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Europa
Islands Zaudern mit der EU

Die isländische Bevölkerung ist in der Frage eines EU-Beitritts gespalten. Sie schwankt zwischen Patriotismus und Weltoffenheit. Vor allem Fischer und Bauern sehen die Europäische Union kritisch.

Von Fabian Mader | 12.12.2013
    Die Schauspielerin Solveig Arnarsdottir holt ihren Sohn vom Kindergarten ab. 500 Meter sind es nur zu ihrem Haus im Künstlerviertel Reykjaviks, das alle hier 101 nennen, wegen der Postleitzahl. Die Fassaden der Häuser sind rot, gelb oder blau. Winzige kleine Fischerhäuschen, selten mehr als zwei Stockwerke hoch, oft mit großen Fensterläden.
    Solveig Arnarsdottir hat zehn Jahre in Berlin gelebt und an der Ernst-Busch-Schauspielschule studiert. Sie fühlt sich in Europa kulturell zu Hause und hat jedes Abkommen unterstützt, das Island der EU näher gebracht hat.
    "Ich weiß noch als ich nach Berlin gezogen bin, 1993, damals war es schwierig, einfach eine Aufenthaltserlaubnis zu kriegen für Isländer. Und man musste ja nachweisen, was man da tut und woher das Geld kommt. Und dann mit dem EWR und vor allem dem Schengen-Abkommen, wurde das alles viel, viel einfacher."
    Mit dem Beitritt zur Europäischen Union sollte es für Isländer noch müheloser werden, sich in Europa zu bewegen. Und lange sah es nach schnellen, unproblematischen Beitrittsverhandlungen aus. Noch am 12.12.2011 – heute vor zwei Jahren – wurden fünf Kapitel in den Beitrittsverhandlungen eröffnet und vier unmittelbar danach abgeschlossen. EU-Diplomaten stellten Island in Aussicht, schon bald Mitglied zu werden.
    Fischer und Bauern sind mächtige Lobby-Gruppen
    Aber inzwischen ist das Land davon weiter entfernt denn je. Nach ihrem Wahlsieg vor sieben Monaten hat die neue konservative Regierung die Verhandlungen auf Eis gelegt – weitere Gespräche mit der EU lehnt sie ab.
    Sie weiß die Mehrheit der Bevölkerung hinter sich. Auf dem weiten Land ist die Stimmung anders als im Künstlerviertel 101 Reykjavik. Dort haben die mächtigen Lobbys der Fischer und Bauern das Sagen, und die halten nichts von dem EU-Beitritt.
    Die Insel Heimaey im Süden Islands. Zwei der größten Fischereiunternehmen des Landes haben im Hafen ihren Sitz. Für das kleine Land ist die Fischerei ein enormer Wirtschaftsfaktor. 40 Prozent des landesweiten Exports steuert der Industriezweig bei.
    Sigurgeir Kristgeirsson ist der Geschäftsführer von VSV – mit 90 Millionen Euro Umsatz im Jahr eines der größten Unternehmen des Landes. Wie praktisch alle Fischer steht er hinter der Entscheidung der Regierung, weitere Gespräche mit der EU abzulehnen.
    "Wenn wir Mitglied der EU wären, dürften wir die Ressourcen Islands nicht mehr nutzen: Also die Natur - die Fischgründe – die Wasserfälle und die Geysire – und davon leben wir."
    Kristgeirsson trägt während des Gesprächs übrigens Hausschuhe – genau wie sein Gast, alte isländische Tradition. Straßenschuhe sind im Sekretariat auszuziehen und abzustellen, die beiden Sekretärinnen händigen auf Wunsch Badelatschen aus. Gerade weil Kristgeiersson seine eigene Tradition ernst nimmt, sieht er neue Regeln aus Brüssel kritisch. Einige EU-Standards müssen Islands Unternehmer ja bereits erfüllen. Denn das Land arbeitet mit den EU-Staaten in einer Freihandelszone zusammen, der sogenannten EWR.
