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Europa in der Krise

Trotz Schuldenschnitt in Griechenland, der Bewilligung des zweiten EU-Rettungspakets für das Land sowie des Fiskalpaktes zur Schuldenbegrenzung in den Eurostaaten ist die Krise noch nicht ausgestanden. Wie geht es weiter mit der Währungsunion? Vier Szenarien.

Von Caspar Dohmen | 20.04.2012
    Bernd Dittmann, Bundesverband der Deutschen Industrie: "Die deutsche Industrie geht weiter davon aus, dass es den Euro geben wird als einheitliche Währung und dass wir beieinander bleiben."

    Daniela Schwarzer, Stiftung Wissenschaft und Politik: "Im Moment scheint sich die Krise etwas beruhigt zu haben, aber wir dürften uns nicht täuschen lassen, dass natürlich im Hintergrund jede Menge passiert."

    Hans-Olaf Henkel, Eurokritiker: "Um den Euro zu retten muss man in der Tat die Ungleichgewichte in der Eurozone beseitigen."

    Drei Stimmen zur Lage in der Europäischen Währungsunion. Nur in einem Punkt sind sich alle einig: Trotz Schuldenschnitt in Griechenland für private Gläubiger, der Bewilligung des zweiten EU-Rettungspakets für das Land sowie des Fiskalpaktes zur Schuldenbegrenzung in den Eurostaaten ist die Krise noch nicht ausgestanden. Das Thema bleibt auf der politischen Agenda: Am Wochenende wollen die Euro-Staaten auf der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds bei anderen Industriestaaten und Schwellenländern für einen weiteren Hilfsfonds für klamme Euro-Staaten werben.

    Emsig arbeiten die Regierungen der 17 Eurostaaten an der Rettung der jetzigen Währungsunion. Ein Widerruf der Währungsunion, ja selbst ein Austritt einzelner Länder ist in den Verträgen auch überhaupt nicht vorgesehen. Aber gibt es überhaupt Alternativen zum jetzigen Euro-Rettungskurs und wenn ja, welche Chancen und Risiken wären damit verbunden? Vier Szenarien zeigen, wie es weitergehen könnte:

    Szenario eins: Griechenland scheidet aus dem Euro aus
    Hätten die Griechen noch die Drachme, würden sie wissen, was sie angesichts des Wirtschaftseinbruchs machen müssten: Sie würden die Drachme abwerten und ihre Wettbewerbsfähigkeit dadurch erhöhen. Dieser Weg ist Griechenland als Mitglied der Währungsunion aber versperrt. Als Anpassungsmechanismen gibt es seit dem Wechsel von Drachme zum Euro nur noch die Löhne und die Preise. Beide müssten deutlich sinken, damit das Land wettbewerbsfähiger wird. Doch schon jetzt ächzt das Land unter den Sparmaßnahmen. Kürzlich warben griechische Geschäftsleute in ganzseitigen Anzeigen in deutschen Tageszeitungen für Verständnis:

    "Griechenland hat sich zu dem härtesten Sparprogramm der neueren Geschichte verpflichtet. Heftige Steuererhöhungen sowie drastische Kürzungen bei Renten und Gehältern haben zur Reduzierung des primären Haushaltsdefizits von 24,7 Milliarden Euro auf 5,2 Milliarden Euro in nur zwei Jahren beigetragen ( ... )eine Entwicklung die sich dabei dramatisch auf die Lebensbedingungen aller Griechen ausgewirkt hat ( ... ) Geben sie Griechenland seine Chance."

    Schon jetzt sind die sozialen Folgen erheblich, wie sehr, beschreibt die griechische Filmemacherin Katharina Kitidi.

    "Von Januar bis September 2011 haben doppelt so viele Menschen bei den Hotlines für Selbstmordgefährdete angerufen verglichen mit 2010. Jeden vierten von diesen plagen finanzielle Probleme. Die Zahl der Lotteriespieler ist dramatisch gestiegen. Auch die Prostitution nimmt zu."

