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Ferienjobs
Führerschein als Bewerbervorteil

Viele Schüler suchen sich für die Ferien einen Job. Beliebt sind dabei vor allem Tätigkeiten bei großen Unternehmen, da sie meist besser zahlen. Bewerben kann man sich auch schon vor den Ferien - im Vorteil ist, wer einen Führerschein hat.

Von Thomas Wagner | 29.06.2015
    Junger Kellner zapft ein Bier an einer Zapfanlage.
    Viele Schüler jobben in den Ferien, zum Beispiel in der Gastronomie. (imago/stock&people/blickwinkel)
    "Warum ich einen Job suche? Weil ich Geld brauche! Ich bin Gymnasiast am Kolpingkolleg."
    "Die Sommerferien sind ja ziemlich lang. Und man ist ja als Schüler notorisch ohne Geld."
    Kleine Pause vor dem sozialpädagogischen Gymnasium des Kolping-Bildungswerks in Stuttgart. Einige der Schüler schauen hinüber auf die andere Straßenseite, zum Berufsinformationszentrum der Stuttgarter Agentur für Arbeit.
    "Also die, die einen Ferienjob suchen, sind überwiegend noch nicht da, die Schülerinnen und Schüler. Die haben zum Teil noch Prüfungen. Die Firmen suchen jetzt schon. Insofern passt das im Moment noch nicht hundertprozentig zusammen."
    Jedes Jahr das gleiche Spiel, seufzt Doris Reif-Woelki, Sprecherin der Agentur für Arbeit Stuttgart. In diesem Jahr werden mehr Ferienjobs als jemals zuvor angeboten; es mangelt eher an Bewerbern für alle Jobs. Und das hat seinen Grund:
    "Bei den Ferienjobs kann man schon eine ganz deutliche Konjunkturabhängigkeit ausmachen. Jetzt haben wir das zweite, dritte Jahr mit guter Konjunktur in Folge. Und wir haben jetzt auch das dritte Jahr wieder mehr Ferienjobs."
    "Den Mindestlohn gibt's immer"
    Häufig führt der Weg zu einer attraktiven Ferienarbeit übers Internet:
    "Wir nehmen Bewerbungen online entgegen, grundsätzlich nur online. Da können Sie sich bewerben auf einzelne Ferienjobber-Stellen," erklärt Valerie Dollinger, beim Autokonzern Daimler AG Sprecherin für Personalfragen. Auch bei anderen Großunternehmen werden Bewerbungen für Ferienjobs nur online über die jeweiligen Karriereportale entgegengenommen, heißt es bei der Agentur für Arbeit, während sich bei kleineren Unternehmen häufig eine formlose Bewerbermail lohne. Allerdings sind vor allem Großkonzerne bekannt für überdurchschnittliche Entlohnung.
    Doch auch kleinere Unternehmen bezahlen in diesem Sommer Ferienjobs besser als früher - manche nicht ganz freiwillig, erklärt Doris Reif-Woelki von der Agentur für Arbeit:
    "Also den Mindestlohn von 8,50 Euro gibt's immer. Im Schnitt kann man so sagen, bis elf, manchmal auch bis zwölf Euro."
    Allerdings: Entlohnung an sich ist nicht alles. Die Expertin der Stuttgarter Agentur für Arbeit rät dringend dazu, sich vor Aufnahme eines Ferienjobs die Arbeitszeiten genau anzusehen:
    "Die Arbeitszeit ist frei verhandelbar. Es gilt zwar das deutsche Recht, wo es heißt: nicht mehr als zehn Stunden. Ruhezeiten müssen eingehalten werden. Das kann im Einzelfall mit einer entsprechenden Ruhezeit aber auch länger ausfallen, wenn Sie zum Beispiel an Jobs in der Gastronomie denken."
    Die Löhne werden in der Regel steuer- und sozialversicherungsfrei ausgezahlt. Hier hat der Gesetzgeber die Spielräume für Ferienjobber in diesem Jahr deutlich ausgeweitet:
    "Früher konnte man 50 Tage im Jahr sozialversicherungsfrei arbeiten. Das liegt jetzt bei 70 Tagen. Die Tage zählen das ganze Jahr über zusammen."
    Auch Minderjährige dürfen in den Ferien jobben
    Zudem dürfen Schüler und Studierende bis zu 8.354 Euro im Jahr steuerfrei verdienen. Wer sich für einen Ferienjob bewirbt, braucht zudem kein Diplom und keinen Berufsabschluss. Ganz ohne Qualifikation geht's aber auch nicht:
    "Also Volljährigkeit und Führerschein sind auf jeden Fall ein Muss. An manchen Stellen ist ein Staplerführerschein auch noch erwünscht," so Valerie Dollinger von Daimler. Obwohl dort die Volljährigkeit verlangt wird, gestattet der Gesetzgeber auch Minderjährigen Ferientätigkeiten. In diesem Fall greifen aber die Regeln des Jugendschutzes, die beispielsweise starke Einschränkungen bei den Arbeitszeiten eines Ferienjobs vorsehen.
    "Ich hab' schon einen gefunden. Ich bin bei der Post, weil die relativ gut bezahlen," so der Stuttgarter Abiturient Constantin Oschatz. Ihm geht es wie seiner Mitschülerin Leni Dragati nicht nur ums Geldverdienen im Ferienjob, sondern um weitaus mehr:
    "Man kann halt Erfahrungen sammeln. Man lernt einfach so die Atmosphäre kennen, ein strukturiertes Arbeitsleben, nicht wie in der Schule, man lernt halt die Arbeitswelt kennen."
    "Man lernt halt schon erwachsener zu werden und nicht nur in der Schule zu sitzen, wo man gesagt bekommt, wie das Arbeitsleben ist."