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"Europa - wo die Tiere und Kinder glücklich sind"

Ja, ich bin vielleicht mehr als froh, ein Europäer zu sein. Für mich ein Europäer zu sein ist, ein Optimist zu sein, der dynamisch ist und auch versucht, immer sein Leben und das Leben seiner Familie durch Arbeit zu verbessern.

Von Andrej Kurkow | 25.05.2009
    Europa ist, wo die Tiere und Kinder glücklich sind, wo gibt es viele Parks, viele Fußgangzone, auch in kleine Städte, wo die Leute freundlich sind und oft lachen, viel öfter lachen als weinen oder trübselig sind.

    Meiner Meinung nach, es gibt ein bestimmtes politische Existenzialismus, das bedeutet, dass Europa immer versucht, politisch zwischen zwei Teile der Waage bleiben. Es gibt auch vielleicht nicht genug Selbstironie. Auch die Literatur ist zu seriös manchmal und sehr ernst. Auch vielleicht Europa sieht öfter aus als eine politische Aktiengesellschaft, wo die Länder, die weniger Aktien haben, sind nicht zu hören, wie Griechenland oder Portugal.

    Was finde ich toll in Europa, dass Europa neugierig ist. Die Leute sind neugierig, über andere Kulturen und andere Länder zu wissen, mehr zu wissen. Auch das Europa naturfreundlich ist, das ist ein Territorium, wo in Parken und Naturschutzgebiete zum Beispiel wenn die Straßenbahnen durch diese Straßen oder Naturschutzgebieten gehen, die Leute, die Europäer Tunnels bauen oder Brücke für Tiere.

    Welches Europa wünschten Sie sich? Vielleicht viel belesen, sehr aktiv, dynamisch und grenzländerfreundlich, auch ukrainefreundlich, ich meine.

    Eine kleine Stadt, die früher, 300 Jahre vorher, als "Festung Viborg" bekannt war, das war eine kleine, schwedische Stadt, die jetzt ist in Nordwesten von Sankt Petersburg. Und ich war dort viele Male in sowjetischer Zeit und war immer wirklich gewundert, wie kann man solche Stadt bauen und dort wohnen, weil, wenn Sie Hauptstraße entlanggehen ganze Zeit, in das Ende finden sie sich in einem Wald auf Wanderweg und das, das ist ein wunderschönes Gefühl. Das ist eine europäische Stadt, die ist freundlich und vielleicht bewohnerfreundlich auch.

    Zweite Ort ist Vilnius, das ist die gemütlichste Hauptstadt Europas, meiner Meinung nach. Ich gehe jetzt oft dort und das ist wunderbar, wirklich, dass man kann wirklich aus einem kleinen Berg die ganze Stadt sehen.

    Kurzbiografie:
    Andrej Kurkow, geboren 1961 in St. Petersburg, damals Leningrad, und aufgewachsen in Kiew. Er studierte Sprachen am Kiewer Fremdspracheninstitut - er spricht Englisch, Japanisch und neun weitere Sprachen - und arbeitete vor dem Militärdienst für kurze Zeit als Herausgeber einer Ingenieurzeitschrift. Anschließend absolvierte Kurkow in den renommierten Dovshenko-Filmstudios eine Ausbildung zum Kameramann und begann, Drehbücher zu schreiben, nach denen bis heute mehr als 15 Filme gedreht wurden. Für das Drehbuch "Ein Freund des Verblichenen", basierend auf einer eigenen Erzählung, wurde er 1997 beim Felix-Preis in der Kategorie "Bester Europäischer Drehbuchautor des Jahres" nominiert.
    Kurkow verfasste außerdem viele Erzählungen und Kurzgeschichten, die in russischen Zeitungen und Zeitschriften abgedruckt wurden. Neben vier Kinderbüchern hat er bislang acht Romanen für Erwachsene geschrieben. Sie sind dem Krimigenre zuzurechnen, spielen in Russland oder der Ukraine und zeichnen sich durch einen scharfen, ironischen Blick auf das Leben in der postsowjetischen Gesellschaft aus. Mit seinem ersten Roman, "Bikfordov mir" (1993), wurde Kurkow 1994 für den Russischen Booker Prize nominiert. Im selben Jahr erhielt er für seine Erzählung "Liebeslied eines Kosmopoliten" ein Stipendium der Heinrich-Böll-Stiftung. Im deutschsprachigen Raum erschienen unter anderem der Roman "Picknick auf dem Eis" (1999) und "Pinguine frieren nicht" (2003). Zuletzt veröffentlichte er "Herbstfeuer" (2007), eine Sammlung von Erzählungen. Im September 2009 erscheint ein neuer Roman, "Der Milchmann in der Nacht". 2008 war Kurkow "Writer in Residence" an der Universität Innsbruck.
    Seit 1996 lebt Andrej Kurkow als Schriftsteller sowie als freier Mitarbeiter bei Radio und Fernsehen in Kiew.


    Mehr zur Europawahl finden Sie auf den Seiten der Bundeszentrale für politische Bildung.