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Fair-Trade
Neues Label für Schoko-Produkte

Seit einiger Zeit gibt es für fair gehandelte Produkte noch eine zusätzliche Kennzeichnung. Wenn nur der Kakao in Schokolade fair gehandelt ist, können die Hersteller es mit dem Zeichen des Fairtrade Kakao Programms schmücken.

Von Isabell Ullrich | 27.05.2014
    Frisch geerntete Kakaofrüchte
    Durch die Initiative soll eine faire Bezahlung der Bauern und Arbeiter in den Anbauländern der Kakaofrüchte sichergestellt werden. (picture alliance / dpa)
    Eigentlich sind fair gehandelte Produkte voll im Trend. Die Organisation hinter dem Fairtrade Label, der Verein Transfair, kann sich vor Handelspartnern kaum retten – wenn es um Produkte wie Kaffee oder Bananen geht. Beim Kakao sieht das aber anders aus, so Transfair Geschäftsführer Dieter Overath:

    "Wir haben 2012 1.200 Tonnen Fairtrade-Kakao auf dem Deutschen Markt gehabt, für Schokolade und alle anderen Produkte. Das waren 0,18 Prozent. Also da kann man nicht davon reden, dass wir hier signifikant irgendeine Marktpräsenz haben."
    Was die großen Hersteller von Schokokeksen, Müslis oder anderen Leckereien davon abhält, fair gehandelten Kakao zu kaufen, ist die komplexe Zusammensetzung dieser Produkte.
    "Wenn wir eine Handelskette haben, die sagt: 'Nein, gewisse Sortiments-Ebenen stellen wir komplett auf Fairtrade um.' Dann haben sie einen Joghurt mit Kakaostreuseln drin, oder sie haben ein Müsli, in dem Kakao drin ist. Und das kann manchmal nur drei oder vier oder fünf Prozent ausmachen."
    Mindestens 20 Prozent der Zutaten müssen aber aus Fairtrade-Bedingungen kommen, um das bekannte Fairtrade Produktsiegel zu erhalten. Das Müsli, das zum größten Teil aus einheimischem Getreide und Rübenzucker besteht, oder der Stracciatella-Joghurt aus europäischer Kuhmilch kommt dafür also gar nicht in Frage. Konzerne, die solche Lebensmittel massenweise herstellen, verarbeiten trotzdem tonnenweise Kakao. Diese Unternehmen will Fairtrade mit dem Kakao Programm gewinnen. Und das scheint zu funktionieren, so Dieter Overath.
    "In Deutschland war's am Anfang eine Versiebenfachung durch Ferrero, die jetzt neu mit hinzu gekommen sind, haben wir die 10.000 Tonnen geknackt und das ist ein Ausdruck dessen: Ja, es ist der richtige Weg."
    Ferrero verpflichtet sich als Großabnehmer selbst zu Fairtrade
    Ferrero ist das jüngste Mitglied des Fairtrade Kakao Programms. Das Unternehmen hat sich zum Kauf von fairem Kakao verpflichtet, druckt das neue Logo aber gar nicht auf ihre Süßigkeiten. Stephan Nießner und seine Partner in der Geschäftsführung von Ferrero Deutschland setzen andere Prioritäten.
    "Für uns ist es wichtig, dass wir überhaupt die Chance erhalten, bis 2020 auf die 100 Prozent nachhaltigen Kakao zu kommen. Dafür ist uns die Partnerschaft mit Fairtrade sehr wichtig. Das hat mit der Frage 'Label auf dem Produkt' noch gar nichts zu tun. Denn wichtig ist für uns erstmal als Ziel: Verwendung von nachhaltigem Kakao und dabei sehr gerne auch Fairtrade."
    Das Fairtrade-Kakao Programm kommt großen Konzernen wie Ferrero eher entgegen, weil es sich auf den Rohstoff statt auf die Endprodukte bezieht. Und auch die Fairtrade-Kakaobauern freuen sich über die zusätzlichen Abnehmer. Wie Dieter Overath von Transfair berichtet, konnten sie ihren unter Fairtrade Bedingungen produzierten Kakao bisher selten auch zu dem etwas höheren Fairtrade Preis absetzen. Dabei wären diese Prämien dringend nötig.
    "Die größte Problemanzeige sind überalterte Bäume. Sie müssen neue Bäume anpflanzen. Also wir müssen uns in Deutschland so langsam Sorgen machen: Kriegen wir in zehn Jahren noch genügend Kakao? Also im Grunde müssten wir auch selbst ein Interesse daran haben, dass es den Bauern vor Ort besser geht und genau das verfolgt Fairtrade."
    Frei nach dem Motto der Autorin Dianne Castell: "Rettet die Erde, sie ist der einzige Planet, auf dem es Schokolade gibt." Im Handel findet man das Fairtrade-Logo mit dem englischen Wort "Cocoa" auf weißem Grund als Zeichen für Kakao aus fairem Handel. Auch wenn sich diese Initiative von Fairtrade eher an die Lebensmittelindustrie richtet, als an die Endverbraucher.