Donnerstag, 28. März 2024

Archiv


Fairplay mit Ausnahmen

Der europäische Spitzenfußball gilt als Hochglanzprodukt – doch er ist ein Minusgeschäft. 1,7 Milliarden Euro Verlust erwirtschafteten die europäischen Vereine im Jahr 2011. Doch damit soll nun Schluss sein. Financial Fairplay heißt das Zaubermittel des Europäischen Fußball-Verbandes UEFA.

Von Bastian Rudde | 10.03.2013
    Der wichtigste Punkt im Financial Fairplay der UEFA ist die so genannte "Break-Even-Regel". Die ist eigentlich ganz einfach. Vereine, die an der Champions League oder Europa League teilnehmen wollen, dürfen nur so viel Geld ausgeben wie sie einnehmen. Tun sie das nicht, drohen Strafen: Punktabzüge, Geldbußen oder sogar ein Startverbot im Europapokal.

    Ab der Saison 2014/15 können Verstöße geahndet werden. Grundlage dafür sind die Zahlen, die die Vereine jetzt erwirtschaften. Soweit die Idee hinter Financial Fairplay. Im Detail wirft das Konzept erhebliche Fragen auf. Eine davon ist, was genau die Vereine eigentlich als Einnahmen verbuchen dürfen. Dazu gehören auch Sponsorenverträge – und zwar in "marktüblicher" Höhe. Ein dehnbarer Begriff, der findigen Klubs Möglichkeiten eröffnet. Das neureiche französische Paris St. Germain ist gerade offenbar dabei, diese zu nutzen. Mit 150 Millionen Euro pro Jahr soll PSG zukünftig angeblich von der quatarischen Tourismusbehörde gesponsert werden. Ein fetter Betrag, den andere Vereine gar nicht "marktüblich" finden. Saint Germain könnte in seiner Bilanz damit Ausgaben für Stars wie Zlatan Ibrahimovic ausgleichen. Viel Geld für schnellen Erfolg. Das entspräche eigentlich nicht Financial Fairplay.

    Unabhängig von der "Break-Even-Regel" sieht das UEFA-Papier auch Strafen für Vereine vor, die Steuerschulden machen, vereinbarte Ablösen oder Gehälter nicht zahlen. Hier hat der Verband schon Strafen ausgesprochen: der FC Malaga und Besiktas Istanbul wurden aus dem Europapokal ausgeschlossen. Die Frage ist aber, wie sich die UEFA bei prominenteren Fällen verhalten würde. Wie Real Madrid, dem FC Chelsea, Inter Mailand. Allesamt von Privatiers gepamperte Titelsammler. Klubs, die immer wieder Schulden gemacht haben, aber auch die Zugpferde des UEFA-Hochglanzproduktes Champions League sind.