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Film der Woche: „Terminator: Dark Fate“
Ein Job für Oma und Opa

Mit „Terminator“ von 1984 und „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ 1991 hat James Cameron Kinogeschichte geschrieben. Beide Filme gelten als Meilensteine des Action-Kinos. Ein neuer „Terminator“-Film mit alter Besetzung knüpft jetzt an den zweiten Teil an - und ignoriert dabei Essentielles.

Von Jörg Albrecht | 24.10.2019
Sarah Connor in Aktion
Terminator Dark Fate mit Linda Hamilton als Sarah Connor (www.imago-images.de / Paromount Pictures)
"I´ll be back."
"Ich komme wieder", das legendäre Filmzitat von Arnold Schwarzenegger aus dem ersten "Terminator" war 1984 ein Versprechen. Ein Versprechen für eine Fortsetzung, der die Fans des Science-Fiction-Films förmlich entgegenfieberten. Mittlerweile sind die Worte …
"Ich komme wieder."
… eher als Drohung zu verstehen. Denn keine der Fortsetzungen, die nach "Terminator 2 – Tag der Abrechnung" von 1991 gedreht wurden – die erste übrigens erneut mit Schwarzenegger – konnte auch nur annähernd an die Qualität der ersten beiden, von James Cameron produzierten und inszenierten Filme, heranreichen.
Recycling-Weltmeister Hollywood
Also hat Cameron beschlossen, der über die Jahre verbrannten Marke "Terminator" ein Comeback zu verschaffen. Nichts Ungewöhnliches in einem seit Jahren unter chronischer Ideenarmut kränkelnden Hollywood, sind doch die meisten der dort hergestellten Filme Sequels, Remakes oder Reboots – Fortsetzungen, Neuauflagen oder Neustarts. Viele davon für die Tonne. Nicht Deutschland verdient den Titel Recycling-Weltmeister, sondern Hollywood.
Vor knapp 30 Jahren, als "Terminator 2" in die Kinos kam, ist das noch nicht so gewesen. Technisch war der Film ein digitaler Quantensprung, formal ein atemberaubender Actionthriller und inhaltlich eine clever konstruierte Zukunftsvision über die Gefahren Künstlicher Intelligenz.
"Am 29. August 1997 endeten drei Milliarden Leben. Die Überlebenden des nuklearen Feuers nannten den Krieg den 'Tag des Jüngsten Gerichts'."
So klang das 1991 in "Tag der Abrechnung". Und so hört es sich in "Terminator: Dark Fate" an:
"Der 29. August 1997 sollte der Tag der Abrechnung sein. Aber ich habe die Zukunft geändert. Reicht Dir das als Zusammenfassung?"
Hybrid ohne frische Idee
Die Zusammenfassung von Sarah Connor, die schon die Heldin der ersten beiden Filme war, reicht vor allem dazu aus, den Neuaufguss sowohl als Sequel, Remake oder auch Reboot zu klassifizieren. "Terminator: Dark Fate" ist alles auf einmal. Ein Hybrid ohne auch nur eine einzige frische Idee. Wieder wird eine Killermaschine mit der Fähigkeit, ihre Gestalt zu wandeln, aus der Zukunft entsendet. Auch sie hat den Auftrag, eine junge Frau zu töten, um so den Lauf der Geschichte zu ändern.
"Vor zwei Tagen hatte ich noch dieses schöne, einfache Leben."
Gleichzeitig – auch das eine Dublette zum zweiten Teil – trifft ein weiterer Zeitreisender ein, um die Mission zu durchkreuzen und die Frau zu beschützen. Einziger Unterschied: Diesmal ist es ein weiblicher Cyborg.
"So einen wie Dich habe ich noch nie gesehen. Fast wie ein Mensch."
"Ich bin ein Mensch. Nur verbessert."
Der Frauenpower nicht genug, tritt jetzt auch noch Sarah Connor, die Gejagte der ersten beiden Teile, auf den Plan.
"Warum sorgst Du Dich eigentlich um sie?"
"Weil ich sie war."
Arnies geriatrischer Auftritt
Mehr als ihr halbes Leben hat diese Sarah Connor vergeblich für eine bessere Welt gekämpft …
"Du hast vielleicht die Zukunft geändert. Aber nicht unser Schicksal."
… doch für eine Charakterstudie, wie sie beispielsweise das herausragende Finale um den Superhelden Wolverine mit Hugh Jackman trotz seiner teils brachialen Action geboten hat, nimmt sich "Dark Fate" keine Zeit. Sarah Connors kurze Beichte, dass sie seit Jahren täglich ihren Schmerz ertränkt, muss genügen.
Hier malt eindeutig der grobe Pinsel. Der Dystopie der ersten beiden "Terminator"-Filme wird absolut nichts Neues hinzugefügt. Aber nicht nur inhaltlich ist dieses Sequel eine Kopie. Auch inszenatorisch besitzt es keine eigene Handschrift. Ja, selbst die Tricks sehen wie damals aus. Im Gegensatz zu den reaktivierten Protagonisten. Die sind sichtlich gealtert. Nicht nur Linda Hamilton, 63, wiederholt ihre Rolle als Sarah Connor. Auch Arnold Schwarzenegger – mittlerweile 72 – ist vom "Gouvernator" noch einmal zum "Terminator" geworden. Er bekommt nach über einer Stunde seinen geriatrischen Auftritt.
"Wenn das hier alles vorbei ist, werde ich Dich töten."
"Ich sehe, Du bist sehr aufgebracht. Ich helfe Dir, das Mädchen zu beschützen."
Tröstliche Nachricht für alle Schauspieler jenseits der 60
Noch mühsamer als seine Bewegungen sind die biografischen Erläuterungen, die seine Figur betreffen, und mit deren Hilfe der Zuschauer eine Einordnung in die ohnehin wenig logische "Terminator"-Histologie vornehmen soll.
"Ich bin eine veraltete Entwicklung."
Hat Schwarzenegger schon vor 16 Jahren bei seinem letzten "Terminator"-Auftritt sagen müssen. Immerhin - und das ist dann vielleicht doch noch etwas Innovatives in diesem überflüssigen Film und eine tröstliche Nachricht für alle Schauspieler jenseits der 60: Hollywood hat auch noch Jobs für Oma und Opa.
"Ich komme wieder."