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Florian Freistetter: "Eine Geschichte des Universums in 100 Sternen"
Was man durch das Studium der Sterne lernen kann

Was die Zukunft bringen wird, steht – anders als Astrologen uns glauben machen wollen - nicht in den Sternen geschrieben. Aber dafür verrät der Blick durchs Teleskop, was bisher geschah und wie es dazu gekommen ist. Der Astronom Florian Freitstetter hat dies in 100 kurzen Kapiteln aufgeschrieben.

Von Ralf Krauter | 05.04.2020
Das Foto kombiniert Hubble-Bilder aus den vergangenen Jahren und liefert damit den wohl tiefsten Einblick in das Universum, der je gemacht wurde.
Das Foto kombiniert Hubble-Bilder aus den vergangenen Jahren und liefert damit den wohl tiefsten Einblick in das Universum, der je gemacht wurde. (ESA/Hubble)
Was wäre in diesen bewegten Zeiten besser geeignet, um Ruhe zu finden, als der Blick an den nächtlichen Sternenhimmel? Denn die Gestirne über unseren Köpfen ziehen ungerührt weiter ihre Bahn – und liefern dem aufmerksamen Betrachter damit jene Kontinuität und Konstanz, nach der sich viele Erdenbewohner angesichts der Corona-Pandemie dringlich sehnen.
Für alle, die eintauchen wollen in die Geheimnisse des Kosmos, hat der studierte Astronom und erfolgreiche Wissenschaftsblogger Florian Freistetter jetzt das perfekte Buch geschrieben. In "Eine Geschichte des Universums in 100 Sternen" erzählt er, was man durch das Studium der Sterne über das Leben, das Universum und den ganzen Rest lernen kann. Und das ist eine ganze Menge.
Eine zufällige Entdeckung
1984 zum Beispiel, als Astronomen den Stern Wega mit einer Infrarotkamera ins Visier nehmen, entdecken sie zufällig, dass eine Wolke interstellaren Staubs ihn umhüllt. So wie unsere Sonne vor 4,5 Milliarden Jahren, wo diese Staubpartikel dann allmählich Gesteinsbrocken und Planeten formten. Die Hypothese, dass es nur in unserem Sonnensystem Planeten geben könnte, galt fortan als unwahrscheinlich. Durch die Detektion zahlreicher Exoplaneten wurde sie inzwischen widerlegt.
100 kurze Geschichten
Florian Freistetter erzählt in 100 kurzen Kapiteln von lauter solch wegweisenden Entdeckungen. So lernt man bei der Lektüre etwa wie das Wackeln von Sirius, dem hellsten Stern am Nachthimmel, 1862 dazu führte, dass Alvan Graham Clark, Sohn eines Teleskopbauers, erstmals einen weißen Zwerg aufspürte – eine Art von Sternleiche, die Wissenschaftlern viel später Aufschluss über das künftige Schicksal unserer Sonne geben sollte. Man erfährt, wie das Neutrinoteleskop Icecube - ein riesiger, mit Detektoren gespickter Eiswürfel am Südpol - 2017 half, einen 'Blazar' aufzuspüren, also das aktive Zentrum einer fernen Galaxie. Und man bekommt erklärt, wie Astronomen im April 2019 erstmals ein Bild des supermassereichen Schwarzen Lochs im Zentrum der Milchstraße schießen konnten.
Eine lohnende Reise zu den Sternen
Neben bahnbrechenden wissenschaftlichen Einsichten schildert Florian Freistetter auch das Leben der Männer und Frauen, die sie gewonnen haben - von Nikolaus Kopernikus bis Henrietta Swan Leavitt, von Albert Einstein und Edwin Hubble bis Cecilia Payne. Der Autor erzählt fundiert und leichtfüßig, seriös und witzig, hintergründig und originell. Wer ihm auf seiner Reise zu den Sternen folgt, wird es sicher nicht bereuen.
Florian Freistetter: "Eine Geschichte des Universums in 100 Sternen"
Hanser-Verlag, 298 Seiten. 22 Euro