    Die Sparopfer der Griechen könnten am Ende aber vergeblich sein. Ein Griechenland-Austritt aus der Währungsunion ist nämlich noch nicht vom Tisch. Darauf weist Daniela Schwarzer von der Stiftung Wissenschaft und Politik – kurz SWP - hin:

    "Die Diskussion über ein Auseinanderbrechen der Eurozone hat sich stark verschärft und meiner Ansicht nach deswegen, weil man etwas hilflos vor dem Fall Griechenland steht, weil man Kredite gegeben hat, das Zweite Paket verabschiedet hat, jetzt sprechen wir über ein Drittes, und gleichzeitig man auf das Land blickt und trotz aller Entscheidungsfähigkeit der beiden Regierungen, die jetzt unter diesen Hilfspaketen agiert haben, gibt es fundamentale Probleme in dem Land, die noch nicht bewältigt sind. Und weil dieser Weg mit Griechenland so holprig ist, kommen viele zu dem Schluss, dass es doch die einfachste Lösung wäre, dass man sich von diesem Land trennt, bzw. das Land selber entscheidet zu gehen."

    Nach dem privaten Schuldenschnitt wird die griechische Staatsschuldenquote von 160 Prozent des Bruttoinlandsprodukts bis zum Jahr 2020 auf 120 Prozent sinken - vorausgesetzt es läuft alles optimal. 120 Prozent vom BIP - das ist immer noch doppelt so viel, wie die selbst gesetzte Staatsschuldenquote von 60 Prozent bei den Eurostaaten. Und es ist deutlich mehr als die 90 Prozent-Schwelle, bei der Staaten regelmäßig Probleme mit der Geldbeschaffung an Kapitalmärkten bekommen.

    Eine zentrale Krisenursache tangiert der Schuldenschnitt dabei allerdings gar nicht: Die Textilfabrik in Athen oder das Hotel auf Mykonos sind dadurch noch kein bisschen wettbewerbsfähiger. Deswegen fragt sich der Ökonom Kai Carstensen vom Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo:

    "Wollen wir solange warten und in der Hoffnung verbleiben, dass Griechenland es schafft oder wollen wir den Griechen früher eine etwas bessere Startbedingung geben?"

    Der Wirtschaftsforscher hält eine Diskussion über einen Euro-Austritt Griechenlands für richtig. Technisch ist die Einführung einer neuen Währung leicht handhabbar. Die Euroscheine könnten gestempelt und damit als neue Drachme kenntlich gemacht werden. Sie würden solange gelten, bis neue Geldnoten gedruckt wären.

    Bei dem Umtausch könnte Griechenland zwischen zwei Varianten wählen: Umstellung oder Währungsreform. Bei einer Umstellung werden Schulden und Guthaben gleich behandelt, so wie damals bei der Umstellung der DDR auf D-Mark. Bei einer Währungsreform hingegen kann der Staat unterschiedliche Umtauschfaktoren nutzen.

    Beide Varianten brauchen nicht viel Vorlauf: Sollte sich die Regierung Griechenlands also eines Tages für einen Austritt aus der Währungsunion entscheiden, dürften es die Bürger ganz plötzlich erfahren, so wie in Argentinien 2001. Dort hatte die Regierung über Nacht die Sparguthaben eingefroren und die Kapitalverkehrskontrollen eingeführt. Die großen Verlierer bei der Rückkehr Griechenlands zur Drachme wären die gewöhnlichen Bürger. Darauf verweist Daniela Schwarzer von der SWP:

    "Im Moment gehen die Schätzungen so weit, dass eine neu eingeführte griechische Währung wahrscheinlich im Vergleich zum Umstellungskurs zum Euro 50 bis 70 Prozent an Wert verlieren könnte. Das bedeutet, dass wenn sie Euroguthaben haben und die wurden umgestellt, auf eine neue Drachme, dann verlieren sie möglicherweise die Hälfte bis zu fast drei Viertel ihres Sparguthabens. Wenn das passiert, werden sich das Anleger in Portugal, vielleicht auch in Spanien und Italien angucken und sagen: Das sicherste was ich jetzt tun kann, ist mein Geld aus den Banken ziehen, weil ich mein Sparguthaben schützen will und wenn das in breitem Maße passiert, dann spricht man von einem sogenannten Bankrun."

