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Fernuni Hagen
Zugangsvoraussetzung: Selbstdisziplin

Vor über 40 Jahren gegründet, ist die Fernuni Hagen heute Deutschlands größte Universität. Auch für das Fernstudium gilt: Ohne Fleiß kein Preis. Bis zum Abschluss braucht es viel Zeit, Energie, einen Internetzugang - und vor allem viel Selbstdisziplin.

Von Susanne Nessler | 27.02.2016
    Der Campus der Fernuniversität Hagen (Nordrhein-Westfalen)
    Der Campus der Fernuniversität Hagen (Nordrhein-Westfalen) (picture alliance / dpa / Bernd Thissen)
    "Das ist für mich ganz einfach zu erklären, ich bin berufstätig, ich bin Mutter von vier Kindern, muss Geld verdienen und das geht nur an der Fernuniversität das Studium nebenher."
    Denise Verena Ladewig ist eine klassische Studentin der Fernuniversität Hagen. Über 30 Jahre alt, im Beruf und mit Familie. Sie lebt auf dem Land im nördlichen Brandenburg und studiert seit 8 Semestern Psychologie.
    "Ich kann auch mal eine Woche lang gar nichts machen"
    Unabhängig und zeitlich selbstbestimmt studieren zu können, ist eines der wichtigsten Argumente 76.000 Studierenden an der Fernuniversität in Hagen.
    "Was ich gut finde, dass ich mir meine Zeit absolut selbst einteilen kann. Ich kann mir die Sachen angucken, wann ich dazu in der Lage bin, ob das jetzt abends oder morgens ist. Oder ich kann auch mal eine Woche lang gar nichts machen."
    In Hagen lehren 87 Professoren. Jura, Psychologie, Mathematik, Wirtschaftswissenschaften - das Studienangebot umfasst dieselben Fächer wie an Präsensuniversitäten. Auch die Abschlüsse sind die gleichen, es gibt Bachelor- und Master.
    Internet ist Pflicht
    Außer dem Abitur gehört heute ein Internetzugang zu den Voraussetzungen fürs Studium an der Fernuni. Anfang des Semesters erhalten die Studierenden ihre Studienbriefe - das sind dicke Lernhefte, und zwar per Post. Der Campus selbst aber befindet sich im virtuellen Raum. Vorlesungen, Übungen oder Literaturempfehlungen werden an der Fernuni Hagen über die digitale Plattform Moodle angeboten und betreut.
    "Wir haben also das Moodle - das ist dieser sogenannte virtuelle Studienplatz, wo man sich trifft. Und dort tauscht man sich aus, als wenn man sich auch sonst treffen würde. Was ja nicht geht."
    Die Studierenden loggen sich dazu auf der Plattform ein und diskutieren miteinander den Lernstoff. Alle Fragen und Antworten müssen schriftlich formuliert werden. Dozenten begleiten die Diskurse, schalten sich ein, wenn es Probleme gibt. Stefan Stürmer, Professor für Sozialpsychologie an der Fernuniversität Hagen:
    "Wir haben im Fernlernsystem ein sehr großes Spektrum an didaktischen Methoden. Das geht von Studienbriefen, über virtuelle Lehrveranstaltungen in kleine Gruppen bis hin zu Vorlesungen. Und wenn man an die Fernuniversität geht, sollte man offen sein, und Spaß daran haben sich in solche Methoden zusätzlich einzuarbeiten."
    Weniger Kontakt zu Mitstudierenden
    Die eigentliche Herausforderung im Fernstudium ist aber, dass man komplett auf sich gestellt ist, berichtet diese Studentin. Mehr als die Namen der Kommilitonen unter den Einträgen kennen die Wenigsten.
    "Also ich würde es manchmal schöner finden, zu Vorlesungen regelmäßig zu gehen. Kommilitonen zu haben, mit denen man sich austauschen kann."
    Ein Fernstudium erfordert sehr viel Selbstdisziplin, betont die Fernstudentin aus Potsdam. Alleine Arbeiten, sich immer wieder selber motivieren. Schnell kommt da mal was dazwischen, Beruf, Familie oder andere Verpflichtungen. Studierende an der Fernuni Hagen brauchen oft doppelt so lange bis zum Examen wie Studierende an Präsensuniversitäten.
    "Gerade bei diesen Leistungen, wo individueller Kontakt notwendig ist, wie Bachelorarbeit oder Praktikum, das wird es dann schwieriger."
    Allerdings: Nicht jeder Studierende zielt auf einen Abschluss, erzählt Susanne Bossemeyer, Leiterin der Kommunikation an der Fernuniversität Hagen. Viele studieren auch zum zweiten Mal:
    "Jemand, der Betriebswirtschaft studiert hat und hat das zu einem früheren Zeitpunkt gemacht und hat beispielsweise dem Thema Personal-Management oder Marketing nicht so viel Bedeutung beigemessen, kommt aber jetzt in eine berufliche Situation, wo das wichtig wird, der kann Module zu diesem Thema bei uns studieren."
    Wer nach ein, zwei oder drei Semestern sein individuelles Bildungsziel erreicht hat, verlässt dann die Fernuni wieder. Ungefähr 2.600 Studierenden machen pro Jahr ihren Bachelor- oder Master-Abschluss in Hagen.