    Touristen stehen um die Wasserfontäne eines Geysirs
    Geysire gehören zu den Energiequellen Islands (picture alliance / dpa / Eric Nathan)
    "Wir hatten in den Fischbetrieben einige Kontrolleure aus Brüssel. Sie hatten eine lange Liste mit verschiedenen Regeln dabei und fragten dann, könnten wir die Fallen für die Kakerlaken sehen? Da haben die Isländer gesagt: Nein, können Sie nicht. Die Kontrolleure fragten: Warum? Und die Isländer sagten: Weil es auf der Insel keine Kakerlaken gibt. Da sagte der Typ von der EU: Woher wollen Sie das wissen? Sie haben keine Fallen."
    So etwas kommt bei den isländischen Fischern nicht besonders gut an. Es gibt auch echte Streitpunkte – etwa die Makrelen. Durch die Klimaerwärmung tauchen sie immer häufiger vor der isländischen Küste auf. Die Norweger bestehen darauf, die Makrelen zu fangen, wenn sie durch ihre Fischgründe schwimmen. Island lässt sich davon aber nicht beeindrucken und fängt sie einfach – gegen den Willen Norwegens und der EU.
    Am Ende geht es aber weniger um einzelne Streitfragen. Die Mehrheit der Fischer spürt ein diffuses Unbehagen über die fremde Macht aus Brüssel.
    "Alles, was wir von Brüssel bekommen, sind Vorschriften – sinnlose Vorschriften. Wir wissen sehr genau, wie man Fisch verarbeitet. Beamte, die in einem Büro in Brüssel sitzen, haben nicht diese speziellen Fähigkeiten, die wir haben."
    Diese speziellen Fähigkeiten lassen sich in der Fischverarbeitungshalle beobachten, sie liegt direkt im Hafen, nur wenige Meter vom Wasser entfernt. Auf riesigen Bändern werden Hummer, Barsch, Dorsch, Leng und Schellfisch sortiert und verpackt. Islands Fischgründe gehören zu den besten der Welt. Fast alles ist hier zu finden.
    "In der EU denken viele, Fischfang bedeutet, dass alte Männer mit einem Boot auf die See hinaus fahren und mit zwei, drei Fischen glücklich zurückkommen. Er hat keine ökonomische Bedeutung. In Island ist das anders. Wir sind abhängig von der Fischindustrie."
    Auch außerhalb der Fischverarbeitungshalle ist zu tun. Eben hat ein Kutter angelegt. Ein Kran holt Boxen mit Hering und Dorsch aus dem Bauch des Schiffs und stellt sie an Land wieder ab. Arbeiter schaufeln Eis in die Boxen, damit die Ware frisch bleibt. Gabelstapler nehmen sie anschließend mit und bringen sie in einen Container. Der Fang geht heute noch weiter nach England. Überhaupt sind die Hauptabnehmer des isländischen Fischs EU-Staaten. Dennoch haben auch die Arbeiter keine hohe Meinung von der Union.
    "Auf keinen Fall der EU beitreten. Ich bin dagegen."
    "Ich bin gegen den EU-Beitritt, damit wir die Kontrolle über unsere Fischgründe behalten und uns nicht von anderen sagen lassen müssen, wie wir damit umgehen – von Leuten, die nichts davon verstehen."
    Die isländischen Fischgründe
    Im Zentrum der Gemeinde Heimaey, rund 500 Meter vom Hafen entfernt, liegt ein großer Spielplatz. Direkt vor dem Rathaus. Von dort sind die Gletscher an der isländischen Küste zu erkennen. Bürgermeister Elliði Vignisson ist hier geboren – seine Vorfahren lebten schon im 16. Jahrhundert auf der Insel. Man kennt sich.
    "Es gibt vielleicht zwei oder drei EU-Befürworter auf den Westmänner-Inseln. Sie werden Probleme haben, mehr zu finden."
    Der Job des Bürgermeisters macht Vignisson automatisch zu einem Lobbyisten der Fischereiindustrie. Es gibt hier praktisch keinen Arbeitsplatz, der nicht irgendwie mit den Fischern zusammenhängt.
