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Extreme Kälte in großer Höhe
Eiskalte leuchtende Nachtwolken

In den Wochen rund um die Sonnenwende am 20. Juni lässt sich mit etwas Glück zumindest in den nördlichen Landesteilen während der fortschreitenden Dämmerung eine interessante Himmelserscheinung beobachten: die leuchtenden Nachthimmelwolken.

Von Hermann-Michael Hahn | 30.05.2020
Leuchtende Nachtwolken im vergangenen Sommer über Dänemark
Leuchtende Nachtwolken im vergangenen Sommer über Dänemark (Möller)
Die leuchtenden Nachthimmelwolken, international als Noctilucent Clouds bezeichnet, sind in unseren Breiten horizontnah und in nördlicher Richtung als weißlich schimmernde Strukturen zu erkennen.
Erstmals beschrieben wurden solche Wolken 1885, zwei Jahre nach dem Ausbruch des Krakatau, bei dem große Mengen an Staub und Asche in die Stratosphäre geschleudert wurden. Die leuchtenden Nachtwolken sind zirrusähnliche Formationen in rund 85 Kilometern Höhe.
Dort werden sie von der in hohen Breiten tiefstehenden Mitternachtssonne beleuchtet, können sich aber nur vor dem von uns aus gesehen bereits halbdunklen Dämmerungshimmel abheben.
Leuchtende Nachthimmelwolken, aufgenommen von der Webcam des Instituts für Atmosphärenphysik in Kühlungsborn
Leuchtende Nachthimmelwolken, aufgenommen von der Webcam des Instituts für Atmosphärenphysik in Kühlungsborn (IAP)
Für ihre Entstehung sind neben winzigen Partikeln als Kondensationskeimen auch ausreichende Mengen an Wasserdampf erforderlich, der in diesen großen Höhen allerdings eher selten ist.
Während der Staub vermutlich von Mikrometeoriten stammt, die von außen auf die Atmosphäre regnen, muss die notwendige Feuchte aus der Troposphäre, also der Wetterzone in der unteren Atmosphäre, aufsteigen.
Damit verbunden ist eine starke Abkühlung dieser Luftmassen auf bis zu -140 Grad – Temperaturen, die weit unter dem Normalwert für diese Höhe liegen.
So bilden sich die eisigen Schleier und erstrahlen bei passendem Sonnenstand als leuchtende Nachtwolken.