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Filmmusik auf Tour
James Newton Howard - nie gehört?

Vermutlich ist das Gegenteil der Fall, denn seit 30 Jahren komponiert Newton Howard Filmmusik für Blockbuster wie "Pretty Woman" oder "Die Tribute von Panem". Aktuell tourt er mit Orchester, Filmausschnitten und Geschichten durch Deutschland.

Von Nicole Markwald | 25.11.2017
    Der amerikanische Komponist James Newton Howard zusammen auf der Bühne mit dem Tschechischen National Sinfonie Orchester beim 52. Internationalen Film Festival in Karlovy Vary, Tschechien.
    Der amerikanische Komponist James Newton Howard zusammen auf der Bühne mit dem Tschechischen National Sinfonie Orchester beim 52. Internationalen Film Festival in Karlovy Vary, Tschechien. (imago / CTK Photo)
    Seine Melodien sind weltbekannt - sein Gesicht weniger: Doch nun verlässt der Filmkomponist James Newton Howard sein kleines, dunkles Studio in Santa Monica. Doch schwer falle ihm der Gang ins Rampenlicht nicht, erzählt der 66-Jährige:
    "Ich habe als klassischer Pianist angefangen. Und irgendwann bin ich als Keyboarder in der Band von Elton John gelandet, da bin ich wirklich auf den Geschmack gekommen, wenn es um Live-Auftritte geht. Aber vor einem Publikum zu stehen und ein Orchester zu dirigieren ist nochmal eine ganz andere Herausforderung."
    Geschichtenerzähler und Gefühlsvermittler
    Seit über 30 Jahren schreibt Howard Filmmusik - für "Pretty Woman", "Batman Begins", "Blood Diamond" oder "Die Tribute von Panem". Auch die Titelmelodie zur Serie "Emergency Room" stammt von ihm. In diesem Jahr arbeitete er unter anderem zusammen mit der Regisseurin Kathryn Bigelow an der Musik zu ihrem Film "Detroit", in dem es um die Rassenunruhen von 1967 geht.
    "Ein Filmkomponist muss ein Geschichtenerzähler sein. Ein guter Komponist ist wie ein guter Filmemacher. Er hilft, Gefühle genauer zu vermitteln, manchmal nur unterschwellig. Man stellt Spannung her oder kreiert Trauer - aber es muss immer den Film unterstützen."
    Eines darf ein Filmkomponist nicht haben, sagt der zweifache Familienvater: ein zu großes Ego. Denn immer wieder muss er im Laufe eines Projekts 'nacharbeiten'.
    "Das ist das Wichtigste an dem Job. Ich musste zum Beispiel das Hauptthema von "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind" insgesamt 43 Mal umschreiben."
    "Immer einen Plan B haben"
    Das sei ihm gerade am Anfang seiner Karriere schwer gefallen. Gut zehn Jahre lang habe er es vermieden, darauf zu hören, was die Regisseure sagen. Er sei heute überrascht, dass er trotzdem immer wieder gebucht worden sei, erzählt Howard lachend. Dabei sind es nicht die großen Blockbuster, die ihm ans Herz gewachsen sind. Seine liebsten Kompositionen seien die von eher kleineren Filmen:
    "Es gab die Verfilmung des Buches "Schnee, der auf Zedern fällt", da fand ich die Musik besonders wirksam. Oder "Peter Pan", auch den zweiten Teil von "Die Tribute von Panem 2 - Catching Fire". Die Musik zu "Maleficent - Die Dunkle Fee" gefiel mir. Aber manchmal höre ich mir eigene Kompositionen an und denke - oh Gott, wie konnte ich nur jemals so etwas schreckliches machen?!"
    Was würde er Berufseinsteigern raten, die wie er Musik für Hollywood-Filme komponieren möchten?
    "Immer einen Plan B haben. Es ist schwer, in dieser Welt zu bestehen. Als ich vor 30 Jahren damit angefangen habe, war die Konkurrenz noch nicht so groß."