    Vor allem will er verhindern, dass die Europäische Union Einfluss auf das Quotensystem der Fischer nimmt. Jedes Unternehmen darf in Island nur eine bestimmte Menge einer Fischart fangen. Wer zufällig den falschen Fisch im Netz hat, bringt ihn dennoch mit an Land. Er kann sich das Recht – eine beliebige Menge von diesem Fisch zu fangen, bei der Konkurrenz leihen – gegen eine Gebühr versteht sich – dann darf er ihn verkaufen. Anders als die Fischgründe in der EU sind die isländischen nicht überfischt. Allerdings ist fraglich, ob die EU an diesem System wirklich etwas ändern würde.
    Es spielt wohl noch etwas Anderes eine Rolle bei den EU-Gegnern – etwas viel emotionaleres, erklärt der Bürgermeister.
    "Wir sind sehr patriotisch. Das ist auch eine Frage der Souveränität. Island ist erst seit kurzer Zeit unabhängig – unsere Großeltern wissen noch, wie es war, unter der Kontrolle des dänischen Königs zu stehen."
    Die Schauspielerin Solveig Arnarsdottir kommt in die Maske im Nationaltheater. Zunächst einmal wird sie ein wenig geschminkt und frisiert. Sie spielt heute Abend in dem Stück "Englar alheimsins". Jeder Isländer kennt die Geschichte von Paul, der verrückt wird, und am Ende seine Familie bedroht, das Buch lesen Schüler in der 10. Klasse.
    "Hat auch den isländischen Buchpreis gewonnen. Und den nordischen Buchpreis dann auch gewonnen. Und dann wurde später auch ein Film gemacht, was sogar für den Oscar nominiert wurde. Was in Island schon eine sehr große Sache ist, wenn ein Film nominiert wird."
    Die Isländer sind in vielen Bereichen erfolgreich und sie sind stolz darauf. Björk, Sigur Ros oder Emiliana Tourini – sind weltweite Musikstars. Der berühmteste Genforscher der Welt, Kari Stefansson, hat sein Labor in Reykjavik. 2008 galt die Insel mit ihren gerade einmal 318.000 Einwohnern als reichstes Land der Welt. Das hat das Selbstverständnis der Bewohner geprägt. Arnarsdottir glaubt, dass das auch in der Debatte über den EU-Beitritt eine Rolle spielt.
    Ein Fischerboot vor der Küste von Island
    Ein Fischerboot vor Island (picture alliance / dpa Foto: Uwe Gerig)
    "Also ich finde auch, teilweise die Argumente gegen den EU-Beitritt – die sind schon ziemlich patriotisch. Die Isländer haben irgendwie das Bild von sich selbst, dass sie etwas Besonderes sind. Nicht unbedingt besser – aber anders. Und indem man dieses Anderssein und Besonders sein sagt, ist schon sehr viel Patriotismus mit verbunden."
    Bei vielen Isländern gibt es daher die Angst, in diesem großen Orchester Europa nicht mehr gehört zu werden. In den Argumenten der Gegner geht es sehr viel auch um Bewahrung der eigenen Werte, der eigenen Identität, auf die Isländer besonders stolz sind.
    Am Theater haben Solveig Arnarsdottir und ihre Kollegen beschlossen, nicht mehr über Politik zu reden. Daher ist es gut, dass dieses Interview auf Deutsch stattfindet.
    Die Gespräche in den vergangenen Jahren waren anstrengend. Überall ging es nur noch um Politik. Denn nicht nur bei der Diskussion um den EU-Beitritt war und ist das Land tief gespalten.
    Um das zu verstehen, ist ein Blick auf das Jahr 2008 nötig. Die Banken hatten riskante Geschäfte gemacht und durch hohe Zinsen Geld in der ganzen Welt eingesammelt. Im Oktober 2008 krachte das ganze Gebäude in sich zusammen.
    Island wäre am Ende gewesen – hätten nicht der IWF und einige Staaten Notkredite gewährt. Die sonst so bedächtigen Isländer begehrten auf. Mit Töpfen bewaffnet zogen die Bürger vor das Parlament.
