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Europawahl
Überraschende Schlappe für Rechtspopulist Wilders in den Niederlanden

Bei der Europawahl zeichnet sich nach Schließung der ersten Wahllokale eine Überraschung ab. Prognosen aus den Niederlanden zufolge dürfte die europakritische und islamfeindliche Freiheitspartei von Geert Wilders an dritter oder vierter Stelle liegen. Die Demoskopen hatten die PVV monatelang in Umfragen vorn gesehen.

22.05.2014
    Der niederländische Politiker Geert Wilders vor einem Verkehrsschild
    Geert Wilders trifft heute Marine Le Pen (picture-alliance / dpa / Robin Utrecht)
    An erster und zweiter Stelle liegen demnach die pro-europäischen linksliberalen Demokraten 66 und die Christdemokraten, wie das niederländische Fernsehen unter Berufung auf die Forschungsgruppe Ipsos berichtete. Befragt wurden 40.000 Wähler. Die offiziellen Ergebnisse sollen am Sonntag bekanntgegeben werden.
    Große Gewinne verbuchte nach diesen ersten Zahlen vor allem die D66. Sie käme auf 15,6 Prozent und läge damit fast gleichauf mit den Christdemokraten (15,2). Wilders-Partei für die Freiheit (PVV) landete demnach bei 12,2 Prozent. Das wären knapp fünf Prozentpunkte weniger als 2009. Wilders hatte ankündigt, mit anderen rechten Gruppen in Brüssel eine Allianz eingehen zu wollen.
    Möglicherweise kann sich auch noch die rechtsliberale Regierungspartei VVD vor Wilders schieben. Sie verbuchte den Angaben zufolge leichte Gewinne und rangiert bei 12,3 Prozent. Ihr sozialdemokratischer Koalitionspartner büßte dagegen fast drei Prozentpunkte ein und stünde bei 9,6 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag mit etwa 37 Prozent etwa ebenso hoch wie 2009. Rund 12,5 Millionen Bürger waren aufgerufen, die 26 niederländischen Abgeordneten neu zu bestimmen.
    Keine Prognosen aus Großbritannien
    In Großbritannien, wo am Donnerstag ebenfalls gewählt wurde, rechnen Demoskopen mit deutlichen Gewinnen für die rechtsgerichtete UKIP mit ihrem Vorsitzenden Nigel Farage, die vor allem mit einem EU-Austritt und dem Thema Zuwanderung Stimmung gemacht hat. Letzte Umfragen vor der Wahl sahen sie mit bis zu 30 Prozent als stärkste politische Kraft. Die Briten bestimmten 73 der 751 EU-Abgeordneten. Prognosen wurden am Abend nicht bekanntgegeben.
    Nach den Niederländern und den Briten sind heute die Iren und Tschechen bei der Europawahl an der Reihe. In Tschechien dürfte Umfragen zufolge die neue Bewegung ANO des Großunternehmers Andrej Babis ihren Höhenflug fortsetzen. Die Protestpartei liegt demnach als stärkste Kraft knapp vor ihrem Regierungspartner, den Sozialdemokraten (CSSD). In Irland rechneten Demoskopen mit einem starken Abschneiden der linksgerichteten Sinn-Fein-Partei des ehemaligen IRA-Mannes Gerry Adams. Die Iren nutzten EU-Abstimmungen schon öfter zum Protest gegen die Regierungspolitik in Dublin.