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Eurotunnel in Calais
Frankreich und Großbritannien bauen Mauer gegen Flüchtlinge

Noch immer sitzen tausende Flüchtlinge, die nach England wollen, in Calais in einem wilden Camp fest. Immer wieder versuchen sie, auf eine Fähre oder einen Lastwagen zu gelangen, um es über den Ärmelkanal zu schaffen. Frankreich und England wollen nun eine Mauer rund um den Hafen und die Zufahrtsstraße bauen, um die Flüchtlinge daran zu hindern.

07.09.2016
    Flüchtlinge stehen am Rande einer Autobahn, auf der Lkws fahren. Über der Straße weist ein Schild Richtung Eurotunnel.
    Flüchtlinge versuchen an der Zufahrt zum Eurotunnel immer wieder in Lkws zu klettern, um nach England zu kommen. An dieser Zufahrt soll nun eine Mauer gebaut werden, die die Migranten davon abhalten soll. (PHILIPPE HUGUEN / AFP)
    Die Bauarbeiten für die vier Meter hohe und einen Kilometer lange Mauer sollen noch diesen Monat beginnen, erklärte das Innenministerium in London. Das Bauwerk soll einen bereits bestehenden Zaun am Eingang zum Eurotunnel und rund um den Hafen ergänzen. "Wir haben den Zaun gemacht, jetzt machen wir eine Mauer," sagte Innenstaatssekretär Robert Goodwill vor Parlamentariern. Die Mauer soll 2,7 Millionen kosten, finanziert wird sie von der britischen Regierung.
    Frankreich und Großbritannien hatten sich im März auf den Mauerbau geeinigt. Nach Angaben eines französischen Behördenvertreters soll der Bau bis Ende des Jahres fertiggestellt werden. Pläne vom Juli zeigen, dass die einen Kilometer lange Mauer an beiden Seiten der Straße aus glatten Betonwänden bestehen soll, um das Überklettern zu erschweren.
    Lkw-Fahrern drohen Strafen
    Immer wieder stoppen Flüchtlinge vor dem Eingang des Hafens von Calais mit Barrikaden Lastwagen, um an Bord der Fahrzeuge versteckt auf Fähren zu gelangen. Transportunternehmen kritisieren die Zustände schon seit Langem als unhaltbar. Denn: Wer als Lkw-Fahrer einen Flüchtling über die Grenze bringt - auch unwissentlich - dem drohen Strafen.
    Blick auf das Flüchtlingslager in Calais, das auch als "Dschungel" bezeichnet wird, im August 2016.
    Blick auf das Flüchtlingslager in Calais im August 2016. (AFP / PHILIPPE HUGUEN)
    Am Montag hatten französische Lkw-Fahrer und Bauern die Zufahrtsstraßen von und nach Calais blockiert und die Schließung des wilden Flüchtlingslagers am Hafen von Calais, des sogenannten Dschungels, gefordert. In dem Lager leben tausende Flüchtlinge, die nach England weiter wollen. Die Bewohner des Camps werden für die gestiegene Kriminalität und die schlechte Wirtschaftslage in Calais verantwortlich gemacht.
    Im Februar hatte die französische Regierung den südlichen Teil des Flüchtlingslagers abreißen lassen. Doch seitdem sind es nicht weniger Migranten geworden, sondern mehr. 6.900 Menschen leben nach offiziellen Zahlen derzeit noch dort, Hilfsorganisationen gehen sogar von mehr als 9.000 Bewohnern aus. Anwohner berichten, die Situation sei völlig außer Kontrolle. Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve hatte Ende vergangener Woche eine Schließung des Lagers angekündigt, einen präzisen Zeitplan nannte er aber nicht.
    (cvo/fwa)