    Bankrun: Sobald die Bürger fürchten, dass sie ihre alte schwache Währung bekommen, rennen sie zur Bank, um noch schnell vor dem Umtausch ihre Euro ins Ausland zu bringen. Allen ist klar: Pesete, Escudo und Lira werden innerhalb kürzester Zeit an Wert verlieren. Deshalb werden alle versuchen, ihre Euro über die Grenze zu schaffen. Käme es zu einer solchen Panikreaktion bei den Sparern, dann könnten schnell mehrere Tausend Milliarden Euro von den Konten abgezogen werden. Schlimm genug für die Banken. Diese verlören jedoch noch weiteres Geld, weil sie den Regierungen ihrer Heimatländer Kredite in Form von Staatsanleihen gegeben haben. Abtrünnige Kunden und hohe Abschreibungen auf Staatsanleihen: Damit wären die Banken komplett überfordert.

    Eine Kettenreaktion wäre die Folge: Denn dann könnten sich auch die Regierungen Portugals, Italiens oder Spaniens zum Euro-Austritt gezwungen sehen. Der Preis eines Austritts von Griechenland könnte also aufgrund des Ansteckungseffektes ziemlich hoch sein. Aber gesetzt den Fall, Europa geht das Risiko eines Staatsbankrotts ein - einschließlich einer Währungsreform und einer Rückkehr Griechenlands zur Drachme, wäre damit wenigstens für das Land etwas gewonnen? Bernd Dittmann, seit 13 Jahren Interessenvertreter der deutschen Industrie in Brüssel, bezweifelt das:

    "So ein Land wie Griechenland, das in hohem Maße auf Importe angewiesen ist, muss dann über eine stark abgewertete Währung versuchen, zunächst mal die Importe sicherzustellen, also es häufen sich unter Umständen sehr schnell wieder Schulden auf, die ich eigentlich gar nicht aufhäufen möchte."

    Der Industrie-Lobbyist geht davon aus, dass nach einer Währungsumstellung viele Unternehmer nur noch Waren nach Griechenland liefern würden, wenn sie in Euro bezahlt würden. Die Folge: In Griechenland würde eine Parallelwährung entstehen, so wie man es aus vielen Entwicklungsländern mit schwacher heimischer Währung kennt. Dort greifen die Menschen beim Einkauf häufig zum US-Dollar:

    "Also da entsteht eine Parallelwährung, sodass die Abwertung oder die Änderung von Euro auf Drachme gar keine Erleichterung bringt, sondern die Probleme, die wir haben, nur fortschreibt."

    Der Euro und Griechenland
    Kein Euro mehr für Griechenland? (picture alliance / dpa / Oliver Berg)
    Szenario 2: Ein Viererclub um Deutschland verlässt den Euro.
    Für diese Austrittsvariante wirbt Hans Olaf Henkel. Als er noch den Bundesverband der Deutschen Industrie führte, war er ein entschiedener Verfechter des Euro. Henkel arbeitet heute als Repräsentant der "Bank of America" und hat ein Büro in der Berliner Innenstadt. Seit einiger Zeit tritt er vor allem als Kritiker des Euro auf. Und er wirbt für einen Austritt des Quartetts Deutschland, Niederlande, Österreich und Finnland aus dem jetzigen Euroraum. Seine Idee: Die vier sollen eine eigene Währung gründen. Henkels Begründung: Diesen Club einen die gleichen Interessen - im Gegensatz zu den restlichen Staaten im Euroraum, einschließlich Frankreich:

    "Wir müssen nur den günstigsten Ausweg für Europa finden und ich finde das ist dieser: der geht so, dass wir den Euro da lassen, wo er ist und den Ländern lassen, die ihn haben wollen. Und dass die vier Länder, die sich an die Maastricht-Kriterien halten wollen, die die Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank wollen, aussteigen und für eine gewisse Zeit eine eigene Währung begründen. Der Vorteil für den Süden ist ganz offensichtlich."

    Die Folgen wäre erheblich, warnt Olaf Henkel:

    "Aber das kostet viel Geld, eine Menge der Bürgschaften, die wir gegeben haben, müssten wir abschreiben, viele der Papiere, die in, übrigens meist staatlichen Banken in Deutschland liegen, müssten abgewertet werden. Nur ich sage, das Geld ist sowieso schon weg, wir haben es nur noch nicht zugegeben. Und dann sage ich mir, ein Ende mit Schrecken ist immer noch besser als ein Schrecken ohne Ende also legen wir jetzt ordentlich was auf den Tisch, erhöhen wir die deutsche Staatsschuld und nennen das unser Austrittsticket."

