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FDP-Spitzenkandidat René Rock
Wahlkampf in der Kita

Die FDP könnte in Hessen nach der Landtagswahl am 28. Oktober das Zünglein an der Waage sein. Für Spitzenkandidat René Rock ist klar: Sollte die FDP in einer künftigen Jamaika-Koalition gebraucht werden, wird die frühkindliche Erziehung ein zentrales Themenfeld für die hessischen Liberalen werden.

Von Ludger Fittkau | 24.10.2018
    Der hessische FDP-Fraktionsvorsitzende und Spitzenkandidat René Rock.
    Der hessische FDP-Fraktionsvorsitzende und Spitzenkandidat René Rock (dpa/ picture alliance/ Frank Rumpenhorst)
    "René Rock: Wer seit ihr denn alle."
    "Kind: Jonas!"
    "René Rock: Du bist der Jonas, ich bin der René."
    René Rock begrüßt Jonas und etwa 15 andere Kinder der Kita des Sportvereins SG Arheilgen in Darmstadt. Es ist bereits die hundertste Kita in Hessen, die der FDP-Spitzenkandidat für die Landtagswahl in den letzten Jahren besucht. Auch wenige Tage vor dem Wahlgang lässt er sich nicht von diesen Besuchen abbringen: "Meine Tochter ist neun mittlerweile. Aber – ich mache das jetzt schon ein paar Jahre. Eine Motivation war natürlich schon zu sehen, als meine Tochter in der Kita war und ich gedacht habe: Och! Das ist ja toll, was die hier machen aber wenn die mehr Möglichkeiten hätten, dann würde nicht so oft der Waldtag ausfallen, dann würde man vielleicht auch einen Ausflug mehr machen können. Das war schon eine Motivation, wenn man selbst Vater ist, liegt das einem besonders am Herzen."
    Schwerpunkt Bildung
    Für René Rock ist klar: Sollte die FDP etwa in einer künftigen Jamaika-Koalition in Wiesbaden gebraucht werden, weil es für die jetzige schwarz-grüne Landesregierung allein nicht mehr zum regieren reicht – die frühkindliche Erziehung und nicht mehr die Wirtschaftspolitik allein soll ein zentrales Themenfeld für die hessischen Liberalen werden: "Wir hatten ja eine schwere Krise in der FDP. Und dann haben wir einen Leitbild-Prozess gemacht und da ist einfach deutlich geworden, dass das Thema, das die FDP am meisten umtreibt, eigentlich das Bildungsthema ist. In NRW stellen wir den Minister für frühkindliche Bildung, in Schleswig-Holstein stellen wir den Minister frühkindliche Bildung."
    Die aktuellen Umfragen besagen: die Liberalen können bei rund 8 Prozent der Stimmen mit dem Wiedereinzug in den Landtag rechnen. Doch dass nun Tarek Al Wazir, der Spitzenkandidat der Grünen nach der Bayernwahl in Hessen mit dem SPD-Kandidaten Thorsten Schäfer-Gümbel nahezu gleichauf liegt, missfällt dem FDP-Mann René Rock. Einen grünen Ministerpräsidenten in Hessen will er nicht – gerade in Sachen Windkraft sei man zu weit von den Grünen entfernt, betont Rock. Auch reklamiert er bei einer möglichen Beteiligung der FDP an einer Koalitionsregierung das Wirtschaftsministerium für die Liberalen – das haben aber bisher die Grünen inne.
    Doch ob mit der FDP in der Regierung oder nicht - in Hessen müsse das Thema frühkindliche Bildung politisch viel ernster genommen werden als bisher, fordert René Rock. Er will 7.000 Erzieherinnen- und Erzieherstellen mehr für das Land: "Das kostet insgesamt für Hessen in der Endausbaustufe in fünf Jahren insgesamt 760 Millionen Euro mehr. Wir haben aber in Hessen die hervorragende Situation, dass wir in der nächsten Legislaturperiode durch strukturelle Umschichtungsmaßnahmen beim Länderfinanzausgleich 500 Millionen Euro zusätzliche Einnahmen haben werden. Und aus unserer Sicht muss dieses Geld in Bildung investiert werden."
    Kritik an gebührenfreien Kitas
    René Rock kritisiert, dass die bisherige schwarz-grüne Landesregierung unlängst die Kitas im Land für die ersten sechs Stunden komplett gebührenfrei gestellt hat. Das kostet Hessen 310 Millionen Euro. Das Geld hätte besser in mehr und besser bezahlte Kita-Pädagogen gesteckt werden sollen, findet der FDP-Kandidat.
    Sven Beißwenger, der Präsident des Sportvereins, der die Darmstädter Kita trägt, die René Rock besucht, erklärt im Gespräch mit dem Wahlkämpfer, dass die meisten Eltern das eingesparte Geld doch wieder in zusätzliche Betreuungszeiten investieren, die sie dann teilweise gar nicht abrufen: "Die Beträge, die eingespart sind, werden tendenziell in eine längere Betreuung investiert, obwohl die nicht genutzt wird. Das heißt – die tun erst mal nicht weh, die eingesparten Gelder."
    René Rock muss sich aber damit auseinandersetzen, dass Eltern- und Lehrerverbände in Hessen die zusätzlichen 500 Millionen aus dem veränderten Länderfinanzausgleich nach der Wahl am 28. Oktober für die Sanierung von Schulgebäuden und zusätzliche Lehrerstellen einfordern. Dass es auch in diesem Bereichen der Bildungspolitik Bedarf gibt, bestreitet der hessische FDP-Spitzenkandidat nicht. Doch die Kitas lassen ihn nicht los: "Nur 3 Prozent der Kitas in Deutschland haben internationalen Standard, was die Personalausstattung angeht."
    Das dürfe nicht so bleiben. Sagt René Rock in der Darmstädter Kita. Dann fährt er weiter zum nächsten Termin. Es wird auch wieder eine Kita sein. Es wird dann die Nummer 101 sein, die er besucht.