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EU-Bericht
Sicherheitsrisiko Frankfurter Flughafen

Die Sicherheitsmängel sind gravierend: EU-Ermittler konnten bei verdeckten Einsätzen an Deutschlands größtem Flughafen Waffen oder andere gefährliche Gegenstände durch die Kontrollen schmuggeln. Die Bundespolizei und der Flughafenbetreiber Fraport zeigten sich heute wortkarg.

Von Ludger Fittkau | 21.12.2014
    Christopher Holschier will heute dem Deutschlandfunk kein Interview geben. Der Sprecher der Fraport, des Betreibers des Flughafens Frankfurt am Main, begründet das damit, dass der Bericht der EU zu den gravierenden Sicherheitsmängeln am größten deutschen Flughafen der Bundespolizei zugegangen sei. Weitere Stellungnahmen des Flughafens müssten deshalb mit der Polizei abgestimmt werden und das sei am Sonntag schwierig, so Holschier.
    Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur hatte der Fraport-Sprecher gestern gesagt, dass man den Vorgang sehr erst nehme, den die „Bild am Sonntag" öffentlich gemacht hatte. Die Zeitung berichtete, dass es heimlich agierenden Prüfern der Europäischen Union gelungen war, bei jedem zweiten Versuch Waffen oder gefährliche Gegenstände durch die Passagierkontrolle am Flughafen Frankfurt am Main zu schmuggeln. Laut „Bild am Sonntag" sei schlecht geschultes Personal der beauftragten Dienstleister als Hauptgrund für das Sicherheitsleck ausgemacht worden. Demnach haben die Mitarbeiter unter anderem die Röntgenbilder bei den Handgepäckkontrollen nicht richtig deuten können.
    Zuständig für die Sicherheit am Flughafen Frankfurt am Main ist die Bundespolizei, an die die EU den Bericht mit den erschreckenden Ergebnissen ihrer verdeckten Tests jetzt auch geschickt hat. Die Bundespolizeidirektion Flughafen Frankfurt/Main verfügt derzeit über einen Personalbestand von rund 2.400 Beschäftigten. Die Bundespolizei ist auch dafür verantwortlich dafür zu sorgen, dass der grenzüberschreitende Luftverkehr gemäß dem sogenannten „Schengener Grenzkodex" stattfindet, nachdem auch die Außengrenzen der EU gesichert werden.
    Auch Christian Altenhofen, der Sprecher der Bundespolizei am Flughafen Frankfurt am Main, war heute Morgen für eine weitergehende Stellungnahme nicht zu erreichen. Gestern hatte der Polizeisprecher erklärt, es würden „Sofortmaßnahmen eingeleitet, um die Sicherheit der Passagiere wieder zu gewährleisten."
    Dem Bericht der „Bild am Sonntag" zufolge droht die EU-Kommission damit, den Flughafen als "Non-Schengen-Airport" einzustufen, sollten die Maßnahmen nicht greifen. Dann müssten sich Flugreisende, die über Frankfurt fliegen, bei der Einreise in andere EU-Länder einer erneuten Sicherheitskontrolle unterziehen. Eine solche Maßnahme wäre für das Image des Flughafens Frankfurt am Main verheerend. Der Rhein-Main-Flughafen ist nach London-Heathrow und Paris Charles de Gaulle der drittgrößte europäische Flughafen. Im Jahre 2013 wurden am Rhein-Main-Flughafen 58 Millionen Passagiere gezählt. Der Flughafen dient vielen Millionen Passagieren auch als Umsteige-Flughafen für die Weiterreise etwa nach Übersee. Bereits die Pilotenstreiks des zurückliegenden Jahres hatten dem internationalen Image des Rhein-Main-Airports geschadet.