Donnerstag, 28. März 2024

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"First click free"-Programm endet
"Ein schöner PR-Stunt von Google"

Man wolle Verlagen weltweit helfen, ihre bezahlpflichtigen Inhalte-Angebote im Web besser zu vermarkten, verkündete Google Anfang der Woche. Eigentlich aber habe das US-Unternehmen nur eine Erpressung beendet, urteilt der Medienökonom Bjørn von Rimscha. Weiterhin gehe es vor allem um Macht.

Bjørn von Rimscha im Gespräch mit Brigitte Baetz / Text von Michael Borgers | 04.10.2017
    Logo des Internet Konzerns Google
    Logo des Internet Konzerns Google (picture alliance / Ole Spata)
    Google will in seiner Suchmaschine journalistische Bezahlinhalte besser unterstützen. Dabei können die Verlage künftig selbst entscheiden, ob und in welchem Umfang sie eine Auswahl der kostenpflichtigen Inhalte auf den Google-Seiten frei zugänglich machen, hieß es von der Tochter des Internetkonzerns Alphabet. Dazu ändert Google die Darstellung von Bezahlinhalten auf seinen Seiten.
    Mit der bisherigen Praxis habe man die Verlage erpresst, sagte der Mainzer Professor für Medienwirtschaft Bjørn von Rimscha im Interview mit @mediasres. In der Vergangenheit hatte die Suchmaschine die Verlage im Programm "First click free" dazu gezwungen, täglich mindestens drei Artikel kostenlos anzeigen zu lassen, damit die Inhalte hinter der Bezahlschranke überhaupt im Google-Index auftauchen. Das wurde von vielen Nutzern ausgenutzt, um die Paywalls auf Verlags-Webseiten zu umgehen.
    Google stoppt dieses Programm nun weltweit und ersetzt es durch ein Modell mit flexiblen Leseproben. Dabei können die Verlage selbst entscheiden, ob und in welchem Umfang sie freie Proben ihrer kostenpflichtigen Inhalte sie den Google-Anwendern zeigen wollen.
    "Mehr auf Inhalte, wenige auf Werbung setzen"
    Google sei mit dieser Ankündigung ein "schöner PR-Stunt" gelungen. Gleichzeitig sei es dem Unternehmen nun möglich, seine eigenen Daten abzugleichen und "weiterhin mitzuverdienen". Auch in Zukunft werde es weiterhin um Macht gehen, unterstrich von Rimscha.
    Den Verlagen riet der Wissenschaftler, weniger auf Werbung und mehr auf Inhalte zu setzen und für diese die Leser auch entsprechend zahlen zu lassen. Die Verlage täten sich im Moment schwer, "weil sie nicht wissen, welche Inhalte sie bepreisen sollen".
    Das Verhältnis zwischen Google und einzelnen Verlagen war in der Vergangenheit immer wieder durch Spannungen und Konflikte geprägt. Die neuen Pläne hatte der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) begrüßt.