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Festgeld ohne Anpassung nach unten

Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins für den Euroraum auf den niedrigsten Stand seit Einführung der gemeinsamen Währung gesenkt. Das hat Auswirkungen auf Sparanlagen. Verbraucherschützer raten zur Kombination von Tagesgeld und Festgeld mit unterschiedlichen Laufzeiten.

Von Brigitte Scholtes | 07.05.2013
    Sparen lohnt sich kaum noch. 0,8 Prozent Zinsen zahlen die Banken im Durchschnitt derzeit für Tagesgeld. Die Bandbreite liege zwischen 0,2 und 1,5 Prozent, sagt Max Herbst, Gründer der FMH Finanzberatung. Es habe nicht lange gedauert, bis die ersten Geldhäuser auf die Zinssenkung der EZB am vergangenen Donnerstag reagiert hätten:

    "Wir haben festgestellt, dass die ersten Banken bereits bei Ansparplänen, die sowieso schon sehr schlecht verzinst sind, mit 0,1 reagieren. Das heißt die Banken haben keine Probleme im Anlagebereich zu sagen: Die EZB hat gesenkt, wir senken auch. Die Logik ist vorhanden, Kunde ist ruhig."

    Dabei orientieren sich die Banken bei Anlagezinsen nicht unbedingt am Leitzins der EZB, sondern eher am Interbankenzinssatz Euribor. Doch eine Zinssenkung der Notenbank werde als Signal gesehen, nach und nach die Zinsen anzupassen:

    "Da gibt's so Player im Anlagebereich, wie beim Tagesgeld eine ING-Diba noch der Player ist. Wenn der nichts macht, sind auch die anderen namhaften Banken ruhig."

    Maßstab für die Anlage von Geld sollte jedoch die Inflationsrate sein. Die liegt zurzeit bei 1,2 Prozent. Zumindest einen Inflationsausgleich zu schaffen, ist schon schwierig. Man sollte da als Kunde nicht unbedingt einer Bank die Treue halten, meint Finanzberater Herbst:

    "Man müsste einfach bereit sein, sich auf dem Markt umzuschauen, zu gucken, ob man nicht doch mal wechseln sollte, ob ich vielleicht jetzt 1,2 Prozent kriege – vielleicht bin ich auch mit 1,0 Prozent zufrieden. Aber es gibt eine ganze Menge Banken, die mehr als diese 1,2 Prozent bieten, auch für Bestandskunden, nicht nur für Neukunden. Das ist so das Ziel, da unzufrieden zu sein, mit dem, was die Bank bietet. Auch wenn's nur 5000 Euro sind, wird es sich lohnen, einfach der Bank zu zeigen: Ich bin damit nicht einverstanden."

    Verbraucherschützer raten auch zu Flexibilität bei den Laufzeiten: Die kann man clever kombinieren, einen Teilbetrag etwa als schnell verfügbares Tagesgeld, weitere Teile aber kann man als Festgeld mit unterschiedlichen Laufzeiten anlegen. Dann kann man auch mehr als die Inflationsrate herausholen.

    So bietet derzeit der günstigste Anbieter Festgeld mit einer Laufzeit von zwei Jahren mit zwei Prozent Verzinsung an. Festgeld habe einen wesentlichen Vorteil, sagt Finanzberater Herbst:

    "Der Vorteil ist, wenn ich mir heute ein Festgeld aussuche, das gutes Festgeld ist, wo ich sage, ich habe die nächsten zwölf Monate erst einmal meine Ruhe: Es kann mir nichts passieren. Falls die nächsten EZB-Leitzinssenkungen stattfinden, wo die Banken peu à peu nach unten anpassen, weiß ich erst einmal: Der Zinssatz steht. Das weiß ich beim Tagesgeld oft nicht. Es gibt nur eine einzige Bank im Tagesgeldbereich, die auch den Tagesgeldzins für zwölf Monate garantiert. Bei allen anderen muss ich davon ausgehen, dass die Bank die Möglichkeit hat und die Möglichkeit nutzt, den Tagesgeldzins zu senken, was mir beim Festgeld nicht passieren kann."

    Bei unterschiedlichen Laufzeiten profitiert man auch davon, dass immer wieder unterschiedliche Beträge frei werden, die man dann zu hoffentlich besseren Konditionen wieder anlegen kann. Und: Auch im europäischen Ausland könnten interessante Angebote winken. Solange die Guthaben von der europäischen Einlagensicherung geschützt sind, also bis zu 100.000 Euro, kann man ruhig einmal über die Grenzen schauen.