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Familienstudie
Stress belastet immer mehr Eltern

Hektik und Zeitmangel machen vielen Eltern in Deutschland das Leben schwer. Für 46 Prozent von ihnen ist dieser Stress laut einer AOK-Familienstudie die größte Alltagslast. Leidtragende sind oft ihre Kinder, die häufiger über gesundheitliche Beschwerden klagen.

Von Johannes Kulms | 06.03.2014
    Den meisten Familien in Deutschland geht es gut – sowohl mit Blick auf die Gesundheit wie auch auf das Familienleben. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie im Auftrag der Krankenkasse AOK, die heute in Berlin vorgestellt wurde.
    "Da darf man glaube ich festhalten: Das ist ein ausgesprochen positiver Schlüsselbefund: Die Belastungsfaktoren, die auf Eltern, die auf Familie wirken - egal ob sie psychischer, finanzieller oder körperlicher Natur oder auch Belastungen aus der Partnerschaft. Alle diese Belastungsfaktoren sind – und das zeigen die Ergebnisse der Familienstudie 2014 – besser geworden, als das noch 2010 der Fall war", ...
    ... so das Fazit von AOK-Chef Jürgen Graalmann.
    Knapp 1.500 Eltern hatte die AOK befragen lassen. Rund zwei Drittel der Väter und Mütter geben an, dass sie sich gesundheitlich gut oder sehr gut fühlten. Bei der Zufriedenheit mit dem Familienleben erreicht dieser Wert laut Studie 93 Prozent. Das könne auch mit der verbesserten wirtschaftlichen Lage in Deutschland zusammen hängen, so Graalmann.
    Besonders ein Bereich gäbe jedoch Grund zur Sorge: Die Zeitknappheit, unterstreicht Ulrike Ravens-Sieberer, Professorin für Gesundheitswissenschaften am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
    "Unsere Studie zeigt, dass Eltern vor allem unter Zeitknappheit leiden. Fast die Hälfte der Eltern klagt über starken oder sehr starken Zeitstress. Und man kann sagen, die zeitliche Belastung hat deutlich zugenommen."
    Bei der letzten AOK-Studie zu dem Thema hatten im Jahre 2010 noch 41 Prozent der befragten Eltern angegeben, unter Zeitknappheit zu leiden. In der Zwischenzeit ist dieser Wert auf 46 Prozent gestiegen.
    Wenn sich die Eltern gestresst fühlten hätte dies aber auch Auswirkungen auf die Kinder.
    "Denn die Befunde zeigen klar, dass das Wohlbefinden der Eltern ganz eng mit dem Wohlbefinden der Kinder verknüpft ist."
    Wie es den Kindern geht, hat die Studie nicht direkt die 4- bis 14-Jähringen gefragt – sondern ebenfalls deren Eltern. In 80 Prozent der Fälle sagen Väter und Mütter, dass es ihren Kindern gut gehe. Aber in jedem fünften Fall machen die Eltern auch Beschwerden bei Töchtern und Söhnen aus: zu Beispiel Schlafstörungen, Kopfschmerzen oder Nervosität.
    Die Studie gibt den Familien auch Handlungsempfehlungen. So sollten sich die Eltern mehr Zeit für die Kinder nehmen – aber gleichzeitig auch Zeit für sich selber einräumen. Zudem sei es wichtig, stärker auf gesundheitliche Signale der Kinder zu achten. Und Ravens-Sieberer weist die Eltern noch auf einen weiteren Aspekt hin:
    "Bauen Sie sich ein breites Netzwerk für Ihre Unterstützung auf! Aus Familienmitgliedern, Nachbarn, Freunden, Erziehern, aber auch Pädagogen aus Kita und Schule. Wichtig ist, dass dieses Netzwerk auch genügend Entlastung und Unterstützung für Sie selbst leisten kann wenn es einmal eng oder kritisch wird."
    Solche Netzwerke kämen gerade alleinerziehenden Vätern und Müttern zu gute. Insgesamt kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass Paarfamilien zufriedener seien, als Alleinerziehende. Letztere gaben auch häufiger an, sich gestresst zu fühlen.