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Fans im Stadion?
Streitobjekt Supercup

Am Donnerstag steigt der UEFA-Supercup zwischen dem FC Bayern und dem FC Sevilla in Budapest. Nach dem Willen der Veranstalter mit Zuschauern, obwohl die Corona-Zahlen steigen. Während manche Experten das Hygienekonzept absegnen, schlagen andere Experten und die Opposition Alarm.

Von Srdjan Govedarica | 23.09.2020
Ferenc Puskas Stadion in Budapest
In der Puskás-Aréna in Budapest findet das Supercup-Finale zwischen dem FC Bayern München und dem FC Sevilla statt (www.imago-images.de)
Tausende Fans, Arm in Arm, Jubel ohne Schutzmasken. So wie beim Champions-League-Spiel Ferencváros gegen Dinamo Zagreb vor gut einer Woche in Budapest soll es beim Supercup-Finale nicht laufen – sagt Jenö Sipos, Sprecher des ungarischen Fußballverbands: "30 Prozent des Stadions darf man mit Zuschauern füllen. Für Fans sehr wichtig: Vor dem Eintreten ins Stadion wird die Körpertemperatur gemessen, am Eingang. Im Stadion gilt Maskenpflicht: in Treppenhäusern, Gemeinschaftsräumen, am Büffett, in den Toiletten, überall. Und es ist auch empfohlen, dass man draußen, auf der Tribüne auch eine Maske trägt."
Und auch die ungarische Regierung sieht kein Problem darin, ein Fußballspiel mit Publikumsbeteiligung stattfinden zu lassen - trotz steigender Corona-Zahlen. Eigentlich dürfen seit dem 1. September Menschen aus dem Ausland nicht mehr nach Ungarn einreisen. Doch seit dem 5. September gilt für Zuschauer internationaler Sportereignisse und kultureller Veranstaltungen eine Ausnahme – sie dürfen für maximal 72 Stunden ins Land.
Gimnasia s Matias Perez L in action against Boca Junior s Guillermo Fernandez R during a game of the Argentine Superliga between Boca Juniors and Gimnasia y Esgrima, at La Bombonera Stadium of Buenos Aires, Argentina, 7 March 2020. Boca Juniors - Gimnasia y Esgrima ACHTUNG: NUR REDAKTIONELLE NUTZUNG PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY Copyright: xJuanxIgnacioxRoncoronix AME2366 20200308-637192314892922210
Copa Libertadores – Ballküssen verboten
Nach einem halben Jahr Stillstand nimmt das südamerikanische Pendant zur Champions League, die Copa Libertadores, den Spielbetrieb wieder auf – mit strengem Hygieneprotokoll.
Der ungarische Kanzleramtsminister Gergely Gulyas: "Die Frage ist, ob wir garantieren können, dass das Spiel keine Gefahr für ungarische Staatsbürger bedeutet. Wenn wir es nicht garantieren können, werden wir keine Fans ins Land lassen aber wenn wir es können, warum sollten wir die Fans nicht einreisen lassen?"
Experte Merkely: Konzept geht in Ordnung
Die Fans sollen nur mit negativen Coronatests einreisen dürfen. Das Konzept geht epidemologisch gesehen in Ordnung – sagt Bela Merkely, Direktor der renommierten Semmelweißklinik in Budapest: "Wenn die Fans Masken tragen, und nur jeder dritte Stuhl besetzt ist, und das Spiel im Freien stattfindet, dann werden während dieser zwei Stunden keine nennenswerten pandemischen Geschehnisse passieren."
Andere Experten sehen das weniger entspannt. Miklós Rusvai ist Virologe an der St. Istvan Universität in Budapest: "Meiner Meinung nach ist diese Veranstaltung ein Risiko. Vom Standpunkt der Gesundheit betrachtet würde ich gegen so ein Spiel stimmen, aber, ich bin nicht derjenige, der entscheidet."
Die Kritik der ungarischen Opposition fällt deutlicher aus und zielt auf den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban. So sprach sich der grün-liberale Bürgermeister von Budapest Gergely Karácsony vergeblich für ein Geisterspiel aus. Die Verantwortung liege bei denen, die die Entscheidungsgewalt haben – sagte er in einem Zeitungsinterview mit Blick auf die rechtsnationale Regierung. Ministerpräsident Orban war in seiner Jugend begeisterter Fußballer und steht in der Kritik, sehr viel Geld in die ungarische Fußballinfrastruktur zu pumpen.
Barkoczi: "Supercup wichtiger als eigene Mitbürger"
In diese Kerbe schlägt Balazs Barkoczi von der oppositionellen demokratischen Koalition: "Es ist verblüffend, dass für die Orbán-Regierung das Hobby des Ministerpräsidenten, also das UEFA-Supercup-Finale, wichtiger ist als eigene Mitbürger."
Zsolt Meyer aus Budapest hingegen freut sich auf das Spiel. Ja, ein bisschen Angst habe er schon, sagt der Bayernfan, aber vor allem davor, dass die Publikumsbeteiligung doch noch auf den letzten Metern untersagt wird:
Wir sehen, dass es täglich mehr und mehr Fälle gibt. Dass Anzahl der positiven Testungen steigt. Wir verfolgen die Lage mit Sorge. Und wir hoffen, dass jetzt nichts mehr geändert wird, und dass das Spiel mit Zuschauern organisiert wird."