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Ferguson
Obama ruft zu Mäßigung auf

Miteinander reden anstatt zu schreien, heilen statt sich weiter Wunden zuzufügen: Barack Obama appelliert an die Bevölkerung, doch seine Worte verhallen scheinbar ohne Wirkung. Mehr als eine Woche nach dem Tod von Michael Brown ist Ferguson zu einer Parabel geworden - und zum Fixpunkt einer Debatte über alltäglichen Rassismus.

Von Jasper Barenberg | 20.08.2014
    Ein Demonstrant in Ferguson
    Ein Demonstrant in Ferguson (afp / Michael B. Thomas)
    Der Appell aus dem Weißen Haus verhallt ungehört.
    "To the community in Ferguson, that is rightly hurting and looking for answers, let me call once again for us to seek some understanding, rather than simply holler at each other. Let's seek to heal rather than to wound each other."
    Der Präsident hat dazu aufgerufen, nach Wegen zu suchen, miteinander zu reden, statt sich weiter anzuschreien, nach Wegen, zu heilen statt sich weiter Wunden zuzufügen. Doch von Washington aus muss auch Barack Obama mit ansehen, wie friedliche Demonstrationen in Ferguson den dritten Abend in Folge in Gewalt und Chaos umschlagen.
    Wieder rücken gepanzerte Fahrzeuge auf Demonstranten vor, wieder formieren sich Ketten von Sicherheitskräften mit Helmen, Knüppeln und automatischen Gewehren, wieder fliehen Menschen vor Tränengas und Rauchbomben.
    Mehr als eine Woche nach dem Tod von Michael Brown ist Ferguson zu einer Parabel geworden. Und zum Fixpunkt einer Debatte über alltäglichen Rassismus, Polizeigewalt gegen Schwarze und die Militarisierung der zivilen Sicherheitskräfte.
    In zu vielen Städten im Land gibt es ein großes Misstrauen zwischen Anwohnern und der Polizei, sagt Barack Obama.
    "In too many communities around the country a gulf of mistrust exists between local residents and law enforcement. In too many communities too many young men of color are left behind and are only seen as objects of fear. I'm personally committed to chance both perception and reality."
    Demonstranten mit einem Transparent "Hands up - don't shoot" ("Hände hoch - nicht schießen") versammeln sich auf der West Florissant Avenue in Ferguson, Missouri, USA, am 14. August 2014.
    "Hands up - don't shoot" - diese Menschen in Ferguson demonstrieren für Solidarität mit dem erschossenen schwarzen Jugendlichen. (picture alliance / dpa / Robert Rodriguez)
    Obama will die Lebenswirklichkeit der schwarzen Bevölkerung verändern
    Die Wahrnehmung und die Wirklichkeit will der Präsident verändern. Weil Farbige zu oft zurückgelassen und nur als Objekte der Angst gesehen werden, wie er es ausdrückt. Belege dafür gibt es reichlich. Und gerade kommen jeden Tag neue Berichte über Schikanen, Vorurteile und überzogene Gewalt dazu.
    Nach Ferguson kommen will der erste schwarze Präsident dennoch nicht. Aus Sorge, voreilige Schlüsse zu ziehen, wie er sagt. Stattdessen schickt er seinen Justizminister. Und gibt Eric Holder mit auf den Weg nach Missouri, den Fall umfassend und gründlich zu durchleuchten.
    In einem anderen Punkt wird Barack Obama konkreter. Die martialischen Bilder aus Ferguson vor Augen beschwört er die Unterscheidung zwischen militärischen Streitkräften auf der einen und ziviler Polizei auf der anderen. Als historische Errungenschaft, die es zu schützen gilt.