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Fensteraustausch
Manchmal kann der Rahmen bleiben

Ein Fensteraustausch ist relativ aufwendig und teuer. Gerade beim Altbau ist es manchmal sinnvoll, nach Kompromissen zu suchen. So kann in das alte Kastenfenster auch nur ein neues Glas eingesetzt werden. Generell gilt: Ein besseres Fenster spart Energie - und verbessert das Wohlfühlgefühl.

Von Almuth Knigge | 04.01.2017
    Ein Energiepass für Immobilien ist im Vordergrund zu sehen. Im Hintergrund ein gelb angestrichenes Haus mit Garage.
    Energiepass: Durch die Fenster einer Immobilie entweicht viel Wärme. (imago / blickwinkel)
    Morgens im Bremen-Peterswerder, einem Stadtteil mit vielen kleinen historischen Häusern.
    - "Guten Morgen, kommen Sie rein - was kann ich für Sie tun?"
    - "Fenster anschauen."
    - "Wir haben ja unterschiedliche Fenster."
    - "Also ertüchtigte und neue."
    - "Wir können ja oben anfangen."
    In der guten Stube vom Raymond Krieger. Er ist Energieberater, Besitzer eines sogenannten Alt-Bremer Hauses und hat in seinem Haus unterschiedlichste Fenster verbaut.
    "Bei den Fenstern ist es so, es gibt ja unterschiedliche Möglichkeiten vom Fensterglasaustausch."
    Fenster "ertüchtigen" nennen es die Experten.
    "Das haben wir hier vorne gemacht, weil das sind noch die Originalfenster von 1898. Und da haben wir eben das Glas ausgetauscht."
    Und den alten Rahmen behalten. Damit die Optik der Außenfassade erhalten bleibt.
    "Das ist den Architekten ja immer ganz wichtig."
    Und wenn man den historischen Anblick erhalten will, muss man einen Kompromiss eingehen, sagt Raymond Krieger.
    "Das hier ist der Originalrahmen und sie werden sehen, da ist jetzt auch schon dickeres Glas drin. Da kriegt man allerdings kein dreifachverglastes Glas rein, weil die Scheiben zu dick sind an der Stelle, aber das reicht auch aus."
    Es reicht – aber rechnet es sich auch?
    "Das Fenster ist im Prinzip mit das teuerste Element und spart im Grunde genommen am wenigsten Energie ein. Sie haben ja meist kleine Fensterflächen und viel Wand und wenn Sie eine Wand dämmen würden, wäre das ja mehr."
    Raymond Krieger rechnet vor:
    "Also, wenn Sie sich vorstellen, zu einfacher Verglasung, da haben Sie einen U-Wert, nennt der sich ja, von 5 - also 5 Watt pro Quadratmeter pro Temperaturunterschied an Verlust. Und wenn Sie hier Wärmeschutzverglasung drin haben, dann kommen Sie vielleicht auf einen U-Wert von 2 an der Stelle."
    Besserer U-Wert verbessert Effizienz
    Der U-Wert ist der sogenannte Wärmedurchgangskoeffizient und ist das Maß für die Wärmedurchlässigkeit eines festen Körpers – wie eine Wand oder ein Fenster. Je niedriger er ist, desto besser ist es. Bei alten Doppelfenstern liegt der U-Wert bei etwa 3. Wenn man hier nur das Glas gegen neue Doppelscheiben tauscht, kann man einen U-Wert von unter 1 erreichen. Das ist wärmetechnisch bereits ein großer Fortschritt und liegt unter dem Wert, den die meisten Fenster mit herkömmlicher Wärmeschutzverglasung erreichen. Moderne Dreifachverglasung bringt noch mehr Wärmeschutz, sie bietet einen U-Wert von durchschnittlich 0,5. Doch das lohnt sich nur bedingt, meint Raymond Krieger
    "Der Einspareffekt über den Austausch der Fenster ist eben nicht so, als dass man das wirtschaftlich unbedingt begründen könnte."
    Trotzdem stehen der Austausch und die Ertüchtigung alter Fenster in der Förderstatistik der KfW auf Platz 2 - knapp hinter den Heizkesseln. Inse Ewen von der Verbraucherzentrale Bremen schränkt aber ein:
    "Die Energieeinsparung kommt mit dazu, die ist leider nicht so hoch, wie ich es mir wünschen würde. Wenn ich Fenster aus den Baujahren 1995 habe: Ich werde das in meiner Gasabrechnung spüren, aber ich werde nicht gleich Tausende von Euro einsparen."
    Weil ein Fensteraustausch angesichts der gesamten dämmbedürftigen Hausaußenfläche eine vergleichsweise geringe Wirkung entfaltet. Und der reine Glasaustausch ist auch nicht immer möglich.
    "Also, die Fenster müssen schon von der Qualität her gut sein, der Rahmen muss gut gepflegt sein, der Holzrahmen, sodass ich da eine Scheibe einsetzen kann. Und es ist auch nur bedingt möglich. Ich kann also in keinen alten Rahmen ein dreifach verglasten Glas einsetzen, das funktioniert nicht. Wenn ich das möchte, muss ich halt ein neues Fenster nehmen."
    Große Kostenunterschiede
    Raymond Krieger hat jedes Fenster in seinem Haus einem Check unterzogen. Die großen Glasfassaden sind hinten inklusive Rahmen erneuert worden – sie wurden in die Fassadensanierung integriert und gleichzeitig dazu ließ Krieger ein neues Lüftungssystem installieren. Das ist wichtig, denn das Innenklima verändert sich durch die extreme Abdichtung enorm.
    "Und der Preisunterschied?"
    Der Preisunterschied zwischen Fensterglasaustausch und Dreifachverglasung ist natürlich schon erheblich - einen Austausch können Sie für 250 bis 300 Euro kriegen. So ein dreifachverglastes Holzfenster kann schon mal 700 bis 800 Euro pro Quadratmeter kosten. Aber das ist ja auch was ganz anderes. Es ist dann ja auch eben ein komplettes Fenster."
    Das heißt, ein komplett neues Fenster kostet rund das Dreifache gegenüber einer Sanierung, bei der nur das Glas modernisiert wurde. Zehn Prozent Förderung gibt es von der KfW, wenn man neue dreifachverglaste Fenster einbaut und auch der reiner Glasaustausch kann gefördert werden. Doch nur auf den finanziellen Aspekt wollen weder Raymond Krieger noch Verbraucherschützerin Ewen die Entscheidung reduzieren.
    "Man muss einfach wissen, dass drei Grad Temperaturunterschied in der Raumluft als Zug empfunden werden. Haben Sie also Ihre Couch direkt vor einer riesengroßen Fensterfläche und Sie sitzen dort im Winter mit der Wolldecke, werden Sie über den Fensterglasaustausch oder ein neues Fenster merken, dass Sie die Decke langsam weglegen können."