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Fairer Handel
Wachstum in der Nische

Fair gehandelte Produkte liegen weiter im Trend, das Wachstum ist ungebrochen. Insgesamt betrachtet bleiben fair gehandelte Produkte aber in einer Nische. Für bessere Arbeitsbedingungen in den Herkunftsländern müsse deshalb auch die Politik sorgen, fordert der Branchenverband Forum Fairer Handel.

Von Susanne Arlt | 05.08.2015
    Fairtrade Siegel zwischen Kaffeebohnen
    Kaffee ist das meistgekaufte fair gehandelte Produkt. (Ho Miriam Ersch / dpa )
    Einkaufen mit einem besseren Gewissen. Ob bei Lebensmitteln, Textilien oder beim Kunsthandwerk – die Deutschen greifen immer häufiger zu Produkten aus dem fairen Handel. Im vergangenen Jahr gaben sie pro Kopf im Schnitt 13 Euro dafür aus. Vor allem für Kaffee. Mit fast 40 Prozent am Gesamtumsatz des fairen Handels habe er im vergangenen Jahr nach wie vor die Spitzenposition eingenommen, so der Branchenverband Forum Fairer Handel.
    Kaffeekooperativen aus Afrika und Südamerika konnten in den vergangenen vier Jahren ihren Absatz darum verdoppeln. Einen neuen Rekord gab es bei den Südfrüchten. Mahr als 50.000 Tonnen Bananen, Mangos oder Ananas gingen über den Ladentisch und auch für den Verkauf von fair gehandeltem Zucker war 2014 ein ausgesprochen gutes Jahr. Diese positive Entwicklung ist auch eine Folge eines wachsenden Angebots. Denn immer mehr Discount-Läden und Supermarktketten bieten Produkte aus dem fairen Handel an. Trotzdem, im Gesamtmarkt bleiben Fair-Trade-Produkte ein Nischenprodukt. Das treffe auch auf den Spitzenreiter Kaffee zu, sagt Manuel Blendin, Geschäftsführer beim Branchenverband Forum Fairer Handel.
    "Wenn man sich anschaut, wie viel Kaffee ausmacht am Verbrauch in Deutschland, dann stellen wir fest, dass nur knapp drei Tassen von 100 fair gehandelt sind. Was wir damit sagen wollen ist, dass auf der einen Sicht Bezug auf den Konsum noch mehr viel Luft nach oben ist und wir uns das auch wünschen und auf der anderen Seite, ist aus unserer Sicht aber auch politische Regulierungen braucht, um dafür zu sorgen, dass die Bedingungen besser werden."
    Die Politik ist gefordert
    Denn individuelle Konsumentenscheidungen allein reichten für gerechtere Wirtschafts- und Handelsstrukturen nicht aus, betont der Geschäftsführer. Noch immer würden sich viele Unternehmen weigern, ihrer Verantwortung nachzugehen und dafür zu sorgen, dass es in der Produktionskette nicht zu Menschenrechtsverletzungen komme, fügt Armin Massing hinzu. Der politische Referent des Branchenverbands beklagt, dass es für diese Vergehen weder auf internationaler noch auf europäischer oder deutscher Ebene verbindliche Regularien gebe. Das müsse sich ändern. Per Gesetz sollte die Bundesregierung endlich menschenrechtliche, soziale und ökologische Regeln für deutsche Unternehmen festlegen, fordert Massing.
    "Außerdem fordern wir von der Bundesregierung, dass dieses Gesetz klar stellt, dass Unternehmen für eingetretene Schäden haftbar gemacht werden können. Und zum dritten ist es ganz essenziell wichtig, dass Betroffenen aus dem Ausland ermöglicht wird, deutsche Unternehmen wegen der Verletzung der gebührenden menschenrechtlichen Sorgfalt dann auch vor deutschen Gerichten verklagen zu können. Bis jetzt kann ein Arbeiter oder Arbeiterin aus Bangladesch beispielsweise hat keine Chance, irgendwie den deutschen Auftraggeber in Haftung zu nehmen oder eine Entschädigung zu bekommen."
    Politisch sei das zwar machbar. Ober es aber auch politisch gewollt ist, daran hat Armin Massing noch seine Zweifel.