    Szenario 3: Ein Euro-Sabbatical für mehrere Euroländer
    Eine gemeinschaftliche Währung der Südeuropäer hält der Chefökonom Kai Carstensen vom Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo aber auch für eine schlechte Idee. Die Probleme von Länder wie Griechenland, Portugal oder Spanien, so argumentiert er, haben unterschiedliche Ursachen und können besser mit einer unterschiedlichen Geldpolitik gelöst werden.

    Zu überlegen wäre deswegen, ob nicht gleich einige Länder - wie etwa Griechenland, Portugal oder Spanien - eine Auszeit aus der Eurozone nehmen. Dann – nachdem die Währungen neu zueinander justiert wären - könnten sie in die Eurozone zurückkehren. Übrig bleiben würde bei diesem Szenario ein Block von Euroländern wie Deutschland, Österreich, Finnland und die Niederlande. Anders als bei dem von Henkel propagierten Nordeuro würden zu diesem Block auch Frankreich, Belgien und Luxemburg zählen.

    Szenario 4: Rückkehr zur D-Mark
    Für eine Rückkehr zur D-Mark wirbt unter anderem der Ökonom Wilhelm Hankel, der - anders als Olaf Henkel - bereits gegen die Einführung des Euro war. Damals gehörte Hankel zu einer Reihe von Ökonomen, die auf die Risiken der Gemeinschaftswährung hinwiesen. Aber was wären die Folgen, wenn Deutschland gemeinsam mit anderen einen Nordeuro einführen - oder Deutschland im Extremfall zur D-Mark zurückkehren würde?

    Alle diese neuen Währungskonstellationen hätten für die Deutschen durchaus Vorteile: Mit einer starken Währung könnten Deutsche im Ausland deutlich günstiger einkaufen. Nicht nur Benzin, auch italienischen Wein. Und auch der Urlaub in der Türkei würde den Geldbeutel schonen. Zugleich könnten deutsche Firmen profitieren, die für ihre Produkte, Zulieferungen aus dem Ausland verarbeiten. Geschehen könnte dies alles, weil die neue Währung aufgewertet werden würde. Nur so könnten sich schließlich die Handelsungleichgewichte in Europa beseitigen lassen. Zudem dürfte der Aufwertungsdruck angesichts von Devisenzuflüssen aus dem Ausland anhalten. Daniela Schwarzer von der Stiftung Wissenschaft und Politik:

    "Denn man müsste damit rechnen, dass diese Währung, so wie auch die D-Mark das vor Einführung des Euro war, eine attraktive und starke Währung wird, und viel, viel Kapital aus den anderen Ländern der Europäischen Union dann in den deutschen Währungsraum fließt. Das bedeutet, dass der Aufwertungsdruck auf unsere Währung vermutlich überaus groß wäre. Wir haben das vor Einführung des Euro ja schon mal erlebt, wie die D-Mark Jahr für Jahr immer wieder aufwertete."

    17 Mal wertete die D-Mark zwischen 1948 und 1998 gegenüber anderen Währungen wie dem Dollar, der Pesete oder der Lira auf. Allerdings geschah diese Aufwertung schrittweise und Entsprechend langsam konnte sich die Industrie daran anpassen. Jetzt würde der Kurs des Nordeuro oder der D-Mark gegenüber Lira, Drachme und Pesete abrupt um bis zu 40 Prozent steigen. Darauf verweist Dirk Heilmann, Chefökonom bei der Wirtschaftszeitung Handelsblatt:

    "Also, die Verfechter eines Nordeuro sagen ja immer, die deutsche Industrie ist über Jahrzehnte hinweg damit klar gekommen, dass die D-Mark immer aufgewertet hat. Das ist sicher richtig, aber es wäre dennoch mit Sicherheit eine schockartige Aufwertung, die diese Erfolge der Lohnzurückhaltung des vergangenen Jahrzehnts wahrscheinlich mit einem Schlag auslöschen würde."

    Die Folge: Made in Germany würde auf einen Schlag teurer werden. Jeder dritte Job in Deutschland hängt jedoch direkt oder indirekt vom Export ab und deswegen hätte eine Rückkehr zur D-Mark - oder die Einführung eines Nordeuro - erhebliche Folgen. Zum Ausgleich der plötzlichen Preisnachteile könnten Firmen die Produktion ins Ausland verlagern oder niedrigere Löhne in Deutschland zahlen, sagt der Chefökonom vom Handelsblatt Dirk Heilmann:

    "Mit Sicherheit, das wäre die Folge, dass die Unternehmen, die das relativ schnell machen können, dann Produktion ins Ausland verlagern würden, wo es eben geht, also sprich in den Dollarraum oder auch vielleicht ins europäische Ausland."

