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Europäische Musikstudenten an deutschen Hochschulen
Die Cellistin Amarilis Dueñas Castán

Heute präsentieren wir Ihnen den zweiten Teil unserer Reihe von Reportagen, in der wir sechs Musikstudenten aus sechs verschiedenen europäischen Ländern vorstellen, die in Deutschland Musik studieren und die von ihren Wünschen, Hoffnungen, Zielen und Vorstellungen erzählen - wie die Spanierin Amarilis Dueñas Castán, die in Köln Cello studiert.

Von Peter Krause | 23.01.2017
    Die Cellistin Amarilis Dueñas Castán spielt auf ihrem Instrument
    Zum Cellostudium von Spanien nach Köln: Amarilis Dueñas Castán (Ketil Haugsand)
    Musik: Bach, Suite No 1
    "Meine Erfahrung in die Musikhochschule von Valladolid ist nicht die beste, aber glücklicherweise kannte ich schon Maria Kliegel, sie ist meine Lehrerin hier, Professorin, deswegen hatte ich schon einen guten Beeinfluss, also eine gute Weg zu folgen."
    Amarillis Dueñas Castán kommt aus der nordspanischen Stadt Valladolid, die etwa 200 Km nördlich von Madrid liegt. Die 18-jährige studiert seit Beginn des Wintersemesters Cello an der Hochschule für Musik in Köln. Ihre Professorin dort kennt sie aber schon seit ihrer Kindheit, da Maria Kriegel damals in Spanien gelehrt hat. Castán war nach der Begegnung mit ihr davon überzeugt, dass sie ihr Instrument nur dann perfekt beherrschen würde, wenn sie auch in Zukunft Unterricht bei Kliegel hat.
    Musik: Bach, Suite No 1
    Also begann sie Deutsch zu lernen an einer Sprachschule und hatte das Glück, dass ihre Lehrerin dort mehr an freiem Sprechen als an Grammatik interessiert war, wodurch Amarillis Dueñas Castán die neue Sprache sehr viel leichter fiel. Eine Hochschule in Spanien kam allein schon wegen der hohen Kosten nicht in Frage, ihr Ziel hieß deshalb nicht Madrid, sondern Köln.
    "Die Musik in Spanien ist nach und nach wenig geliebt und deswegen, wenn man Musik gut lernen möchte, muss man bezahlen, z.B. in Reina Sofia in diese Schule muss man wirklich viel bezahlen."
    Hochschulatmo
    "Also es gibt kleine Sachen, die man macht, aber generell gibt es nicht eine Meinung, also ein Gefühl, das sagt: Wir müssen Musik unterstützen oder eigentlich die Kultur ja. Spanien hat so viel Kultur und Geschichte, es gibt überall etwas, aber, naja, die Zeit jetzt in Spanien ist nicht für die Kultur, sondern für andere Sachen. Ich weiß nicht welche, aber die Wirtschaftskrise ist noch da."
    Der Cellistin aus Spanien ist die Art, wie hier in Deutschland gelehrt und gelernt wird, auch deshalb sehr angenehm, weil die Kurse mehr mit Spielpraxis als mit Notenlesen oder Musikgeschichte zu tun haben.
    "Also in Spanien lernt man ganz viel über Musiktheorie, vielleicht zu viel, weil man hat viel Unterricht aber keine Zeit. Und manchmal ist es zu viel. In Deutschland ist es intensiver die Kenntnissen von den Instrument, also das ist wichtiger als die Theorie."
    Musik: Bach, Suite No 1
    "Meine Eltern hatten zuhause die CDs von Rostropowitsch und Haydn Cello-Concertos. Es gab auch ein Programm in Fernsehen, das ich wirklich viel gesehen habe und auch bin ich in verschiedene Konzerte gegangen zu sehen. Aber es gibt wirklich keinen Grund, dass ich sagen kann, deswegen spiele ich Cello. Ich wusste es - und so einfach ja."
    Als Dreijährige war Castán bereits der Musik verfallen. Zuhause hörten ihre Eltern immer besonders gerne klassische Werke, also wünschte sie sich, als sie ein paar Jahre später auf eine Musikschule in Valladolid ging, ein Cello. Das Problem dabei: Dieses Instrument kostete 25 000 Euro. Glücklicherweise fand sich ein Onkel, der das Geld vorstreckte, damit Dueñas Castáns innigster Wunsch in Erfüllung gehen konnte.
    "Als ich 14 Jahre alt war, 13, ich war in die Schule ab 9 Uhr bis halb 5 und danach in die Musikhochschule ab 6 Uhr bis 10 Uhr abends. Also das war ein bisschen kompliziert, weil ich nicht so viel Zeit hatte, um alles zu machen, also die Hausaufgaben und Cello üben."
    Musik: Bach, Suite No 1
    Man hält oder spielt das Cello in Deutschland nicht anders, als man es in Spanien tun würde, es gibt laut Amarillis Dueñas Castán keine nationalen Unterschiede was die Handhabung betrifft, nur die Mentalität, ihre Herkunft macht sich manchmal bemerkbar.
    "Es gibt keine spanische Schule. Nur vielleicht in Renaissance-Musik, nicht Technik. Also es gibt keine spanische Technik, aber man kann merken vielleicht, wenn man spanisch ist, weil man ein bisschen mehr temperamental ist. Also vielleicht generell sind die Spanier ein bisschen mehr leidenschaftlich als andere, also auch z.B. in die Triole, wir machen die nicht genau richtig, sondern bisschen Torero sozusagen."
    Sie improvisiert manchmal, schreibt auch eigene Kompositionen im Barockstil, aber das sind Stücke, die sie ausschließlich zuhause spielt um zu entspannen. Die junge Instrumentalistin bekennt Musik zu schreiben wie andere ihr Tagebuch.
    "Mit Bach Cello-Suiten habe ich viel gelernt, auch wegen meinem Lehrer in Spanien. Ich habe sehr viele Meisterkurse besucht mit sehr guten Barock-Cellisten deswegen das war auch eine sehr große Hilfe. Vielleicht das ist für mich sehr natürlich, ein sehr natürliches Repertoire. Bei Neue Musik, das ist nicht meine Lieblingsart von Musik. Aber das möchte ich lernen natürlich, finde es interessant, also z.B. Ligeti-Sonate oder Hindemith-Sonate, das ist eine Literatur, das ich nicht 100% verstehe. Noch."
    Sie ist fast noch ein Teenager, verfolgt aber konsequent und unbeirrt ihr Ziel. Denn sie weiß, seit sie ein kleines Kind war, ganz genau, was sie will und wo das alles hinführen soll.
    "Also mein Traum, als ich 3 Jahre alt war, ist immer natürlich eine Solistin zu sein. Aber natürlich das ist ein sehr schwerer Weg, aber naja, ich muss arbeiten und mal sehen, was es passiert. Aber der Traum ist das, eigentlich."
    Musik: Cassado, Cello Suite