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Finanzkrise
Harte Zeiten für griechische Rentner

In Athen läuten die griechische Regierung und die EU-Kommission mit einem Festakt die EU-Ratspräsidentschaft Griechenlands ein – dabei ist den meisten Griechen wahrlich nicht zum Feiern zumute. Auch nicht den Rentnern des Landes.

Von Marianthi Milona | 08.01.2014
    Die hohe Arbeitslosigkeit, momentan bei 28%, zwingt Regierung und Versicherungsanstalten zu einem radikalen Umdenken. So sollen die unzähligen Privatkassen für einzelne Berufssparten wegfallen und es künftig nur noch eine Rentenkasse geben. Darüber hinaus sieht der aktuelle Regierungsplan nur noch eine Rente für alle vor, auf Basis dessen, wie lange und wie viel der Versicherte in seinem Leben eingezahlt hat. Kiki Vamvakopoulou ist Juristin und hat sich mit ihrer Privatkanzlei in Sachen Renten spezialisiert.
    "Der neuste Vorschlag seitens der Regierung und ihrer Berater ist, die Angleichung an das australische Modell. Was das bedeutet? Dass die Rente je nach vorhandenem oder erwirtschaftetem Vermögen festgelegt wird. Wer Besitz hat, der kriegt weniger Rente ausgezahlt, als derjenige der Nichts hat."
    Rentenbeiträge vom Erdboden verschwunden
    Es sind vor allem Rentenanwärter, die um ihre Zukunft fürchten. Als sie ihre Beiträge noch einzahlten, hätte niemand ahnen können, dass das ganze System irgendwann wie ein Kartenspiel in sich zusammenklappt. Jetzt sind nicht nur ihre Beiträge wie vom Erdboden verschwunden, sondern auch die ausbezahlten Renten reichten einfach nicht mehr zum Leben aus.
    "Die Niedrigrente ist bei einigen Kassen gesenkt worden von 450 auf 300 Euro. Diese erhalten die ganz Armen und jene, die nicht genügend Arbeitsjahre zusammen kriegen, um eine offizielle Rente beantragen zu können. Die Höchstrente liegt bei ca. 800 Euro. Mit der Möglichkeit einer Zusatzrente kann der Versicherte dann auf monatlich 1000 Euro kommen."
    Doch das kommt immer seltener vor. Denn die Kassen sind leer. Das größte Problem dabei: Sie erhalten kaum mehr Beitragsnachschub, weil immer weniger Arbeitnehmer für die Renten aufkommen müssen. Vaso Danesi musste zwei Jahre auf ihre Mindestrente warten. Und kann trotzdem nur schwerlich von 400 Euro leben. Glück habe sie gehabt, erklärt sie, denn anderen ginge es noch schlechter.
    Viele Rentner brauchen Unterstützung der Familie
    "Bei meiner Freundin laufen die Mäuse in ihrer Wohnung herum. So sieht Griechenland hinter dem Vorhang aus. Es ist erschütternd. Meine Freundin bekommt monatlich eine Rente von 330 Euro. Sie ist krank, kauft sich aber keine Medikamente, weil sie sonst nicht mehr über die Runden kommt. Und sie heizt nicht mehr, weil sie die Rechnung nicht mehr zahlen kann.
    Auch nach Ansicht des Rentners Jiannis Sokalis nagen immer mehr griechische Rentner am Hungertuch und sind auf Unterstützung ihrer Familie angewiesen.
    "Die Rentner? – Wenn sie mich fragen, ihre Situation ist zum Heulen. Die leben doch gar nicht mehr. Man hat ihnen niemals beigebracht wie das geht, vom Staat das einzufordern was ihnen zusteht. Sie sind auf dem Abstellgleis."