    Allerdings gibt es ein Dilemma, das Befürworter der jetzigen Rettungspakete gerne unter den Tisch kehren. So gewichtig die Argumente für den Beibehalt der jetzigen Währungsunion sind, so richtig ist eben auch, dass die jetzige Rettung Geld kostet und ebenfalls Gewinner und Verlierer kennt. Zu den Verlierern gehört beispielsweise der deutsche Steuerzahler, zu den Gewinnern die deutsche Exportindustrie. Hans Olaf Henkel:

    "Es ist ein absurdes Exportförderungsprogramm der Deutschen, was es über einen zu schwachen Euro der deutschen Exportwirtschaft relativ einfach macht, den Süden Europas mit seinen Waren zu überfluten und dann vom deutschen Steuerzahler und deren Kindern erwartet, dass man die Folgen, die dadurch im Süden angerichtet wurden, der Allgemeinheit aufdrückt. Das halte ich für unmoralisch."

    Bernd Dittmann, Industrie-Lobbyist in Brüssel, hat beim BDI lange mit Henkel zusammengearbeitet, hält jedoch genau das Gegenteil für richtig. Dittmann plädiert für mehr Hilfen für Griechenland.

    "Wir brauchen sicher einen Marshallplan."

    Fazit: Viele Argumente sprechen für den eingeschlagenen Kurs der Eurorettung. Tatsächlich birgt die Rückkehr zur D-Mark - oder die Schaffung eines Nordeuro - erhebliche wirtschaftliche Probleme. Trotzdem weiß natürlich niemand, was die Zukunft bringt.

    Wie unsicher die Lage ist, sieht man daran, dass sich viele Unternehmen auf ein Auseinanderfallen der Euro-Zone vorbereiten. Als eines der ersten Unternehmen sprach der Versicherungskonzern Allianz darüber. Schon seit geraumer Zeit legt das Unternehmen die Gelder der Versicherten vornehmlich in dem Land an, aus dem der Kunde kommt. Der Versicherer konzentriert italienische Bonds in Italien oder französische Bonds in Frankreich. Trotzdem hält man in den Chefetagen das Ende des Einheitseuros für unwahrscheinlich. Manager begründen dies vor allem auch mit den gravierenden politischen Folgen eines Auseinanderbrechens der Währungsunion. Eine Meinung, die Daniela Schwarzer von der SWP teilt:

    "Und ich gehe davon aus, dass durch so einen Schritt enorm viele Tabus gebrochen werden würden und sich aus Sicht vieler Regierungen, die Zugehörigkeit zur Europäischen Union enorm relativieren würde. Das heißt, das Commitment zu der Sache, dass man drin bleibt und versucht es zum Erfolg zu machen, an Glaubwürdigkeit verliert und damit einzelne unilaterale und kurzfristig orientierte Handlungsoptionen plötzlich ganz normal werden."

    Der US-Ökonom und Euro-Fan Barry Eichengreen interessierte sich bereits 2008 für die Frage, ob der Euro trotz politischer Treueschwüre zerbrechen könnte. Er hielt die wirtschaftlichen, rechtlichen und technischen Hürden für überwindbar. Die wichtigste Stütze der Gemeinschaftswährung sah er in dem Rückhalt durch die politischen Eliten in Europa. Und die bekräftigt der CDU-Politiker Karl-Josef Laumann:

    "Ich gehöre zu den Politikern, die meinen, dass es unbedingt erreicht werden muss, dass dieses Europa zusammenhält, wenn wir einfach einmal eine Generation zurück denken, mein Gott, die Weltkriege in Europa, sie sind doch heute Gott sei Dank nicht mehr denkbar. Das hat doch mit der Europäischen Einigung zu tun. Deswegen finde ich, darf man nie die Währung nur als Währung sehen, sondern man muss dahinter auch immer die Einheit Europas sehen."
    Das Archivfoto zeigt D-Mark-Münzen im Wert zwischen einem Pfennig und fünf DM.
    Rückkehr zur D-Mark? (AP Archiv)