    Viele Künstler aus 101 Reykjavik mischten sich jetzt ein. Einer von ihnen ist Ottarr Proppé, Sänger der in Island populären Metalband Ham und bis dahin Lektor bei einem Verlag. Ottarr Proppé gibt eine interessante Figur im isländischen Parlament ab – der Rocksänger könnte mit seinem Vollbart ohne weiteres bei ZZ-Top einsteigen. Fehlt nur die Sonnenbrille. Er hat sich für ein braunes Cordjacket und einen Rollkragen-Pullover entschieden. Kompromisse gehören offenbar zum politischen Geschäft, nicht nur in Kleidungsfragen.
    "Bevor wir so richtig wussten, was vor sich ging, wurden wir gewählt. Wir mussten über Nacht herausfinden, was es heißt, ein gewählter Politiker zu sein."
    Seine politische Karriere begann mitten in der Krise im Stadtrat von Reykjavik. Sein bester Freund Jon Gnarr, damals schon einer der bekanntesten Kabarettisten des Landes, rief ihn eines Abends an.
    "Jon sagte, die Lage ist ziemlich schlecht, warum gründen wir keine Partei? Und ich sagte, ok, schau‘n wir mal, was passiert."
    Weitere Künstler kamen dazu – man traf sich regelmäßig in Jon Gnarrs Küche und erarbeitete ein Programm – zunächst war das eher Realsatire – die Neupolitiker versprachen etwa kostenlose Handtücher in Schwimmbädern – und nahmen einen Wahlsong zur Melodie von "The Best" auf.
    Mit dem Song traten sie vor drei Jahren bei der Bürgermeisterwahl in Reykjavik an. Niemand rechnete wirklich mit einem Erfolg. Aber dann bekam die Künstlerpartei spektakuläre 34,7 Prozent. Jon Gnarr wurde Bürgermeister von Reykjavik, Ottarr Proppé eine Art Schulsenator.
    Andere Art der Politik
    Vor allem ist die Art, wie Politik gemacht wird, anders. Klassische politische Phrasen sind aus dem Stadtrat nicht mehr zu hören, stattdessen tritt Bürgermeister Jon Gnarr schon mal als Dragqueen bei einer Schwulenparade auf.
    Inzwischen ist die Partei sogar mit einigen Abgeordneten im Parlament vertreten. Proppé sitzt daher seit diesem Jahr gar nicht mehr im Stadtrat, sondern im Parlamentsgebäude gegenüber. Er setzt sich dort auch für einen baldigen Anschluss Islands an die EU ein.
    "Island ist sehr abhängig vom Export und Import – nicht nur von Gütern, sondern auch von Ideen. Wir können nur einige wenige Dinge sehr gut. Zum Beispiel Dorschfischen oder Handballspielen. Aber es gibt viele Dinge, in denen können wir niemals Experten werden. Wir werden nie unsere eigenen Autos herstellen oder Medizin entwickeln. Deshalb ist für uns wichtig, Teil diesen großen Prozesses zu sein."
    Auf der Fischerinsel Heimaey sieht man das ein wenig anders. Sigurgeir Kristgeiersson, Geschäftsführer eines der größten Fischereiunternehmen des Landes, hält solche Theorien für naiv.
    "Island wäre in der EU ein kleiner Außenpunkt, der niemand wirklich interessieren würde."
    Die Westmännerinseln sind zwar nur eine halbe Stunde mit der Fähre vom Festland entfernt. Dennoch trennen die Menschen dort von denen in der Hauptstadt Reykjavik Welten, findet Kristgeirsson. Jemand wie Jon Gnarr wäre hier auf dem Land niemals zum Bürgermeister gewählt worden.
    "Jon Gnarr ist wenigstens ehrlich: Er sagt den Leuten: ich bin ein Clown. Und wenn ihr mich wählt, bekommt ihr auch einen Clown. Da hat er absolut Recht. 30 Prozent haben ihn in Reykjavik gewählt. Das sagt viel mehr aus über die Leute in Reykjavik, als über ihn."
    Nicht nur in der Frage des EU-Beitritts empfiehlt der Unternehmer Kristgeirsson den Bewohnern der Hauptstadt mehr Realismus.
