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Feuerpause vereinbart
Neue Waffenruhe in der Ukraine

Der Krieg in der Ostukraine geht bald ins sechste Jahr. UN-Zählungen nach wurden mehr als 10.000 Menschen getötet. Und auch 2018 gab es fast täglich Feuergefechte. Einen Hoffnungsschimmer auf Frieden gibt es nun zum Jahresende: Die Konfliktparteien haben eine Feuerpause vereinbart.

Von Florian Kellermann | 28.12.2018
    Soldaten der ukrainischen Arme laufen am 11.01.2018 in der Nähe von Nowoluhanske (Ukraine) in der Oblast Donezk an der Frontlinie eine Straße entlang, um ankommenden Journalisten Schutz zu gebieten.
    Die Waffen in der Ostukraine sollen schweigen (dpa-Bildfunk / Ukrinform via ZUMA Wire / Markiian Lyseiko)
    Eine Videokonferenz brachte in letzter Minute doch noch die Einigung: Die sogenannte Minsk-Kontaktgruppe verständigte sich gestern auf die Waffenruhe. Der Gruppe gehören Vertreter der OSZE, der Ukraine, Russlands und der Separatisten an.
    Jewhen Martschuk, der für die Ukraine in dem Gremium sitzt: "Wir sollten die Waffenruhe so gut es geht nutzen, um die Infrastruktur wieder instand zu setzen, Objekte, die für die Wasser- und für die Stromversorgung wichtig sind. Deshalb hoffen wir sehr, dass die Waffen von der kommenden Nacht an auch wirklich schweigen werden."
    Ursprünglich sollte die Waffenruhe nur bis nach dem orthodoxen Weihnachtsfest am 7. Januar gelten. Nun habe man sich auf eine unbegrenzte Dauer verständigt, so Martschuk.
    Beziehungen zwischen Ukraine und Russland weiter verschlechtert
    Doch die Skepsis der Beobachter, dass diese auch hält, ist groß. Denn auch das zu Ende gehende Jahr verlief in der Ostukraine blutig. Allein in den ersten elf Monaten kamen 110 ukrainische Soldaten bei Kämpfen ums Leben. Die Zahlen zeigen, dass die Kämpfe ähnlich heftig waren wie im Vorjahr.
    Auch 43 Zivilisten starben infolge des Krieges 2018 bisher in der Ostukraine, gab die OSZE bekannt. Hier gingen die Opferzahlen um etwa die Hälfte zurück. Zu ähnlichen Ergebnissen kam eine Beobachtermission der Vereinten Nationen. Deren Leiterin Fiona Frazer sagte im Dezember:
    "Trotz sinkender Zahlen: Hinter jeder Zahl steht eine menschliche Tragödie. Im September wurden drei Jungen getötet und einer schwer verletzt - durch die Explosion einer Landmine im Niemandsland in der Nähe von Horliwka. Im Oktober tötete ein Minenwerfer eine Mutter und ihre Tochter in Zolote 5. Seit Beginn des Konflikts wurden mehr als 3.000 Zivilisten getötet."
    Zu einem großen Gefangenenaustausch - wie im vergangenen Jahr zum Jahreswechsel - wird es diesmal allerdings nicht kommen. Denn die Beziehungen zwischen der Ukraine und Russland haben sich weiter verschlechtert. Im November kam es zu einem bewaffneten Zwischenfall im Schwarzen Meer.
    Forderung nach Freilassung
    Die russische Marine setzte drei ukrainische Militärboote fest, die in das Asowsche Meer gelangen wollten. Mindestens ein ukrainisches Boot wurde beschossen.
    Die Ukraine fordert, dass Russland die 24 dabei gefangenen ukrainischen Marineangehörigen freilässt. Ilja Nowikow, einer der russischen Anwälte der Seeleute, sagte in dieser Woche:
    "Sie wurden alle inzwischen nach Moskau gebracht. Das deutet darauf hin, dass sie in einem Schauprozess verurteilt werden sollen. Ihnen wird vorgeworfen, sie hätten die russische Grenze überschritten. Sie werden psychischem Druck ausgesetzt, damit sie sich für schuldig erklären. Sie dürfen ihre Angehörigen nicht anrufen, einige müssen immer noch die Sträflingskleidung tragen, die sie ganz am Anfang bekommen haben."
    Die Ukraine hatte nach dem Vorfall im Asowschen Meer vorübergehend in Grenzgebieten den Kriegszustand ausgerufen. Es bestehe die Gefahr einer Eskalation, sagte Präsident Petro Poroschenko. Vor wenigen Tagen erklärte Poroschenko den Kriegszustand für beendet.