Donnerstag, 28. März 2024

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EU-Abkommen mit der Ukraine
"Nicht enttäuscht, aber ernüchtert"

Trotz der andauernden Spannungen mit Russland hat die EU das Assoziierungsabkommen mit Kiew unterzeichnet. Darüber würde man sich in der Ukraine gerne freuen, doch habe man zu viel erlebt, sagte der Schriftsteller Jurko Prochasko im DLF.

Jurko Prochasko im Gespräch mit Peter Kapern | 29.06.2014
    Bei Protesten in der ukrainischen Haupstadt Kiew weht eine Flagge der Europäischen Union.
    Das Assoziierungsabkommen soll die Ukraine enger an die EU binden. (pa/ITAR-TASS/Maxim)
    Der Preis, den die Ukraine für das Assoziierungsabkommen in den vergangenen Monaten gezahlt habe, sei hoch gewesen und werde noch immer gezahlt, sagte Prochasko in dem Interview mit dem Deutschlandfunk. "Wir haben zu viel erlebt in den letzten Monaten". Man sei ernüchtert, auch wegen der EU, deren Entschlossenheit der Ukraine "sehr oft nicht ausreichend" vorgekommen sei. Die ukrainische Gesellschaft ist laut Prochasko "alles andere als naiv oder unterinformiert". Im Unterschied zur Orangenen Revolution von 2004 handle es sich um eine "sehr reife Zivilgesellschaft, die weiß, was zu tun ist".
    Beim EU-Gipfel in Brüssel unterschrieben die europäischen Staats- und Regierungschefs mit der Ukraine das jahrelang umstrittene Partnerschaftsabkommen über eine enge wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit. Russland kritisierte, weder Kiew noch Brüssel hätten mit Moskau über die wirtschaftlichen und politischen Folgen der Unterzeichnung gesprochen.
    Prochasko: Moskau hat Schlüssel in der Hand
    Die aktuelle Waffenrufe bewertet der Schriftsteller gemischt. Dass nun ein zweites OSZE-Beobachterteam entlassen worden sei, zeige zwar, dass sich etwas tue. Gleichzeitig aber stürben weiterhin ukrainische Soldaten in der Ostukraine. "Das ist ein sehr hoher Preis". Alle Seiten müssten nun beweisen, dass die Waffenruhe Ernst genommen wird.
    Zwar sei die Lage "sehr undurchschaubar und dynamisch", es gebe mehrere Interessensgruppen, inländische wie ausländische, so Prochasko. So gebe es auch Gruppierungen, "die nicht direkt von Moskau aus beeinflusst werden". Dennoch habe Moskau immer noch Instrumente, diese zu steuern.