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Financial Fairplay: Schutz gegen Milliardäre

In der Zukunft will die UEFA Financial Fairplay-Regeln für die Teilnehmer an europäischen Wettbewerben einführen. Dann werden Einnahmen danach bewertet, ob sie fußballrelevant sind oder nicht.

Von Heinz Peter Kreuzer | 27.08.2011
    Mit Sorgen betrachtet die Europäische Fußball-Union UEFA das Treiben vieler Vereine. In Spanien wurde der FC Malaga von Abdullah Bin Nasser Al Thani für den Spottpreis von 36 Millionen Euro aufgekauft. Sein katarischer Landsmann Scheich Tamim bin Hamad Al Thani erwarb für etwa 50 Millionen Euro die Aktienmehrheit an Paris St. Germain. Jetzt schlagen diese Vereine auf dem Transfermarkt zu und wollen sich Titel kaufen. Ein anderer Investor ist der Öl-Tycoon Suleiman Kerimow, der Milliardär hat für den russischen Erstligisten Anschi Machatschkala für Unsummen den Kameruner Samuel Eto’o, den Brasilianer Roberto Carlos und den Russen Juri Schirkow gekauft. Unter den neuen Regeln des Financial Fairplay dürfte dies schwieriger werden, Zwei Grundsätze hat die UEFA dabei. Zum einen sollen die Klubs "Nicht mehr ausgeben als man einnimmt." Zum anderen sollen sie auch nicht mehr einnehmen, als sie dürfen. Der Sportrechtler Martin Stopper schätzt nach Gesprächen mit der UEFA die Situation so ein, dass genau die Gelder dieser Milliardäre in Zukunft nicht als fußballrelevante Einnahmen bewertet werden dürfen.

    "Dass dieser Klub nicht solange Geld aus dem Fußball eingenommen hat, um solche Summen zu zahlen. das ist Geld, das kommt von außen, das kommt überraschend, das komme nicht langfristig, erarbeitet über 80 Jahre, und da sind wir dann an Diskussionspunkten, wo Geschäftsführer wie Herr Watzke aus Dortmund zu Recht sagen, wir arbeiten seit 30, 40 Jahren oder noch länger daran, dass zu sein, was wir sind, und jetzt. kommt jemand um die Ecke mit fremdem Geld und macht uns den Wettbewerb kaputt. "

    Das Ziel der UEFA, Wettbewerbsverzerrung zu verhindern, mag richtig sein. Aber Jurist Stopper warnt auch vor möglichen Problemen bei der Umsetzung dieser Regeln:

    "Zu sagen als Kriterium, nehmt nicht mehr Geld ein als ihr dürft, ist aus Sicht von Wirtschaftsunternehmen, und Profivereine sind Wirtschaftsunternehmen, ein gefährlicher Zug. Es gibt immer noch Grundfreiheiten, Kapitalsverkehrfreiheiten, Handelsfreiheiten, die auch diese Klubs für sich auf Grund unserer verfassungsmäßigen Ordnung oder der europäischen Ordnung in Anspruch nehmen können. Und da muss man Augenmaß beweisen."

    Die Europäische Fußball-Union versucht mit einem neutralen Ausschuss, diese Schwierigkeiten zu umgehen. Für die europaweite Bewertung der Vereinsfinanzen werden externe Experten verpflichtet. Das sagte Andrea Traverso, Leiter der UEFA-Klublizensierung, im Schweizer Fernsehen.

    "Der Kontrollausschuss für die Finanzen der Klubs besteht aus völlig unabhängigen Leuten, die nichts mit den Verbänden, Ligen und Vereinen zu tun haben. sie können also ohne jegliche politische Einflussnahme agieren."

    Im Fokus der Untersuchungen stehen in erster Linie die Investoren, die mit ihren unerschöpflichen Geldquellen den Transfermarkt überschwemmen. Dem Engagement von Werksklubs wie Bayer Leverkusen und dem VfL Wolfsburg ist der Europäische Verband aufgeschlossener.

    "Das wird seitens des Verbandes nicht gleich gesetzt. Geld von außen gefährdet den Wettbewerb. Das sieht man hinsichtlich der so genannten Werksklubs nicht so. man muss sich ja vorstellen, das Bayer Leverkusen ein Klub ist, der aus dem Werk entstanden ist und nicht umgelehrt. eine ganz andere historische Entwicklung. es gibt auch europaweit keine Werksklubs außer Bayer und Volkswagen, die Inhaber oder Eigentümer dieser Klubs sind. Die aber über Jahrzehnte hinweg die Finanzierung dieser Klubs übernehmen. Das ist eine andere Konstellation."

    Sowohl private Geldgeber als auch Konzerne müssen das so genannte "fair value" beachten. Das Verfahren erläutert Stopper am Beispiel von Manchester City.

    "Wenn ich mir als Außenstehender eine Werbeleistung kaufe bei einem Klub, wie zum Beispiel Ethihad bei Manchester City, und sagt, das ist mir 400 Millionen Pfund wert, und dann die UEFA sagt, das ist aber nicht marktüblich, das man 400 Millionen Pfund dafür zahlt, das man auf dem Trikot ist, vielleicht noch eine Bandenwerbung, im extremst weitesten Fall Marketingleistungen einkauft, die würden vielleicht bei 50 Millionen Euro liegen, aber nicht bei 400."

    Dieses Schlupfloch will die Europäische Fußball-Union auf diese Weise schließen. Doch auch dieses Verfahren steht juristisch auf wackeligen Füßen, deshalb wird es immer eine Einzelfallprüfung geben.