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Exzellenzinitiative
Deutsche Unis auf dem Weg an die Weltspitze?

2005 wurde die Exzellenzinitiative ins Leben gerufen. Die Idee: 1,9 Milliarden Euro sollten an drei ausgewählte Universitäten gehen, damit diese sich mit ihrer Forschung an die Weltspitze bringen können. Was geschah seitdem?

Von Britta Mersch | 08.11.2014
    Alles nahm seinen Anfang im Jahr 2004. Olaf Scholz, damals SPD-Generalsekretär, verkündete bei der Neujahrsklausur der SPD-Bundestagsfraktion in Weimar:
    "Wir müssen dafür Sorge tragen, dass wir auch unter den Bedingungen des Föderalismus möglich machen, dass wir Unis haben, die mit der gesamten Welt mithalten können."
    Die Idee: 1,9 Milliarden Euro sollen an drei Elite-Universitäten gehen, damit sie sich mit ihrer Forschung an die Weltspitze bringen können. Bund und Länder stritten sich lange um Finanzierung und Verantwortlichkeiten. Erst 2005 wurde die Exzellenzinitiative ins Leben gerufen. Die ersten Entscheidungen über die geförderten Projekte fielen 2006 und 2007. Neun Hochschulen konnten mit ihren Zukunftskonzepten überzeugen, wurden also zur sogenannten Elite-Uni gekürt, darunter die TU und die LMU München, das Karlsruher Institut of Technology oder die Universität Konstanz. Gefördert wurden außerdem auch 37 Exzellenzcluster und 39 Graduiertenschulen an Hochschulen in ganz Deutschland. Auch wenn es nicht ganz das war, was sich die ehemalige Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn ausgedacht hatte, in einem Interview mit dem Deutschlandfunk 2006 gab sie sich zufrieden:
    "Ich empfinde Befriedigung darüber, dass es gelungen ist. Und auch Befriedigung darüber, dass sich der Streit, die Auseinandersetzung, die Konflikte im Ergebnis doch gelohnt haben. Nicht nur, weil es gelungen ist, mit diesem Wettbewerb ja schon in den vergangenen Jahren wirklich eine erhebliche Wirkung zu erreichen, sondern weil es auch gelungen ist, dass einfach die Leistungsfähigkeit der Universitäten, die Zukunft der Universitäten endlich auch in den Mittelpunkt einer größeren öffentlichen Debatte gerückt worden ist. Auch das ist ja ein Ergebnis dieses Wettbewerbes."
    Neue Runde und aufgestockte Geldmittel
    2009 entschieden Bund und Länder, dass die Exzellenzinitiative in eine neue Runde gehen soll. Das Geld wurde auf 2,7 Milliarden Euro aufgestockt – und nach dem Bundesligaprinzip sollten Projekte auf- und absteigen können. Doch nicht alle waren mit dem Programm zufrieden. Viele Studentenvertreter kritisierten, dass das Geld alleine in die Forschung gesteckt wird und in der Lehre nichts ankommt. Andere bemängelten, dass die Forscher viel Arbeit in Anträge stecken, die am Ende vielleicht gar keinen Erfolg haben. So wie Jörg Baberowski, Historiker an der HU Berlin.
    "Weil immer nur Anträge produziert werden, ist es auch so unklar, oder kann man auch nicht sehen, welche Universität am Ende dabei als Sieger hervorgeht, wenn man Anträge auf sehr unterschiedliche Weise beurteilen kann. Anders wäre es, glaube ich, wenn man einfach die Leistung beurteilen würde, die bereits erbracht worden ist an den Universitäten. Und das könnte man ja tun, ohne dass man die Professoren zwingt, ständig neue Anträge zu schreiben."
    Doch in der Exzellenzinitiative heißt es: ohne Antrag keine Förderung. Und das gilt auch für die Universitäten, die das Rennen für sich entscheiden konnten. 2007 wurde die RWTH Aachen zur Elite-Uni gekürt. Und das sollte auch so bleiben, sagte Ernst Schmachtenberg, Rektor der RWTH Aachen, kurz vor der Entscheidung in 2012.
    "Ich glaube, dass die Hochschulen, die in der ersten Förderrunde den Exzellenzstatus erringen konnten, ausgesprochen gestärkt worden sind und insofern ist zu vermuten, wenn wir diesen Status jetzt nicht mehr erreichen, dass das ein großer Schaden für unser Image wäre."
    2012 erneuter Zuschlag für RWTH Aachen
    Die RWTH Aachen bekam 2012 erneut den Zuschlag. Doch nicht alle konnten an ihre Erfolge aus der ersten Runde anknüpfen. Die Universitäten in Freiburg und Göttingen und das Karlsruher Institut of Technology musste Platz machen für die Universitäten Köln, Bremen, Tübingen, Dresden und die Humboldt-Uni in Berlin. Doch auch wenn es immer Verlierer und Kritiker des Programms gab – viele betonen die besondere Aufbruchstimmung, die der Wettbewerb an die Hochschulen gebracht hat. So wie der damalige DFG-Präsident Matthias Kleiner, der 2008 sagte:
    "Es hat noch keine Maßnahme, keine Initiative in der deutschen Wissenschaft gegeben, die derart umfangreich eine Dynamik reingebracht hat. Und das gilt sowohl für die Erfolgreichen wie auch für die weniger oder nicht Erfolgreichen."