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Finanzwirtschaft
Deutsche Bank vor Radikalumbau

Der umstrittene Investmentbanking-Chef Garth Ritchie verlässt Ende Juli die Deutsche Bank. Darüber hinaus plant das Geldhaus Insidern zufolge die Zerschlagung der Sparte Investmentbanking und den Abbau von weltweit bis zu 20.000 Stellen. Doch reicht ein Gesundschrumpfen als Strategie aus?

Von Mischa Ehrhardt | 05.07.2019
Logo der Deutschen Bank in Blau am Eingang des Technologiezentrum Eschborn (TZE) bei Frankfurt mit Bewegungsunschärfe.
Umstrittene Cum-Ex-Geschäfte, Abstieg des Investmentbankings und ein Gehalt von 8,6 Millionen Euro - dafür steht Ritchie in der Kritik (picture alliance / Klaus Ohlenschläger)
Der stellvertretende Vorsitzende und Chef der Unternehmens- und Investmentsparte, Garth Ritchie, verlasse das Unternehmen einvernehmlich. So heißt es in einer Stellungnahme der Deutschen Bank. Er selbst schreibt darin quasi zum Abschied: Die Bank sei nun bereit für eine weitere Transformation – es sei der richtige Zeitpunkt für eine neue Führung, die den Geschäftsbereich weiterentwickele.
Investmentbanking vor der Zerschlagung
In den vergangenen Wochen hatten sich bereits die Hinweise verdichtet, dass Ritchie aus dem Vorstand ausscheiden würde. Bankenanalyst Philipp Häßler von der Wertpapierhandelsbank Pareto Securities:
"Ich denke, der ein oder andere Vorstand ist ja in der Öffentlichkeit sehr kritisch gesehen worden. Man scheint sich dazu durchgerungen zu haben, und wenn man wahrscheinlich die Investmentbank verkleinert, vielleicht ist da ja noch ein anderer, ein besserer Mann da, der das durchzuführen und zu leiten hat".
Sparte brachte nur Verluste und Strafen
Bis auf Weiteres heißt dieser Mann Christian Sewing, der Chef höchstpersönlich nimmt sich dieses Bereiches der Bank also an. Durchscheinen ließ der Deutsche Bank-Chef bereits, dass es im Bereich des Investmentbankings zu massiven Einsparungen kommen könnte. Die Süddeutsche Zeitung zitiert nun Insider, dass sogar eine "Zerschlagung" dieses Teils der Bank geplant ist. Denn statt Milliardengewinnen in der Vergangenheit hat das Investmentbanking dem Institut in den letzten Jahren Milliardenstrafen eingebracht – und in den letzten Quartalen Verluste beschert. Nicht mehr benötigte oder zu risikoreiche Anlagen oder Finanzinstrumente könnten in einer internen Abbau-Einheit landen, einer so genannten "Bad Bank".
"Ich denke das ist ein Grund ja, dass man die Bilanz noch etwas verkleinert das könnte sich auch positiv auf die Kapitalquoten auswirken und das andere ist, dass sie in manchen Bereichen im Investmentbanking wie beispielsweise in den USA in manchen Bereichen einfach nicht profitabel ist, und insofern macht es keinen Sinn, das weiter fortzuführen". Sagt Philipp Häßler.
Bis 20.000 Jobs in Gefahr
Verbunden mit dem Umbau soll auch ein Stellenabbau in großem Stil sein. 15.000 bis 20.000 Jobs könnten nach den bislang kursierenden Informationen auf dem Spiel stehen – das wäre etwa jede fünfte Stelle bei der Deutschen Bank. Auf der Hauptversammlung im Mai hatte Christian Sewing bereits "harte Einschnitte" und Kostensenkungen angekündigt.
"Wir haben immer noch zu hohe Kosten, die wir nicht direkt einer Leistung für unsere Kunden zuordnen können."
Möglicherweise wird es weitere Details bereits am Sonntag geben, denn da dürfte der Aufsichtsrat der Bank zu einer Sondersitzung zusammenkommen. Beobachter und Aktionärsschützer wie Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz warten schon seit längerem darauf, dass die Bank eine Strategie vorlegt, wie es mit dem kriselnden Bankhaus weitergehen soll.
Reicht ein "Gesundschrumpfen"?
"Man muss gleichzeitig auch eine überzeugende Strategie vorweisen können, wo die Bank in Zukunft ihr Geld verdienen wird. Wenn wir uns den Aktienkursverlauf ansehen, dann ist der Kapitalmarkt noch nicht so richtig überzeugt von der Strategie. Gesundschrumpfen alleine ist nicht ausreichend".
Möglicherweise werden am Sonntag dann auch noch weitere Änderungen im Vorstand bekannt gegeben. Denn nach Gerüchten der vergangenen Wochen wackeln auch die Stühle der für Regulierungsthemen zuständigen Vorständin Sylvie Matherat und möglicherweise auch der des Finanzvorstandes James von Moltke.