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FC Bayern vs. Medien
Geschlossenheit als Drohung

Die jüngste Pressekonferenz des Vereins habe gezeigt, dass die Bayern-Bosse eine Mauer vor den Journalisten aufbauen wollten, kommentiert Daniel Bouhs. Offensichtlich sei das Ziel gewesen, bei den Fans Stimmung zu machen - gegen einzelne Journalisten, mit amtlichem Fingerzeig.

Von Daniel Bouhs | 20.10.2018
    Pressekonferenz des Führungstrios des FC Bayern am 19.10.2018. übertragen live im vereinseigenen Kanal fcbayerntv, v.li: Karl Heinz Rummenigge, (Vorstandsvorsitzender), Uli Hoeneß (Präsident Bayern München) und Hasan Salihamidzic (Sportdirektor Bayern München) geben eine gemeinsame Pressekonferenz und kritisieren die negative Berichterstattung der Medien.
    Pressekonferenz FC Bayern Muenchen live im hauseigenen Sender fcbayerntv. . (SVEN SIMON / dpa / picture alliance)
    Es ist der große Traum von immer mehr Politikern, Unternehmern und eben auch Sport-Managern: die Emanzipation von "diesen Medien" und damit der lästigen, kritischen Berichterstattung, die sich nur schwerlich kontrollieren lässt – vor allem, wenn es mal schlecht läuft. Das Prinzip "Don’t bomb the messenger" – bombardiere nicht den Überbringer der schlechten Nachrichten – ist für Populisten keine Option. Im Gegenteil.
    Bis hier hin und nicht weiter!
    Die Bayern-Bosse wollen vor den Journalisten eine Mauer aufbauen. Bis hier hin und nicht weiter! Geschlossenheit als Drohung. Das Management greift Reporter und ihre Berichterstattung an, einzelne sogar namentlich. "Name Blaming" – wohl wissend, dass die eigenen Anhänger zuschauen in den Livestreams auf Youtube und Facebook und dem Vereinssender. Öffentliche Prügel gegen die Medien im Livestream statt ein klärendes Gespräch hinter verschlossenen Türen oder juristische Schritte gegen echte Falschmeldungen hinter den Kulissen – das war ein kalkulierter Schritt.
    Ganz offensichtlich war das Ziel, bei den Fans Stimmung zu machen gegen einzelne Journalisten, mit amtlichem Fingerzeig. Als ob Uli Hoeneß und Konsorten ein "So halten Sie die Medien klein"-Seminar bei Donald Trump belegt hätten. Dieser Auftritt war jedenfalls vor allem eines: erbärmlich. Souverän wäre, sich um die eigenen Probleme zu kümmern, statt ein Ablenkungsmanöver auf Kosten anderer zu starten. Dabei ist es auch völlig unerheblich, ob die Attackierten Journalisten des Boulevards sind oder nicht. Hier sitzen alle in einem Boot.
    Dieser Vorgang passt aber – leider – eben auch in eine ausgeklügelte Medien-Strategie des FC Bayern. Es geht um maximale Kontrolle. Los ging das mit Jürgen Klinsmann. Er führte "britische Verhältnisse" ein, schottete Spieler konsequent von Journalisten ab. Kontakt gibt es heute vor allem in einem eigenen Medienzentrum – separat zum Clubhaus, damit die einen den anderen gar nicht erst über den Weg laufen.
    Die eigenen Medien schützen
    Dazu kommen die eigenen Plattformen – in sozialen Netzwerken und dem eigenen Fernsehkanal FC Bayern TV. Die Bayern erzählen ihre eigenen Geschichten und führen selbst Interviews mit Spielern und Funktionären. Kritische Fragen sind hier wohldosiert.
    Den Bayern ist dieser Bereich so wichtig, dass sie ihn im Frühjahr sogar aus dem eigentlichen Klub herausgelöst haben: Eigene Medien sind für den Verein an der "Säbener" nicht mehr irgendeine beiläufige Aktivität, sondern ein separates Unternehmen – und das gilt es zu schützen. Andere Medien sind in dieser nun profitgetriebenen Konstruktion: Konkurrenten. Dieser Umbau geschah eher geräuschlos, hinter den Kulissen, und war eine formale Kampfangsage an die Medien. Die schon jetzt legendäre Pressekonferenz setzte diesem Prozess nur öffentlich noch einen drauf, damit es auch der Letzte merkt: Wenn ihr nicht spurt, also harmlos berichtet, machen wir das mit "diesen Medien" jetzt einfach ohne euch.
    Letztlich aber ist es wie in der Politik: Der Wähler, also der Fan, entscheidet, ob sich der Populismus, also der FC Bayern, durchsetzt – oder nicht. Dieser Prozess ließe sich noch stoppen. Theoretisch.