In der gleichen Nacht brannte der siebte Stock eines Sozialwohnungsblocks in Sevran, unweit von Bagnolet, dem Ort der Krawalle. Fünf Menschen, darunter zwei Kinder kamen ums Leben, 15 wurden verletzt, angeblich auch, weil Drogenhändler die Treppenhäuser mit Einkaufswagen versperrt hatten, aber auch weil die Notausgänge aufs Dach des Gebäudes verschlossen waren:
"Wenn heute Opfer zu beklagen sind, dann weil die Notausgänge mit großen Schlössern verriegelt worden sind", meint dieser Anwohner. "Früher konnte man sie mit einem Hebel öffnen. Heute braucht man einen Schlüssel, und den hat niemand, noch nicht einmal die Feuerwehr. Die Polizei hat die Schlösser angebracht, weil die Leute auf's Dach klettern und sie mit Steinen bewerfen."
Trägt die Polizei somit indirekt Verantwortung für diese Brandkatastrophe? Die Untersuchungen laufen, natürlich nicht vornehmlich in diese Richtung! Brandstiftung wird vermutet.
Nach den Zwischenfällen mahnte Innenminister Brice Hortefeux in einem schriftlichen Kommuniqué vor allem zur Ruhe. Ende des Monats will er mit Kabinettskollegen ein Sondertreffen mit 20 Verbänden, Repräsentanten der tristen Vorortgemeinschaften abhalten. Hauptziel: Das Verhältnis zwischen Jugendlichen und der Polizei zu entspannen. Das scheint in der Tat das Kernproblem, seine Lösung jedoch kommt der Quadratur des Kreises gleich. Denn das Misstrauen gegenüber den Ordnungshütern sitzt tief bei den jungen Menschen der Banlieue, die neben hoffnungsloser Arbeitslosigkeit von bis zu 50 Prozent und mehr auch unter miserablen Wohnbedingungen, fehlenden Freizeit- und Ausbildungsmöglichkeiten zu leiden haben. Im Falle des Motorradtodes des erst achtzehnjährigen Yakou Sanogo steht jedenfalls Aussage gegen Aussage:
"Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie das Polizeifahrzeug ihn angefahren hat. Sie haben ihn mit Gummigeschossen angegriffen, er hat nicht angehalten, dann haben sie angefahren und er ist mit dem Kopf in diese Barriere geflogen."
Der Beobachtung von Alexandre Matthias steht die Version der Polizei entgegen. Loic Lecouplier ist Erster Sekretär der Polizeigewerkschaft Alliance im Departement Seine Saint Denis:
"Die Leute erzählen viel und wollen gerne gewisse Dinge sehen. Was ich Ihnen bestätigen kann, ist dass die Fahrzeuge der Sonderermittlung überstellt wurden und dass Augenzeugen berichten, es hätte keinen Kontakt zwischen dem Einsatzfahrzeug und dem Motorrad gegeben."
Wer recht hat, spielt im Grunde keine Rolle: Längst glaubt jede Seite, was sie glauben will und die Öffentlichkeit macht sich ihren Reim auf das Ganze. Seit die Nachbarschaftspolizei, der im Viertel lebende Polizist, auch forciert vom damaligen Innenminister Nicolas Sarkozy, durch Einsatztruppen abgeschafft wurde, ist das gegenseitige Misstrauen gewachsen. Obwohl erste Feldversuche laufen, um die Polizei wieder in die Viertel zurückzuverlagern, wird es Jahre dauern, bis das gegenseitige Feindbild verschwindet. Bis dahin dürften immer wieder in den Vororten die Autos brennen, wenn ein Ruhe störender Motorradfahrer wie Yakou Sanogo bei einer Verfolgungsjagd durch die Polizei um's Leben kommt!
Abgesehen einmal davon, dass mit oder ohne solche Zwischenfälle jeden Monat etliche hundert Autos in den Vororten von Frankreichs Großstädten brennen. Trauriger Alltag in der Banlieue, wo man sich das Zählen verkohlter Autowracks schon fast abgewöhnt hat.
"Wenn heute Opfer zu beklagen sind, dann weil die Notausgänge mit großen Schlössern verriegelt worden sind", meint dieser Anwohner. "Früher konnte man sie mit einem Hebel öffnen. Heute braucht man einen Schlüssel, und den hat niemand, noch nicht einmal die Feuerwehr. Die Polizei hat die Schlösser angebracht, weil die Leute auf's Dach klettern und sie mit Steinen bewerfen."
Trägt die Polizei somit indirekt Verantwortung für diese Brandkatastrophe? Die Untersuchungen laufen, natürlich nicht vornehmlich in diese Richtung! Brandstiftung wird vermutet.
Nach den Zwischenfällen mahnte Innenminister Brice Hortefeux in einem schriftlichen Kommuniqué vor allem zur Ruhe. Ende des Monats will er mit Kabinettskollegen ein Sondertreffen mit 20 Verbänden, Repräsentanten der tristen Vorortgemeinschaften abhalten. Hauptziel: Das Verhältnis zwischen Jugendlichen und der Polizei zu entspannen. Das scheint in der Tat das Kernproblem, seine Lösung jedoch kommt der Quadratur des Kreises gleich. Denn das Misstrauen gegenüber den Ordnungshütern sitzt tief bei den jungen Menschen der Banlieue, die neben hoffnungsloser Arbeitslosigkeit von bis zu 50 Prozent und mehr auch unter miserablen Wohnbedingungen, fehlenden Freizeit- und Ausbildungsmöglichkeiten zu leiden haben. Im Falle des Motorradtodes des erst achtzehnjährigen Yakou Sanogo steht jedenfalls Aussage gegen Aussage:
"Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie das Polizeifahrzeug ihn angefahren hat. Sie haben ihn mit Gummigeschossen angegriffen, er hat nicht angehalten, dann haben sie angefahren und er ist mit dem Kopf in diese Barriere geflogen."
Der Beobachtung von Alexandre Matthias steht die Version der Polizei entgegen. Loic Lecouplier ist Erster Sekretär der Polizeigewerkschaft Alliance im Departement Seine Saint Denis:
"Die Leute erzählen viel und wollen gerne gewisse Dinge sehen. Was ich Ihnen bestätigen kann, ist dass die Fahrzeuge der Sonderermittlung überstellt wurden und dass Augenzeugen berichten, es hätte keinen Kontakt zwischen dem Einsatzfahrzeug und dem Motorrad gegeben."
Wer recht hat, spielt im Grunde keine Rolle: Längst glaubt jede Seite, was sie glauben will und die Öffentlichkeit macht sich ihren Reim auf das Ganze. Seit die Nachbarschaftspolizei, der im Viertel lebende Polizist, auch forciert vom damaligen Innenminister Nicolas Sarkozy, durch Einsatztruppen abgeschafft wurde, ist das gegenseitige Misstrauen gewachsen. Obwohl erste Feldversuche laufen, um die Polizei wieder in die Viertel zurückzuverlagern, wird es Jahre dauern, bis das gegenseitige Feindbild verschwindet. Bis dahin dürften immer wieder in den Vororten die Autos brennen, wenn ein Ruhe störender Motorradfahrer wie Yakou Sanogo bei einer Verfolgungsjagd durch die Polizei um's Leben kommt!
Abgesehen einmal davon, dass mit oder ohne solche Zwischenfälle jeden Monat etliche hundert Autos in den Vororten von Frankreichs Großstädten brennen. Trauriger Alltag in der Banlieue, wo man sich das Zählen verkohlter Autowracks schon fast abgewöhnt hat.