Freitag, 19. April 2024

Archiv

Ex-Tischtennis-Nationalspieler Gäb zu Organspenden
"Wir wären dann wieder ein sozial eingestelltes Land"

Wer nicht widerspricht, ist Organspender. Das ist zumindest die Vorstellung von Gesundheitsminister Jens Spahn. Die Widerspruchslösung beim Thema Organspenden anzupacken erfordere Mut, sagte Ex-Tischtennis-Nationalspieler Hans-Wilhelm Gäb im Dlf. Er lebt seit 24 Jahren mit einem Spenderorgan.

Hans-Wilhelm Gäb im Gespräch mit Astrid Rawohl | 08.09.2018
    Eine Frau zeigt im Universitätsklinikum Schleswig-Holstein einen Organspendeausweis
    Fast 80 % der deutschen Bevölkerung sagen "Ja" zur Organspende. (Axel Heimken / dpa)
    Hans-Wilhelm Gäb war erfolgreicher Tischtennis-Nationalspieler, er hat als Manager in großen Automobilunternehmen gearbeitet und er war als Sportfunktionär tätig. Der Deutschen Sporthilfe ist er immer noch verbunden und nicht zuletzt ist er Gründer der Vereine "Sportler für Organspende" und "Kinderhilfe Organtransplantation e.V." In beiden Vereinen setzen sich prominente Persönlichkeiten aus Sport und Medien für die Idee der Organspende ein.
    Im Dlf-Interview sagte, er dass er den Vorschlag der Widerspruchsregelung von Jens Spahn sehr begrüßt:
    Mutiger Schritt
    "Ich muss erst einmal akzeptieren, dass Herr Spahn als erster Gesundheitsminister in den letzten 24 oder 25 Jahren den Mut hat, das Thema wirklich mal anzupacken. Jeden Tag sterben ja drei Menschen, weil sie nicht rechtzeitig ein Organ bekommen." Es sei ein politisches und strukturelles Problem, für das in der Politik die Grundlage geschaffen werden müsse, ein funktionierendes Transplantationsnetzwerk zu schaffen, denn die Spendenbereitschaft sei in Deutschland erfreulich hoch:
    80 Prozent würden spenden
    "Es ändert ja auch nichts an der Tatsache, dass fast 80 % der deutschen Bevölkerung 'Ja' sagen zur Organspende, aber wenn die Umstände entsprechend entstehen, dann gibt es nicht die technischen Möglichkeiten und die gesetzlichen Möglichkeiten die Bereitschaft zur Organspende in die Realität auch umzusetzen und Menschenleben zu retten."
    Insgesamt spricht sich Gäb für den Vorschlag der Widerspruchsregelung aus, denn: "Das würde nach meiner Einschätzung die Situation in Deutschland drastisch ändern, und wir würden dann wieder ein sozial eingestelltes Land sein, wie es andere westeuropäische Länder schon längst sind."
    Gäb lässt die Kritik nicht gelten, dass es sich bei Spahns Vorschlag um eine Zwangslösung handele, da sich die Bürger ja explizit entscheiden könnten: "Der Bürger kann seine demokratische Freiheit nutzen."
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.