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Fipronil
"Sehr sicheres Medikament für Haustiere"

Fipronil sei giftig - in Lebensmitteln. Beim Einsatz für Haustiere sei es unbedenklich, sagte der Tiermediziner Robert Hertzsch im Dlf. Der Wirkstoff werde über die Haut von Hunden und Katzen kaum aufgenommen, Schädlinge wie Flöhe und Läuse würden dafür effektiv bekämpft.

Robert Hertzsch im Gespräch mit Stefan Römermann | 08.08.2017
    Hund und Katze kuscheln auf dem Sofa.
    Ursprünglich wurde Fipronil als Pflanzenschutzmittel entwickelt, inzwischen findet es allerdings breiten Einsatz bei Haustieren - als Schutz gegen Schädlinge im Fell. (picture-alliance/ dpa / Rafael Herlich)
    Stefan Römermann: In Lebensmitteln hat Fipronil wahrlich nichts zu suchen. Schließlich hat das Mittel in Tierversuchen mit Ratten deren Nervensystem und Leber geschädigt. Andererseits ist das Mittel sehr verbreitet als Wirkstoff in vielen Mitteln gegen Flöhe und Zecken bei Haustieren. Viele Tierbesitzer fragen sich deshalb, ob das Mittel nicht auch beispielsweise für Hunden und Katzen gefährlich sein könnte. Darüber spreche ich jetzt mit Robert Hertzsch vom Veterinärmedizinischen Informationsdienst Vetidata in Leipzig. Herr Hertzsch, ich muss jetzt zu Anfang dann doch noch mal fragen: Hat Fipronil Ihnen denn in den vergangenen Tagen auch den Appetit verdorben?
    Robert Hertzsch: Den Appetit vielleicht nicht ganz verdorben, aber man hat doch drauf geschaut, wo die Eier herkommen im Moment, die man selbst isst.
    Römermann: Also keine Fipronil-Eier hoffentlich gehabt.
    Hertzsch: Nein.
    Einsatz im Pflanzenschutz als Insektizid
    Römermann: Was ist denn das für ein Mittel, und für was wird das bisher hauptsächlich benutzt?
    Hertzsch: Fipronil ist ein Mittel, das stammt ursprünglich aus dem Pflanzenschutz, wurde da 1987 entwickelt und ist in Deutschland seit 1996 in Tierarzneimitteln enthalten.
    Römermann: Im Pflanzenschutz - was muss ich mir da vorstellen?
    Hertzsch: Das wurde ursprünglich mal als Insektizid entwickelt, um zum Beispiel Baumwolle zu schützen vor bestimmten Schädlingen.
    Römermann: Und in der Tiermedizin, wie verbreitet ist es dort?
    Hertzsch: Dort haben wir im Moment 61 Präparate, die im Handel sind und die auch für die Tierarten Hunde, Katzen und Frettchen zugelassen sind.
    Einsatz in der Tiermedizin sehr weit verbreitet
    Römermann: Hunde, Katzen und Frettchen. Und sind das tatsächlich auch eher verbreitete Mittel, oder sind das Sachen, die man doch wirklich nur ganz selten auf Verschreibung vom Arzt bekommt?
    Hertzsch: Bei allen Fipronil-Präparaten handelt es sich um apothekenpflichtige Arzneimittel, und diese werden sehr häufig eingesetzt. Man kann davon ausgehen, dass im Jahr mehrere hunderttausend Einsätze dieses Mittels beim Haustier stattfinden.
    Römermann: Die haben also auch wahrscheinlich viele von unseren Hörern irgendwo im Medizinschränkchen für die Tiere stehen?
    Hertzsch: Ja, hoffentlich für die Tiere unzugänglich, ordentlich gelagert. Dann können sie das auch bei sich selbst zu Hause haben, um eben die Behandlungen, die auch wiederholt notwendig sind im Jahr, während eben die Flohsaison ist, durchführen zu können.
