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Europäische Asylbehörde
Sinkende EU-Flüchtlingszahlen

Laut europäischer Asylbehörde EASO haben im vergangenen Jahr rund 664.000 Flüchtlinge Schutz in einem der EU-Mitgliedstaaten beantragt. Damit sank die Antragszahl im Vergleich zu 2017 um zehn Prozent. Deutschland ist nach wie vor das Land, das von ankommenden Menschen am häufigsten angesteuert wird.

Von Christoph Schäfer | 24.06.2019
Ein Polizeiwagen und eine Gruppe von Migranten auf einem Feld vor einem bayrischen Dorf.
In Deutschland werden die meisten Asylanträge innerhalb der EU gestellt (Getty Images Europe / Johannes Simon)
Etwa 184.000 Menschen haben in Deutschland 2018 Asyl beantragt. Das ist rund ein Fünftel weniger als noch im Jahr 2017. Diese Zahlen gehen aus der Statistik von EASO hervor, dem Europäischen Unterstützungsbüro für Asylfragen. Für ihre Auswertung hat es auch Anträge von Menschen berücksichtigt, die bereits Asyl eingereicht hatten.
Zum siebten Mal in Folge ist Deutschland das Land in der EU, in dem die meisten Menschen internationalen Schutz suchen. Die Spitzengruppe bildet sich laut Nina Gregori, Geschäftsführerin der Asylbehörde, so:
"Frankreich, Griechenland, Italien und Spanien. Zusammen haben diese fünf Länder fast drei Viertel aller Asylanträge auf sich vereinigt, die im EU-Raum und darüber hinaus beantragt worden sind."
Also dem EU+ Raum, wie EASO in ihrem Bericht schreibt: die 28 EU-Mitgliedstaaten plus Norwegen, Schweiz, Island und Liechtenstein. In all diesen Staaten haben nach Angaben der Behörde im vergangenen Jahr knapp 664 000 Menschen Asyl gesucht.
Es handele sich dabei um einen Rückgang im dritten Jahr in Folge. Zum Vergleich: 2015 haben noch 1,4 Millionen Menschen Asylanträge in der EU beantragt. Die meisten davon, gut ein Viertel der Gesamtzahl, stellten Menschen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak.
Faire Verteilung notwendig
Auch angesichts sinkender Zahlen - laut EASO muss die EU ihr Asylsystem überdenken: Etwa ein überarbeitetes Dublin-Abkommen. Und: gleichermaßen Solidarität zwischen den Mitgliedsstaaten. Henrik Nielsen von der Europäischen Kommission:
"Alle Staaten im Mittelmeerraum müssen ihrer humanitären Aufgabe nachkommen und Menschenleben retten. Das gelte für Mitgliedsstaaten und auch für nordafrikanische Staaten."
Wenn es um die faire Verteilung von Asylsuchenden untereinander geht, dann sind es aber vor allem Mitgliedstaaten wie Ungarn und Polen, die keine Migranten aufnehmen wollen. Nielsen zufolge geht es dabei auch um Nachhaltigkeit. Er sagt,
".. dass die EU einen Mechanismus brauche, der gewährleistet, dass kein Mitgliedstaat eine ungleiche Bürde tragen muss, wenn es um die Aufnahme und Verteilung von Flüchtlingen geht. Gleichzeitig ginge es darum, ein krisenfestes Asylsystem herzustellen - auch wenn die EU sich derzeit nicht im Krisenmodus befinde."
Mehr Migranten aus Venezuela
Die ersten Monate im Jahr 2019 zeichnen ein neues Bild: Die Zahl eingereichter Asylanträge steigt. Besonders Menschen aus Afghanistan suchen Schutz in der EU - und Menschen aus Venezuela. Es gebe bestimmte Mitgliedsstaaten, in die Menschen aus Lateinamerika gingen, meint Nina Gregori.
Vorwiegend gingen sie nach Spanien, wegen der Sprache, wegen der Kultur und dieser Trend würde sich weiter fortführen, da die Krise in Venezuela laut Gregori andauert.
Es handelt sich um rund vier Millionen Menschen, die aus dem krisengeschüttelten Venezuela in die EU kommen. Die Asylbehörde betont jedoch: bei der Zunahme für die ersten Monate im Jahr 2019 gebe es keine Hinweise auf eine Trendwende. Laut EASO muss der Zuwachs im Kontext der vergangenen Jahre gesehen werden. Also im Zusammenhang mit stark gesunkenen Zahlen.