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Fernsehstandard DVB-T2 HD
Hochauflösendes Fernsehen mit Vor- und Nachteilen

Der neue Fernsehstandard DVB-T2 HD kommt dem Wunsch der privaten Sender nach, künftig auch kostenpflichtige Programme über das Antennenfernsehen anbieten zu können. Dafür gibt es dann hochauflösende Bilder. Aber auch wer auf die Privatsender verzichten will, braucht ab Ende März ein neues Empfangsgerät.

Von Wolfgang Noelke | 30.01.2017
    Ein Schild zeigt in einem Elektronikmarkt in Berlin auf das Regal mit DVB-T2 Empfängern.
    Der neue terrestrische Fernsehstandard braucht auch neue Empfangsgeräte. (dpa / Maurizio Gambarini)
    Die jeweils nur vier Stufen hohen Treppenabsätze führen irgendwann zur dritten Etage über dem Restaurant des Berliner Fernsehturms. Neben den grünen Elektronikschränken Berliner Hörfunksender zeigt Eric Rodermerck, Leiter des Service-Teams der Betreibergesellschaft "Media Broadcast", auf einen etwas helleren Schrank.
    "Wir haben hier neuere DVB-T-Sender. Die machen reine HF-Leistung über 9 Kilowatt und wenn man jetzt sieht, so ein Sender ist ein Schrank, unten sogar noch ein bisschen Platz drin. Und wenn man jetzt hier drüben mal sieht ..."
    Dann ist die einst, die zirkuszeltgroße Kuppel füllende analoge Fernsehtechnik längst verschwunden.
    Neuer Standard, um kostenpflichtige Programme anbieten zu können
    "Ja, über diesem Bereich stand der Sender. Das sieht man schon von der Größe her und die gleiche entsprechende Größe, noch eine Etage tiefer hatte die Kühlung damals. Die neuen Sender sind auch noch energiesparender. Bei der Umstellung des Senders brauchen wir bei den Gerätegenerationen, die wir in den letzten Jahren gekauft haben, nur noch die Software ändern."
    So einfach hätten sich das auch Millionen Besitzer alter DVB-T-Empfänger gewünscht. Doch diese alten funktionieren nur noch bis Ende März. Dann wird nach gerademal zehn Jahren auf den nächsten Standard umgeschaltet: DVB-T2 HD. Geschaffen wurde dieser Standard unter anderem auf Wunsch kommerzieller Sender, um kostenpflichtige Programme anbieten zu können. Dafür wird das Sendesignal verschlüsselt und kann im Empfänger freigeschaltet werden, entweder mit einer kostenpflichtigen Chipkarte oder einem Code. Diese Entschlüsselungstechnik gibt es erst in den neuen Empfängern und Set-Top-Boxen, die mit ihrem kleinen Antennenstummel aber auch unverschlüsselte Signale empfangen. Zum Beispiel bleiben alle Programme der Öffentlich-rechtlichen Sender - wie bisher - unverschlüsselt, werden aber ebenfalls in einem neuen Format gesendet, das trotz größerer Datensparsamkeit jetzt hochauflösende Bilder liefert: HD, High Definition.
    Beschichtete Verglasungen können zum Problem werden
    Stefan Krüger, Leiter der Entwicklergruppe, testet seit anderthalb Jahren die Qualität unter allen nur möglichen Empfangsbedingungen. Selbst reflektierte Funkwellen oder mehrere Sender auf dem gleichen Kanal, die alte DVB-T noch heftig störten, jetzt das Bild sogar verbessern, weil "sich ein Empfangssignal bei terrestrischer digitaler Aussendung auch aus Mehrwege-Empfang zusammensetzen kann. Also Reflexionen an Gebäuden wiederum kommen uns eigentlich zugute."
    Nur eines sei für die Stummel-Antennen aller Empfänger problematisch, so Stefan Krüger, "dass jetzt auch vielen Verglasungen, gerade in Bürogebäuden beschichtet sind und somit die Signale schlecht durchlassen."
    Hilft hier die alte Fenster- oder Dachantenne? Frage an Eric Rodermerck. Er steht inzwischen draußen, auf der Galerie, hoch über der Kugel des Fernsehturms und blickt auf ein weites Panorama mit abertausend winzigen Häusern. Bis zum 60 Kilometer entfernten Horizont würde die hundert Meter höhere, in der rot-weißen Spitze montierte Sendeantenne strahlen. Doch "ne Gemeinschaftsantenne ist – je weiter man vom Abstrahlpunkt wegkommt - immer günstiger, wenn es eben nicht für Indoor reicht. Und dann wird man auch sehen, wenn man auch einen Antennen-Verstärker drin hat, dass der natürlich nicht übersteuert wird. Das ist noch ein Problem, was viele dann haben, die denken, 'mehr Leistung bringt mehr'. Aber wenn man das Ganze dann überfährt, dann hat man insgesamt weniger davon."
    Der in den meisten alten Haus- oder Gemeinschaftsantennen obligatorische Antennenverstärker sollte möglichst ausgeschaltet bleiben oder – falls notwendig - ausgewechselt werden. Denn der alte verstärkt weiterhin auch die alten Fernsehfrequenzen, die künftig vom störenden Mobilfunk belegt werden.