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Fit durch intakte Darmflora

Gesundheit.- Eine intakte Darmflora ist wichtig für unsere Gesundheit - soviel ist bekannt. Nicht richtig klar ist hingegen, was genau Menschen im Rentenalter für eine starke Gemeinschaft von Darmbakterien tun können. Dies hat nun ein irisches Forscherteam untersucht.

Von Jochen Steiner | 16.07.2012
    Ältere Menschen sind anfälliger für Krankheiten, denn ihr Immunsystem ist häufig geschwächt. Zum Teil liegt das auch an ihrer Ernährung.
    Fergus Shanahan:

    "Wenn die Ernährung nicht vielseitig, sondern sehr eingeschränkt ist, was bei älteren Menschen oft vorkommt, dann haben sie weniger unterschiedliche Bakterien in ihrem Darm und das wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus."

    Sie sind dann gebrechlicher oder leiden häufiger an Entzündungen, sagt der Professor vom University College Cork in Irland. Er und sein Team haben 178 Iren mit einem durchschnittlichen Alter von 78 Jahren untersucht, genauer gesagt, deren Stuhlproben. Zu den Probanden zählten solche, die zu Hause mit ihren Familien lebten und solche, die unterschiedlich lange in einem Krankenhaus oder Pflegeheim waren.

    Mit genetischen Untersuchungen konnten die Forscher zeigen, dass sich die Zusammensetzung der Darmflora der älteren Menschen untereinander deutlich unterscheidet, dass sich bei ihnen höhere Konzentrationen solcher Bakterien finden, die Krankheiten auslösen können und dass die Vielfalt der nützlichen Bakterien reduziert ist. Am schlechtesten war es um die Darmflora der Krankenhaus-Probanden bestellt.

    "Die schlechteste Ernährung stellten wir im Krankenhaus fest, die beste zu Hause in den Familien – nicht wirklich überraschend."

    Eine einseitige Ernährung reduziert die Vielfalt der Darmbakterien. Das tun Antibiotika auch, doch alle Probanden dieser Studie hatten solche Medikamente nicht eingenommen. Krankenhäuser gelten nicht gerade als Feinschmeckerrestaurants. Aber Fergus Shanahan schiebt den Schwarzen Peter eher den Patienten zu:

    "Kaum sind die älteren Patienten im Krankenhaus, wählen sie häufig die ungesunden Gerichte, sie essen also freiwillig eine weniger abwechslungsreiche Kost – und das führt dann zu den Veränderungen der Darmflora und einem schlechteren Gesundheitszustand."

    Sicherlich könnten Krankenhäuser und Pflegeheime ihre Speisen noch verbessern, doch oft gebe es bereits ein gutes Angebot. Es liege auch bei den Angehörigen der Patienten, diese auch dann zu einer gesunden Ernährung zu ermuntern, wenn sie nicht in ihrem gewohnten Umfeld sind, so Shanahan. Aber wer kenne das nicht, kaum im Hotel, wählen wir die fetten und süßen Gerichte aus. Was ist also die optimale Ernährung, mit der die Darmbakterien in ihrer Vielfalt erhalten bleiben?

    "Die einfachste Regel ist: ein bisschen von Allem. Oft haben ältere Menschen aber Probleme mit unlöslichen Ballaststoffen, dann sollten sie auf lösliche ausweichen, denn Ballaststoffe sind generell sehr wichtig für die Gesundheit, das konnten wir zeigen. Die löslichen Ballaststoffe sind in frischem Obst und Gemüse enthalten, und diesen Rat zu befolgen, das ist wirklich nicht kompliziert!"

    Wenn dieser Rat befolgt wird, tummeln sich mehrere tausend nützliche Bakterienarten im Darm. Fergus Shanahan und seine Kollegen können bereits heute ein bestimmtes genetisches Muster der menschlichen Darmflora feststellen.

    "Wir sind aber noch nicht so weit, dass wir einzelne Bakterienarten identifizieren können, denn es gibt tausende davon. Aber wir haben diese Muster. Wir wollen das Verfahren viel einfacher machen, damit man schneller bestimmte Dinge aus dem Muster ablesen kann als bislang."

    Dann könnten Patienten zu ihrem Arzt gehen und der würde nach der Untersuchung einer Stuhlprobe schnell sagen können, ob die Darmflora noch intakt oder bereits angegriffen ist. Antibiotika zum Beispiel machen ihr zu schaffen. Fergus Shanahan rät deshalb:

    "Nehmen Sie nur ein Antibiotikum, wenn es wirklich nötig ist. Es ist vernünftig, den Arzt genau das zu fragen."

    Denn nach einer Antibiotika-Behandlung kann die Darmflora selbst mit der abwechslungsreichsten Ernährung nur langsam wieder aufgebaut werden.