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Finanzberater
Wissen, mit wem man spricht

Beratungsprotokolle bei Geldgeschäften sind Pflicht. Doch oft schaden sie mehr, als sie nützen, so eine Studie des Verbraucherschutzministeriums. Verbraucherzentralen geben Ratschläge, wie man ein schlechtes Beratungsgespräch verhindert. Entscheidend ist die richtige Vorbereitung.

Von Klaus Weinert | 30.07.2014
    Eine Frau hält einen Stift in der Hand.
    Protokolle alleine schützen nicht vor schlechter Beratung (dpa / Markus Scholz)
    Wer sich beraten lässt in Geld- und Finanzfragen, sollte sich vor allem seinen Berater genau anschauen. Ein guter Berater wird kein Problem damit haben, dass er seinen Lebenslauf präsentiert und damit dem Kunden dokumentiert, welche Ausbildung er bekommen hat, ob er sich weiterbildet, wo er schon überall gearbeitet hat, welche Erfahrungen er besitzt und wie lange er schon berät. Wer sich so sachlich und ohne Übertreibung darstellt, wird wahrscheinlich ein seriöser Berater sein. Ein wichtiger Hinweis für Seriosität ist auch, wenn er an einen Kollegen verweist, da ihm spezielle Kenntnisse für ein Produkt fehlen und er das auch offen zugibt.
    Nicht alle Berater sind aber seriös. Viele Berater leben von Provisionen. Dann besteht die Gefahr, dass sie Policen oder Aktienfonds verkaufen, mit denen sie die höchste Einnahme erzielen. Wann ist also Vorsicht geboten? Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen:
    "Der typische Punkt ist, wenn Zeitdruck aufgebaut wird. In dem Moment würde ich sagen, ziehen sie in dem Moment das Gespräch zurück, und sagen: danke, das war's, jetzt gehe ich lieber. Denn dann kommt die Verkaufsmasche direkt am Anschluss. Aber auch wenn sie das Gefühl haben, wenn jemand nur auf die positiven Seiten eines Produkts eingeht. Betont jemand nur Vorteile, würde ich kritisch nachfragen oder Abstand vom Gespräch nehmen."
    Wie erkenne ich fragwürdige Berater?
    Für Ralf Nomrosky, unabhängiger, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Kapitalanlagen, weist darüber hinaus noch auf andere fragwürdige Praktiken hin:
    „Unseriöse Angebote zeichnen sich meist dadurch aus, dass die Kontaktaufnahme unaufgefordert erfolgt, entweder per Telefon, per Mail - man hat keine Informationen, wird dennoch angesprochen, und wenn sie Unterlagen anfordern, dass sie mehrere Seiten 50, 100 Seiten zugeschickt bekommen, die sie selber gar nicht nachvollziehen können - oder in Unterlagen steht Geheimtipp, befristet."
    Auf keinen Fall sollte der Kunde hohen Renditeversprechungen glauben. Ein Maß dafür sind die Zinsen für Geldanlagen oder die Umlaufrendite, die im Internet oder guten Tageszeitungen steht. Wird für ein Geldkonto ein Prozent gezahlt, dann sind zwei oder drei Prozent derzeit realistisch. Wer mehr Zinsen möchte, muss gegebenenfalls hohe Risiken eingehen. Wichtig ist auch, dass der Kunde ausführliche Unterlagen mitbringt und sich schlau macht.
    "Eine Beratung kann nur so gut sein, welche Informationen der Berater bekommt. Um selber einen Eindruck zu bekommen, da hilft eben auch nur Selbststudium, so schwer das für den einen sein mag. Es gibt auch Seminare der Verbraucherzentralen oder Volkshochschulen, die zu den Themen doch zahlreiche Angebote bringen, um eine Allgemeinbildung zu haben."
    Wie kann ich mich zusätzlich informieren?
    Sich im Internet kundig zu machen, ist auch eine Möglichkeit. Allerdings sollte der Kunde nicht jeder Information im Internet vertrauen, da dort nicht immer gute Fachleute informieren. Darüber hinaus stellen die Verbraucherzentralen gute Informationen bereit. Annabel Oelmann:
    "Beispielsweise bietet die Verbraucherzentrale einen Bogen an, den sie sich in aller Ruhe selber vorher ausfüllen können - was hab ich im Moment, wo sind meine Baustellen, mit welcher aktuellen Frage gehe ich wirklich hin, und Sie können auch schon ihre Risikoorientierung ein bisschen einschätzen; dann haben sie schon selber ein sehr gutes Gefühl dafür, was Sie tatsächlich benötigen. Dann würde ich immer noch empfehlen, gehen sie nicht allein zu solchen Gesprächen, nehmen Sie sich einen unabhängigen Zeugen mit, der ihnen bestätigen kann, ob ich das richtig verstanden habe, wurde das wirklich so gesagt - und niemals sofort unterschreiben, die Angebote mit nach Hause nehmen, auch mit etwas anderem vergleichen und erst im Nachgang abschließen.