    "Diese Leute sind uns sehr fern. Meine Eltern waren arme Leute im Westen, mein Vater ein Landwirt und kleiner Fischer, und für mein Studium musste ich jeden Cent selbst verdienen. Die meisten dieser Leute in Reykjavik wissen nur, dass das Geld da ist. Sie haben keine Ahnung, woher es kommt."
    Es dauert nur wenige Minuten, um mit der Fähre von den Westmänner Inseln nach Island zu kommen. Von sind es rund zwei Stunden mit dem Auto nach Reykjavik.
    Am Fuße des Eyjafjallajökull, dessen Rauchwolke vor drei Jahren den Flugverkehr in Europa lahm legte, liegt die Schafszucht von Runólfur Maack und Benedikta Haukdal.
    Schafe grasen vor einem Felsen auf Island. Einige Schafe stehen in den Felsen
    Grasende Schafe auf Island (dpa / Thomas Hätrich)
    "Das hier heißt Tranki, das ist der Name einer Insel."
    Sie benennen die neu geborenen Tiere nach einem bestimmten Thema. Dieses Jahr ist die griechische Mythologie dran. Auch Europa steht auf der Liste, ob sie wirklich zum Zuge kommt, ist allerdings offen. Andere Namen sind die Favoriten. Etwa Athene…
    "Oder Venus – aber nicht alle sind Götter."
    Wenn es sich das Ehepaar aussuchen könnte, dann bliebe Island Europa einfach so fern wie möglich. Genau wie die Fischer haben auch die Bauern Angst: Was, wenn die Schutzzölle fallen? Drängen dann internationale Konzerne auf den Markt? Haben dann die einheimischen Bauern mit ihren Produkten noch eine Chance?
    "Wir haben Geschichten aus Finnland gehört – am Anfang gab es viel Unterstützung. Aber dann wurde es immer weniger."
    Zum nächsten Hof sind es locker fünf Minuten, mit dem Auto. Man könnte es einsam nennen, für Runólfur Maack trifft seine Situation das Adjektiv frei aber besser. Mehr Integration möchte er nicht, seine eigene Unabhängigkeit ist ihm genau wie die des Landes viel zu wichtig.
    "Wir dürfen nicht unter Kontrolle geraten. Das ist alles. Wir sind eine unabhängige Nation und ich will nicht, dass unsere natürlichen Ressourcen unter fremde Kontrolle kommen."
    Die Schauspielerin Solveig Arnarsdottir bereitet sich auf ihren Auftritt vor. In 30 Minuten beginnt Englar Alheimsins, sie spielt darin die Mutter des Hauptdarstellers an Islands Nationaltheater.
    Der Bauernverband gibt eine eigene Zeitschrift heraus, die meisten Bauern und auch andere Bürger lesen die Zeitung. Solveig Arnarsdottir blättert ab und zu darin herum.
    "Das besteht zu 80 Prozent aus Anti-EU. Und zwar wird dann einfach wirklich gesagt, wenn wir der EU beitreten, wird es keine Landwirtschaft in Island mehr geben. Oder dann werden hier Tiere importiert und die isländischen Tiere bekommen alle Krankheiten und sterben. Also, wo man einfach sagt, seid ihr wahnsinnig? Nein, so ist es nicht!"
    Solveig Arnarsdottir ist mit ihrer Pro-Europäischen-Haltung natürlich nicht alleine. Aber die Mehrheit der Landbevölkerung steht hinter der Entscheidung der Regierung, weitere Verhandlungen mit der EU abzulehnen.
    Island ist ein gespaltenes Land. Während in Reykjavik die Künstlerpartei von Jon Gnarr regiert und gute Chancen auf eine Wiederwahl hat, haben sich im Parlament die alten Kräfte wieder durchgesetzt.
    Die Schauspielerin Solveig Arnarsdottir tut sich schwer mit dem Gedanken, dass sich die Fischer und Bauern durchgesetzt haben. Dass Island nun wieder zwei Schritte zurück macht – nachdem es nach der schweren Finanzkrise 2008 auf Europa zugegangen war.
    "Wir leben ja in einer Welt, die zusammenhängt. Man kann sich als Land also nicht isolieren und so tun, als würde man von den anderen nichts wissen."