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EUGH
Fusionsverbot für deutsche und US-Börse bestätigt

Gut drei Jahre nach der geplatzten Fusion mit der New Yorker Nyse Euronext hat die Deutsche Börse eine weitere Schlappe erlitten. Der EUGH erklärte, die EU-Kommission habe die Hochzeitspläne Anfang 2012 zu Recht durchkreuzt - um Wettbewerbsbeschränkungen zu verhindern. Die Deutsche Börse gibt sich jedoch noch nicht geschlagen.

Von Thomas Otto | 09.03.2015
    Die Richter am Europäischen Gerichtshof haben es noch einmal bestätigt: Aus der Hochzeit zwischen der Deutschen Börse in Frankfurt und der New York Stock Exchange wird nichts. Das hatte schon die EU-Kommission vor drei Jahren so entschieden. Die Brüsseler Wettbewerbshüter befürchteten eine Marktbeherrschende Stellung des neuen Unternehmens. Schließlich würde es dann 90 Prozent der weltweiten Transaktionen mit europäischen Papieren abwickeln. Die Deutsche Börse AG wollte sich damit nicht abfinden und zog vor den Europäischen Gerichtshof. Auch nach ihrer Niederlage halten die Frankfurter an ihrer Argumentation fest, erklärt Pressesprecher Frank Herkenhoff:
    "Wir sind allerdings nach wie vor der Meinung, dass die EU-Kommission damals eine zu enge Marktdefinition verwendet hat. Und wir werden heute, nachdem uns das Urteil zugegangen ist prüfen, ob wir dagegen Rechtsmittel einlegen werden."
    Schon vor drei Jahren war die Deutsche Börse der Ansicht: Die EU-Kommission habe den unregulierten Terminmarkt nicht mit berücksichtigt. Würde man diesen ebenfalls in die Betrachtung einbeziehen, wäre der Marktanteil deutlich niedriger zu bewerten gewesen. Um eine Revision zu beantragen, bleiben der Deutschen Börse nun zwei Monate Zeit.
    Die Entscheidung der Luxemburger Richter trifft die Deutsche Börse allerdings nicht unvorbereitet. Einerseits ist der Deal mit der New Yorker Börse unabhängig von der Entscheidung der Richter hinfällig: Die NYSE wurde mittlerweile von der US-Börse ICE übernommen.
    Außerdem hätten sich die Frankfurter mit ihrer Geschäftspolitik bereits darauf eingestellt, findet Stefan Bongardt, Analyst von Independent Research:
    Ton Bongardt "Das was möglich ist, wurde gemacht. Und jetzt guckt man halt so'n bisschen opportunistisch nach Asien, was natürlich für alle ein interessanter Markt ist. Aber da muss man mal abwarten, wie da die Perspektiven aussehen, weil die ja nicht nur vom Unternehmen abhängig sind, sondern auch von der chinesischen Regierung, die auch so ein bisschen ihre eigenen Interessen hat. Aber zumindest ist eine Wachstumsstrategie aufgezeigt worden, die an und für sich schlüssig ist. Und das ist eigentlich auch das, mit dem die Deutsche Börse derzeit nur hantieren kann. Größere Übernahmen sind derzeit nicht zu erwarten."
    Die gescheiterte Fusion mit der NYSE ist nicht ihr erster Schlag ins Wasser. Auch die Hochzeiten mit der europäischen Mehrländerbörse Euronext und mit der Londoner LSE mussten jeweils kurz vor dem Ja-Wort abgesagt werden. Vom Heiraten haben die Frankfurter wohl vorerst genug.