhaltig produzierte Mode nicht teurer ist, als andere hochwertige Labels. Diese Idee soll auf der Ethical Fashion Show einem möglichst großen Publikum vermittelt werden. Dazu gibt es Vorträge, Diskussionsveranstaltungen und natürlich eine Schau – Fashion aus dem Green Showroom. Viele Textilien auf der Ethical Fashion Show haben das GOTS Label, das steht für den Global Organic Textile Standard und bedeutet, dass das Produkt ökologischen und sozialen Kriterien genügt.
    Freiwilliges Textilbündnis
    Ähnliche Labels für umweltfreundlich erzeugte Textilien sind Fairtrade für Biobaumwolle oder der Blauen Engel. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller hat nun ein Textilbündnis gestartet, mit dem er die deutsche Textilwirtschaft zu einheitlich hohen sozialen und ökologischen Standards verpflichten will. 30 Unternehmen und Organisationen sind bisher Mitglied, freiwillig. Die Grüne Renate Künast hält ein deutsches Textilbündnis für sinnlos, weil die Produktion von Kleidung ein weltweites Geschäft ist. Die Ethical Fashion Show sei aber innerhalb der Berliner Fashion Week ein herausragendes Beispiel für den verantwortungsbewussten Umgang mit Kleidung:
    "Auf der anderen Seite ist es die Mahnung, es nicht nur für einige herausgehobene Modestücke zu machen, sondern ganz grundsätzlich. Es kann ja nicht sein, dass wir uns schick fühlen und auf der anderen Seite jemand mit wenig Lohn, der nicht zum Leben reicht, sein Leben gefährdet hat. Mode soll schick sein und wir sollen Freude haben am Ende bei dem Gedanken, dass die die dafür arbeiten auch ein ordentliches Leben haben."
    Nachhaltig produzierte Kleidung ist schwer zu erkennen
    Von einem einheitlichen und verbindlichen Textilsiegel ist Deutschland noch weit entfernt. Wer Wert auf nachhaltig produzierte Kleidung legt muss sich vorerst weiterhin zwischen mehreren Dutzend bereits existierenden Textilkennzeichnungen zurechtfinden und sich genau mit dem Produzenten seiner Kleidung beschäftigen.