Start von Facebook News

Die Plattform zahlt, die Medien liefern

07:39 Minuten
Von unten fotografierter junger Mann, der in seinen Händen ein Smartphone hält und auf dessen Bildschirm blickt.
Wer durch seinen Facebook-Feed scrollt, kann in dem sozialen Netzwerk nun auch das Nachrichtenangebot Facebook News nutzen. © Unsplash.com / Jonas Leupe
Simon Hurtz im Gespräch mit Nicole Dittmer · 18.05.2021
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Hundert Medien stellen Facebook in Deutschland ab jetzt Inhalte zur Verfügung. Das Netzwerk zahlt dafür eine unbekannte Summe. Der Digital-Journalist Simon Hurtz sieht darin auch eine Reaktion der Plattform auf eine drohende politische Regulierung.
Facebook bietet in Deutschland jetzt Facebook News an: Die Nutzerinnen und Nutzer bekommen kostenlos die wichtigsten Meldungen des Tages und dazu Texte, die zu den eigenen Interessen passen, in einem eigenen Newsfeed angezeigt.

Kooperation mit hundert Medienmarken

SZ, FAZ, taz, der Springer Verlag – fast alle wichtigen Medien in Deutschland stellen Facebook künftig Artikel zur Verfügung, die der Konzern in Facebook News anbietet. Rund hundert Medienmarken kooperieren mit dem Netzwerk. Wieviel genau sie dafür bekommen, ist nicht bekannt. Facebook hat aber angekündigt, in den nächsten Jahren für Kooperationen mit Verlagen eine Milliarde Dollar ausgeben zu wollen.
Mehr Informationen für Facebook-Nutzer - eine gute Nachricht? Oder ist es eine schlechte Nachricht, weil Facebook noch mehr Macht bekommt und die Meinungsbildungsprozesse noch mehr beeinflusst? Das befürchtet der Publizist Wolfram Weimer [AUDIO].
"Ich bezweifle, dass Facebook über die Auswahl der Artikel in Facebook News aktiv die Meinung zu bestimmten Themen prägen will", sagt hingegen der Digital-Journalist Simon Hurtz.
Natürlich werfe es Fragen auf, dass Plattformen wie Google und Facebook, die keiner demokratischen Kontrolle unterlägen, zum Torwächter für den Medienkonsum von weltweit Hunderten Millionen Menschen geworden seien: "Ich glaube, man muss den Plattformen keinen bösen Willen unterstellen, und kann es trotzdem für problematisch halten."

Geld für die Medienbranche

Für die beteiligten Medienpartner sei das Investment von Facebook zumindest kurzfristig aber eine gute Nachricht, findet der Journalist, da sie "eine gar nicht so irrelevante Summe" von der Plattform erhielten.
Viele Verlage seien die Kooperation mit Facebook erst kurz vor knapp eingegangen, etwa die SWMH, zu der die Süddeutsche Zeitung gehört, und der Springer-Verlag mit den Zeitungen Bild und Welt. "Ich glaube, da gab es durchaus kritische Überlegungen in den Verlagen, ob man da mitmachen will oder nicht", sagt Hurtz.

Facebook kommt der Regulierung zuvor

Mit der Bezahlung von Nachrichteninhalten versuche die Plattform nun, Frieden zwischen klassischen Medien und sozialen Netzwerken herzustellen. "Die Zielgruppe von Facebook News sind für mein Verständnis eher die teilnehmenden Verlage als die Nutzer*innen", sagt Hurtz.
Letztlich handele es sich auch um eine Reaktion Facebooks auf eine drohende politische Regulierung, die Plattformen zwingen könnte, Verlage für Inhalte zu bezahlen. Facebook schließe nun lieber bilateral Verträge mit Verlagen ab, bei denen das Unternehmen die Konditionen selbst verhandeln könne.
(hb/jfr)
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