    Römermann: Steht da dann auch Fipronil tatsächlich irgendwo auf der Flasche? Kann ich das wirklich erkennen, das ist jetzt ein Mittel, das dieses Fipronil enthält, oder ist das irgendwo versteckt und eigentlich kriegt man das kaum mit?
    Hertzsch: Wie bei allen Arzneimitteln gilt auch bei Tierarzneimitteln, dass die Wirkstoffe immer auf der Packung drauf stehen müssen. Sie kennen das vielleicht von Kopfschmerztabletten, da steht dann Ibuprofen auch direkt groß auf der Packung zu lesen. Und so ist das auch bei den Tierarzneimitteln.
    Hertzsch: Einsatz von Fipronil für Haustiere unbedenklich
    Römermann: Wenn jetzt also bei mir auf meinem Mittelchen steht, da ist Fipronil drin, ist das gefährlich für meine Haustiere?
    Hertzsch: Das ist eines der sehr sicheren Medikamente für Haustiere. Der Grund ist, dass Fipronil als Arzneimittel nur auf die Haut aufgetragen wird. Das heißt, wir haben hier Lösungen, die eben auf die Haut aufgetragen werden, oder Sprays. Und der Wirkstoff wird über die Haut kaum vom Tier aufgenommen. Das heißt, der verbleibt auf der Haut, reichert sich dort zum Beispiel an den Haarwurzeln und in den Talgdrüsen an und wird dort abgegeben, um entsprechend die Flöhe und Zecken töten zu können. Das Tier, der Organismus des Tiers selbst wird kaum beeinträchtigt davon.
    Römermann: Gibt es trotzdem Nebenwirkungen, die man da wissen müsste?
    Hertzsch: Nebenwirkungen sind sehr selten bei Fipronil. Das bedeutet, bei einer von 10.000 Anwendungen treten Nebenwirkung auf. Diese betreffen vor allen Dingen die Haut, wo das Mittel eben direkt aufgetragen wurde. Dort kann es zu Rötungen kommen, Juckreiz, Haarausfall. Was aber in der Regel von selbst innerhalb kurzer Zeit auch wieder verschwindet. Etwas problematischer ist, wenn es zum Ablecken des Wirkstoffs kommt, zum Beispiel durch Partnertiere. Dann kann es auch dazu kommen, dass Erbrechen auftritt, Speicheln oder auch Mattheit.
    Vorsichtsmaßnahmen nach dem Auftragen
    Römermann: Sie haben ja eben gesagt, es reichert sich in Haut und Haaren ab, sage ich jetzt mal vereinfacht. Besteht denn da nicht unter Umständen auch die Gefahr für die Besitzer der Haustiere, wenn sie die Katze streicheln?
    Hertzsch: Ja, das ist eine sehr interessante Frage, mit der haben sich auch verschiedene wissenschaftliche Studien schon beschäftigt. Es ist so, dass nach der Anwendung des Mittels man die Tiere möglichst 24 Stunden nach der Anwendung, dass man da einen direkten innigen Kontakt mit den Tieren meiden sollte. Also man sollte nicht mit denen zusammen im Bett schlafen beispielsweise, nicht übermäßig streicheln. Aber auch hier gilt: Selbst wenn Sie das Tier anfassen, haben Sie ja sozusagen nur Hautkontakt, nehmen das nicht wie mit der Nahrung beispielsweise auf. Und auch Sie als Mensch werden das nur in sehr geringem Umfang resorbieren, sodass hier auch kaum wirklich akute Symptome zu erwarten wären.
    Römermann: Also wenn ich mir die Hände wasche, ist dann auch wieder gut.
    Hertzsch: Ganz genau. Das können Sie auch machen, wenn zum Beispiel beim Auftragen des Präparats etwas auf Ihre Hand oder auf Ihre Haut kommt, dann sollten Sie eben die schnell waschen mit Wasser und Seife, und dann ist da nicht viel zu erwarten an Effekten.
    Römermann: Robert Hertzsch vom Veterinärmedizinischen Informationsdienst Vetidata in Leipzig. Vielen Dank für die Informationen über Fipronil!
    Hertzsch: Sehr gern!
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.