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Fachmann für leichte Unterhaltung

Kurt Hoffmann war ein Großmeister der leichten Filmunterhaltung und Entdecker der brillanten Komödiantin Liselotte Pulver. Aber Anfang der 60er-Jahre, als das junge deutsche Kino seinen Siegeszug antrat, sank sein Stern im Rekordtempo. Dennoch blieben einige seiner Filme Dauerbrenner. Besonders sein großer Erfolg "Ich denke oft an Piroschka" ist nie aus den Fernsehnachmittagen verschwunden.

Von Beatrix Novy | 12.11.2010
    1960: Es ist wieder einmal soweit. Unter großer Anteilnahme des Publikums kommt der neue Film des beliebtesten deutschen Lustspielregisseurs in die Kinos.

    "Mit Liselotte Pulver und Hans Baumann."

    Wie immer versammelt der Regisseur nicht nur die Crème der deutschen Schauspieler aus Vor- und Nachkriegszeit auf der Leinwand -

    "Hubert von Meyerink und Hans Clarin."

    - sondern auch andere verbliebene Talente des deutschen Films. Einer fehlt noch: die Hauptperson:

    "Regie: Kurt Hoffmann!"

    Kurt Hoffmann: Geboren am 12. November 1910 als Sohn des bekannten Kameramanns Carl Hoffmann, fiel ihm der Eintritt in die Welt des Films leicht. Eine seiner ersten Erfahrungen bei der UFA machte er 1931 als Volontär bei Erik Charell, der damals den Erfolgsfilm "Der Kongress tanzt" drehte. Dieses aufwendige Lustspiel wies in seiner atemberaubenden Belanglosigkeit schon voraus auf die Komödien, die das deutsche Kino der 50er-Jahre seinen Zuschauern nach den überstandenen schweren Zeiten servieren sollte und die auch der Reporter des RIAS 1960 so schätzte.


    Reporter: "Wobei man also 'Piroschka' auf keinen Fall vergessen dürfte, und 'Heute heiratet mein Mann' und die vielen schönen Filme, die Sie uns nach dem Krieg beschert haben."

    Als aber Kurt Hoffmanns "Spukschloss im Spessart" von deutschen Filmkritikern für die "beste Regie" ausgezeichnet wurde, da regte sich Protest, eine Fraktion jüngerer Kritiker tat sich zusammen, erklärte den Streifen zum Grusical und zur schlechtesten Leistung des Jahres. 1962 läutete das Oberhausener Manifest das Ende von Papas Kino ein, als dessen Inbegriff Kurt Hoffmann galt.

    "Der alte Film ist tot. Wir glauben an den neuen."

    Heute sehen Cineasten den Regisseur Kurt Hoffmann längst in historisch objektivierten Licht, in dem auch die vergessenen Seiten des Mannes "mit der leichten Hand" vorkommen. Dass er schon während des Krieges gut gelaunte Komödien gedreht hatte, wurde ihm und seinen Kollegen bekanntlich nie nachgetragen. Selbst sein Fliegerfilm "Quax, der Bruchpilot", gedreht 1941, war ja ganz unpolitisch.

    "Also Sie wollen fliegen lernen?" - "Mit allem Komfort!" - "Ja, denken Sie nur nicht, dass das so leicht ist! Aber wenn Sie richtige Kerle sind, dann werden wir die Kiste schon schaukeln!"

    Heinz Rühmann war in all diesen Filmen Hoffmanns dabei, kongenial in seiner kokettierenden Harmlosigkeit, ein Merkmal auch der Nachkriegskomödien. Dabei hatte Hoffmann durchaus andere Ambitionen: Erst nachdem er es nach 1945 mit ernsthafteren Sujets und mit Krimis versucht hatte, ohne großen Erfolg, kehrte er zum Lustspiel-Genre zurück. "Fanfaren der Liebe" hieß 1951 die Geschichte zweier abgebrannter Musiker, die verkleidet in einer Damen-Band anheuern. Eine Geschichte, die Jahre später der Emigrant Billy Wilder, bei deutlich gesteigertem Tempo, zum Welterfolg machte: "Manche mögen's heiß".

    Zuwenig Tempo, Schärfe, Ironie machen auch Kurt Hoffmanns solide und von großartigen Darstellern getragenen Literaturverfilmungen zu einem zwiespältigen Erlebnis: "Das Wirtshaus im Spessart", "Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" und Tucholskys Novellen "Schloss Gripsholm" und "Rheinsberg".

    "Man hat es mir mit Grispholm angekreidet, man hat gesagt, ich hätte zu wenig Sozialkritik darin. Ich glaube nicht. Tucholsky, er war ein Unikum. Und er hat Ferien gehabt und er hat in den Ferien diese Bücher Gripsholm und Rheinsberg geschrieben, und er hat reines Amüsement dabei empfunden."

    Auch ohne Satire leben viele von Hoffmanns Filmen fort als die besseren Beispiele ihrer Zeit. Das fliegende Klassenzimmer - immer noch stimmungsvoll und liebenswert, vielleicht auch weil Erich Kästner freundschaftlich daran mitwirkte. Musikalisch waren viele Filme ein Vergnügen. In "Wir Wunderkinder" ließ Hoffmann sich mit der jüngsten deutschen Geschichte ein; es blieb ein unscharfer, aber interessanter Versuch, ebenso wie "Das Haus in der Karpfengasse", das vom Nazi-Terror in Prag erzählt - mit einem Grundton der Verwunderung, wie alles so hat kommen können. Es war der Grundton der 50er-Jahre, den auch Kurt Hoffmann in sich trug.

    "Sodass auch Sie, wenn ich das richtig verstehe, nichts dagegen haben, wenn man sagt, Sie sind nun mal der Fachmann für Unterhaltungsfilme." - "Da hab ich gar nichts dagegen. Wenn Sie das kleine Wort 'gut' noch davor setzen, dann bin ich zufrieden."