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Experimentierprogramm "Weltraum für alle"
Thai-Wassermehl in Superschwerkraft

Am Europäischen Weltraumforschungs- und Technologiezentrum ESTEC in den Niederlanden lässt sich stark erhöhte Schwerkraft simulieren, wie sie etwa auf anderen Himmelskörpern vorkommen kann. Herzstück ist eine Zentrifuge mit acht Metern Durchmesser.

Von Dirk Lorenzen | 08.10.2020
Die ESTEC-Zentrifuge bei vollem Tempo
Die ESTEC-Zentrifuge bei vollem Tempo (Anneke Le Floc'h / ESA)
Die Anlage kann so schnell rotieren, dass in den Experimentierkästen, die an den Armen hängen, das Zwanzigfache der normalen Anziehungskraft herrscht. Das Büro der Vereinten Nationen für Weltraumangelegenheiten und die Europäische Weltraumorganisation ESA vergeben nun Experimentierzeit gezielt an Teams aus Ländern, die in der Raumfahrt nicht so stark vertreten sind.
Bewerben können sich Interessierte aus allen Mitgliedsländern der Vereinten Nationen. Voraussetzung ist, dass die Daten der Zentrifugen-Experimente für Bachelor-, Master- oder Doktorarbeiten zum Einsatz kommen. Als erstes Team dürfen zwei Frauen und drei Männer der Universität Mahidol in Thailand die Wirkung der Schwerkraft auf Wassermehl untersuchen. Sie kommen aus den Disziplinen Physik, Biochemie und Elektronik.
Bald Nahrung auf Raumflügen? Wassermehl.
Bald Nahrung auf Raumflügen? Wassermehl. (ESA)
Wassermehl Standard in Raumschiffen?
Wassermehl ist die kleinste und am schnellsten wachsende blühende Pflanze auf der Erde. In Gartenteichen gelten die nur gut einen Millimeter großen "Körner" als Unkraut. Das Wassermehl könnte bei künftigen Weltraummissionen als Sauerstoff- und Nahrungsquelle dienen – sofern es auch bei Schwerelosigkeit oder Hypergravitation gedeiht.
Vielleicht gehört das Wassermehl in ferner Zukunft zum Inventar von Raumschiffen oder Stationen auf anderen Planeten – erforscht von einem thailändischen Team in den Niederlanden.