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Fest und Markt der Kunst

In Lateinamerika hat sich arteBA zum wichtigsten Schaufenster für aktuelle Malerei, Installationen und Fotokunst gemausert. Jedes Jahr wird die Messe von mehr Sammlern, Museums-Direktoren und Kuratoren aus dem Ausland besucht. Und zunehmend kommen die Gäste aus Europa und den USA.

Von Victoria Eglau | 25.06.2010
    "Wir haben in diesem Jahr Galerien aus den Ländern eingeladen, die wie Argentinien das Bicentenario begehen, ihre Zweihundertjahrfeier","

    … sagt Facundo Gomez Minujín, Direktor der Kunstmesse arteBA in Buenos Aires. Mexiko, Kolumbien, Chile und Peru werden also besonders stark vertreten sein, neben Galerien aus Brasilien, Uruguay und natürlich Argentinien.

    In Lateinamerika hat sich arteBA zum wichtigsten Schaufenster für aktuelle Malerei, Installationen und Fotokunst gemausert. Jedes Jahr wird die Messe von mehr Sammlern, Museums-Direktoren und Kuratoren aus dem Ausland besucht. Und zunehmend kommen die Gäste aus Europa und den USA. Lateinamerika stresst in der internationalen Kunstwelt auf wachsendes Interesse, beobachtet Facundo Gómez Minujín, Vorsitzender der arteBA-Stiftung:

    ""Das Metropolitan Museum und das Museum of Modern Art in New York, die Tate Gallery in London, sie alle haben heute eigene Abteilungen für lateinamerikanische Kunst. Und stellen immer öfter Werke von hiesigen Künstlern aus. Peu à peu gewinnt Kunst von diesem Kontinent international Terrain."

    Das ist auch die Erfahrung von Fernando Entín, der in Buenos Aires die Galerie Elsi del Río leitet. Bei arteBA wird er unter anderem die Serie Urban Birdwatching des jungen Argentiniers José Luís Anzizar zeigen: urbane Landschaften mit Vögeln als bunte Papiercollagen. Galerist Entín lobt die Messe für ihre Bemühungen, den Verkauf von lateinamerikanischer Kunst zu fördern – auch in Argentinien selbst.

    Wer dort Kunst erwirbt, tut es vor allem bei arteBA. Fast die Hälfte ihrer Jahresumsätze machen die Galeristen an den fünf Messetagen. Insgesamt haben es die Galerien in Argentinien eher schwer: Der Markt ist klein, die Kultur des Kunstsammelns nicht sehr ausgeprägt.

    "In Argentinien ist die Leidenschaft, Originalkunstwerke zu kaufen, weniger verbreitet als in vielen anderen Ländern. Die Kunstmesse arteBA verfolgt daher auch ein pädagogisches Ziel."

    Die Preise für Kunst sind in Argentinien niedriger als in Brasilien oder Mexiko, wo es mehr Sammler gibt. Kunst aus Lateinamerika kostet insgesamt weniger als Werke aus Europa, Indien oder China.

    "Für das, was man anderswo für Werke eines Anfängers bezahlt, kann man hier schon fast die Arbeiten eines anerkannten Künstlers erwerben."

    Meint Facundo Gomez Minujín, Vorsitzender der arteBA-Stiftung. Zwar tragen günstige Preise zur Attraktivität bei, aber Kunst aus Argentinien überzeugt vor allem durch ihre Qualität, Vielfalt und ihren kosmopolitischen Charakter. Ob Leon Ferrari, der 2007 bei der Biennale in Venedig mit dem Goldenen Löwen geehrt wurde, oder Guillermo Kuitca – immer mehr zeitgenössische Künstler setzen sich international durch. Highlights von arteBA 2010 sind etwa die Arbeiten von Luís Felipe Noé, die die Galerie Rubbers präsentiert. Darunter ist das kreisförmige und drehbare Gemälde "Las Vueltas que da la Vida", frei übersetzt "Die Runden, die das Leben dreht". Argentiniens Popart-Pionierin Marta Minujín ist unter anderem mit der Mega-Installation "Vergoldeter Multidirektionaler Obelisk" vertreten, einer Parodie auf den Obelisco, das Wahrzeichen von Buenos Aires.