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FIFA-Affäre
Neue Vorwürfe gegen FIFA-Chef Gianni Infantino

Wir werden das Image und den Respekt für die FIFA wiederherstellen, gelobte FIFA-Chef Gianni Infantino am Tag seiner Wahl in Zürich - nicht einmal sechs Monate später werden stattdessen neue schwere Vorwürfe gegen den neuen Präsidenten laut.

Von Hans-Jürgen Maurus | 03.07.2016
    Gianni Infantino am 22. Januar 2016 noch als UEFA-Generalsekretär bei einer Pressekonferenz.
    Gianni Infantino am 22. Januar 2016 noch als UEFA-Generalsekretär bei einer Pressekonferenz. (picture alliance / dpa / Cyril Zingaro)
    Der Weltfussballverband kommt nicht aus den Negativschlagzeilen. Bei der FIFA werden Mitarbeiter gegangen oder laufen freiwillig davon, Angestellte gegängelt und sogar Säuberungen durchgeführt. Das neue Regime unter Präsident Gianni Infantino arbeitet mit Druck und Einschüchterung, handelt selbstherrlich und arrogant.
    Nachdem bereits Ex-Generalsekretär Markus Kattner gefeuert und Chefkontrolleur Domenico Scala unter Protest nach einer Intrige Infantinos zurückgetreten ist sowie das zweite Mitglied des Kompensationsausschusses den Hut genommen hat, sind jetzt zwei weitere führende Mitarbeiter entlassen worden, berichtete am Wochenende die Schweizer Sonntagszeitung: Dabei handelt es sich einmal um den Chef des internen Reisebüros und den Protokollführer des Generalsekretariats.
    Gianni Infantino im Zentrum neuer Vorwürfe
    Offizielle Begründung: Es handle sich um Restrukturierungsmassnahmen. Pikant dabei: Die beiden gefeuerten Angestellten hatten die FIFA-Ethikkommission informiert, dass es auch im neuen Infantino-Reich nicht nur Ungereimtheiten gibt, sondern Interessenskonflikte, Verstöße gegen interne Regeln und ungerechtfertigte finanzielle Vorteile.
    Im Zentrum der Anschuldigungen: FIFA-Boss Infantino höchstpersönlich. In einem internen Memo sind spannende und süffisante Details festgehalten. Da sind einmal vier Flüge mit Privatjets, die Infantino akzeptiert hat, darunter zwei Flüge, die von der russischen Regierung und vom Emir von Katar bereitgestellt und bezahlt wurden. Wert: zwischen 120 000 und 150 000 Dollar.
    "Klassischer Interessenskonflikt"
    Wohlgemerkt von Staaten, die als Ausrichter für die nächsten WM-Turniere vorgesehen sind und von der FIFA mehrere hundert Millionen Dollar an Zuschüssen erhalten werden. Da die Summe noch gar nicht festgelegt ist und Verhandlungen noch bevorstehen, befindet sich Infantino in einem klassischen Interessenskonflikt.
    Weitere Vorwürfe betreffen die Anschaffung von zwei Audi-Dienstwagen samt Fahrer und einem zweiten Chauffeur, der pro Monat fast 20 000 Franken kassierte, aber offenbar nur für die Gattin von Infantino im Einsatz war. Auch eine Matratze für satte 10 000 Euro sorgte in der FIFA Zentrale für Gesprächsstoff sowie Fussballschuhe, ein Frack und Kleiderreinigungskosten.
    Flüge für Freunde - auf Kosten der FIFA
    Zudem soll der FIFA-Boss Freunde zu überhöhten Löhnen angestellt und sie auf Kosten der FIFA regelmässig von Genf nach Zürich einfliegen lassen. Das sind happige Vorwürfe, die Gegenstand einer Untersuchung der FIFA-Ethikkommission sein sollten. Ob sie sich traut, wird der erste richtige Lackmustest für die Kommission werden. Hartnäckig halten sich Gerüchte, wonach die Untersuchungskammer eine Voruntersuchung gestartet hat. Was hatte Gianni Infantino in seiner Antrittsrede angekündigt? "Ich will mit allen zusammenarbeiten, um eine neue Ära für die FIFA einzuläuten, in der der Fussball wieder im Zentrum steht."
    Schön wärs, doch Infantino betreibt Machtzentralisierung, greift hart durch und schasst alle Kritiker. Der Chef des FIFA-Reisebüros bekam das am vergangenen Freitag zu spüren. Er war ahnungslos bis man ihm mitteilte, dass er freigestellt sei, sein Telefon war innerhalb von zehn Minuten tot. Infantino scheint jeden Widerstand gegen seine Präsidentschaft unterdrücken zu wollen, schreibt die "Schweiz am Sonntag", die Selbstregulierung der FIFA sei gescheitert.