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EU-Kommission
Vorerst kein kostenloses Interrail-Ticket für 18-Jährige

Europa erfahren mit der Bahn - dafür wollte CSU-Vize Manfred Weber jedem EU-Bürger ein Interrail-Ticket zum 18. Geburtstag schenken. Doch die EU-Kommission winkt ab: Das Projekt sei unbezahlbar. Stattdessen startet sie nun ein bescheideneres Programm.

Von Thomas Otto | 27.03.2017
    Ein junger Mann mit Zigarette schaut aus einem Zugfenster
    Europapolitiker Manfred Weber hatte ein Gratis-Interrail-Ticket zum Erkunden Europas vorgeschlagen (imago / UIG)
    Es soll zunächst ein einmaliges Projekt werden, mit dem die EU-Kommission 5.000 bis 7.000 jungen Europäerinnen und Europäern eine Reise in ein anderes EU-Land finanzieren will. Schulklassen oder einzelne Schüler ab 16 Jahren können sich auf diese Förderung von bis zu 530 EUR pro Kopf bewerben. Das gilt allerdings nur für Schüler und Klassen, die bereits auf dem EU-Portal eTwinning angemeldet sind und dort in diesem Schuljahr ein Bildungsprojekt angemeldet haben.
    Eingebracht hatte die Idee Manfred Weber, CSU-Mann im Europaparlament und Vorsitzender der EVP-Fraktion. Allerdings hatte er sich etwas anderes vorgestellt:
    "Die Interrail-Idee, dass wir jedem Jugendlichen, wenn er 18 Jahre wird, ein freies Interrail-Ticket geben, bleibt am Tisch. Auch, wenn jetzt die Kommissionsvorschläge enttäuschend sind. Aber das nimmt nichts von dem Ziel weg, dass wir das freie Interrail-Ticket für alle Jugendlichen wollen."
    Widerstreitende Berechnung der Kosten
    Die Frage nur: Wie finanzieren? Für das heute vorgestellte Projekt sollen 2,5 Millionen Euro aus dem Budget des Förderprogramms Erasmus + bereitgestellt werden. Ein Interrail-Ticket für alle Jugendlichen zum 18. Geburtstag ist aus Sicht der Kommission hingegen nicht bezahlbar. Immerhin soll das Geld dafür aus dem chronisch knappen EU-Haushalt kommen. Nach Berechnungen der Behörde würde das 2,3 Milliarden Euro kosten.
    Manfred Weber bezweifelt diese Zahlen:
    "Bei den konkreten Summen, über die wir reden, sind wir von den jetzigen Planungen auch in den Gesprächen, die wir mit den Interrail-Verantwortlichen führen, mittlerweile weit weg von diesen zwei Milliarden Euro, die immer wieder genannt werden, weil es natürlich Massentarife geben wird. Es wird auch ein spezielles Angebot geben, wie das für Jugendliche ausgestaltet werden kann. Das heißt, es wird deutlich kosteneffizienter werden. Und Europa muss auch das Recht bekommen, dass es mit europäischem Geld auch in Emotionen, auch in das Bewusstsein, Europäer zu sein, investieren darf."
    Weber geht von einem niedrigen dreistelligen Millionenbetrag aus. Es gäbe dazu bereits Gespräche mit Haushaltskommissar Günter Oettinger. Ziel bleibe weiterhin, mit dem Projekt ab Sommer 2018 zu starten. Das heute vorgestellte Programm könne nur ein Pilotprojekt sein, so Weber. Dass die Kommission die Idee eines Interrailtickets für alle weiterverfolgen wolle, davon war heute jedoch keine Rede.