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FIFA
"Kampf gegen Doping ausbaufähig"

Doping hat im Fußball schon immer eine große Rolle gespielt hat, dafür gibt es reichlich Hinweise. Wie groß das Problem heute ist, weiß niemand so genau, weil es auch nicht genügend effektive Kontrollen gibt, sagen Kritiker. Am Freitag hatte der Fußball-Weltverband FIFA zu einem Anti-Doping-Gipfel geladen.

Von Sebastian Krause | 30.11.2013
    Wenn der von Korruptionsskandalen umtoste Fußball-Weltverband zu Hause in Zürich ein Symposium veranstaltet – auch noch zu so einem gefährlichen Thema wie Doping, muss der Boss natürlich nach dem Rechten sehen. FIFA-Präsident Sepp Blatter ruft in seiner Eröffnungsrede zum Kampf gegen Doping auf.
    "Ich gratuliere Ihnen, sich die Zeit zu nehmen und zu helfen, im Kampf gegen Doping."
    Die FIFA kann das Thema also nicht mehr wegdiskutieren, nach all den Dopingschlagzeilen in diesem Jahr etwa um den spanischen Arzt Fuentes. FIFA-Chef-Mediziner Jiri Dvorak sagt:
    "Sicher sind wird nicht verschont von Doping im Fußball. Es ist wahrscheinlich nicht ein riesiges Problem."
    Vor Monaten kündigte die FIFA an, Blutprofile von den Spielern anlegen zu wollen. Um die Einnahme von Dopingmitteln anhand abnormaler Blutwerte zu erkennen, wie es in anderen Sportarten, im Radsport zum Beispiel, schon seit Jahren praktiziert wird. Jetzt hört sich das ganze schon anders an.
    "Das ist der zweite Hauptpunkt dieses Meetings, weil das ja alles Top-Experten sind. Und wir werden uns jetzt einigen, ob wir den eingeschlagenen Weg des Biologischen Passes fortsetzen werden."
    Ein Problem könnte sein, dass etwa der Deutsche Fußball-Bund nicht so richtig mitzieht. Denn der DFB hält es nicht für notwendig, Blut-Profil-Systeme für die deutschen Profis einzuführen. Jiri Dvorak sagt dazu.
    "Ich will jetzt keine kritische Bemerkung dazu machen, sondern wir sind alle am Anfang. Wir lernen. Wir haben im Fußball bisher absolut keine Anzeichen, dass Fußballer ihr Blut manipulieren."
    Trotzdem: Insgesamt ist der Kampf gegen Doping im Fußball ausbaufähig, findet der Doping-Analytiker Hans Geyer:
    "Indem man eben mehr unangekündigte Kontrollen durchführt, in dem man auch mal Blutproben macht. Einfach um alles abzuchecken, was möglich ist. Und das macht man ja zur Zeit noch zu wenig."
    Mit seinen Kollegen vom Kölner Institut für Biochemie bereitete Hans Geyer vor Wochen erst der FIFA, wie allen anderen Sportverbänden, große Sorgen. Mit neuen Nachweismethoden erwischten die Kölner Forscher jede Menge Doper:
    "Ja, wir haben zum Beispiel durch den Einbau von Langzeitmetaboliten mehrere Hundert Positive dieses Jahr gehabt. Die hätten wir letztes Jahr nicht gefunden."
    Die Dopinglawine traf dann vor allem die Türkei. Dort wurden jetzt auf einen Schlag weit über 100 Dopingfälle gemeldet, vor allem in der Leichtathletik und im Gewichtheben. Und im Fußball?
    "Die FIFA hat sofort reagiert auf die neuen Methoden und hat sofort eine Nachuntersuchung von Fußballern in der Türkei anberaumt – alle Proben waren negativ."
    Nochmal Glück gehabt also. Denn in Sachen Doping hat die FIFA mit der WM im nächsten Jahr in Brasilien schon genug zu tun. Sie will hart durchgreifen: In der Vorbereitung soll jedes Team unangemeldet getestet werden. Während der WM soll es dann Urin und Blutkontrollen geben – das Problem ist nur: Die Proben können vor Ort nicht analysiert werden, weil dem Kontroll-Labor in Rio de Janeiro wegen Nichteinhaltung der internationalen Standards die Akkreditierung entzogen wurde, Chefmediziner Jiri Dvorak.
    "Aber wir haben bereits einen Plan B eingesetzt. Wir werden die Proben täglich einfliegen in die Schweiz mit einem Kuriersystem. Und wir werden die Proben dann im Labor in Lausanne analysieren."
    Die spannende Frage, ob die FIFA den aufwendigen Transport der Proben dann auch bezahlen wird, kann oder will Dvorak aber nicht beantworten.
    "Ich bin Arzt, ich kümmere mich darum, dass alles korrekt durchgeführt wird, das andere ist nicht mein Fachbereich."
    Möglich ist also, dass Brasilien als Gastgeberland am Ende auf den zusätzlichen Kosten sitzenbleibt, was dem sowieso schon protestierenden Volk nicht gefallen dürfte. Aber vielleicht drückt FIFA-Chef Sepp Blatter ja doch ein Auge zu. Schließlich ist das Thema Doping, wie er richtig erkannt hat, nicht zu unterschätzen.