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Flüchtlingsaktion der Bundesliga
"Wir helfen“ - aber auf unsere Art

Mit einem "Wir helfen"-Aufnäher sollen die Bundesliga-Clubs an diesem Wochenende ihre Solidarität mit Flüchtlingen zeigen. Doch sieben Zweitligisten scheren aus - weil die von der Deutschen Fußball-Liga initiierte Aktion von der Bild-Zeitung begleitet wird.

Von Heinz Peter Kreuzer | 19.09.2015
    Der Aktions-Schriftzug «#refugeeswelcome WIR HELFEN» steht auf dem Trikot eines Nürnberger Spielers.
    Der 1. FC Nürnberg unterstützt zwar generell die Bundesliga-Solidaritätsaktion für Flüchtlinge - doch das Logo der Bild-Zeitung ist geschwärzt. (dpa / picture alliance / Timm Schamberger)
    Der 1. FC Kaiserlautern begründet seinen Boykott der aufoktroyierten Aktion damit, dass es nicht mehr um das Thema "Hilfe für Flüchtlinge", sondern um die Haltung der Vereine speziell zur Bild-Zeitung gehe. Und auch Dortmunds Trainer Thomas Tuchel hinterfragt Sinn und Zweck dieser Aktion, die mehr PR denn uneigennützige Flüchtlingshilfe ist:
    "Über was man natürlich diskutieren kann, ist die Aktion, und ob das Solidarprinzip dort greift oder nicht greift und ob das letztendlich eine Imagekampagne für was anderes dann darstellt und damit überstrahlt sie doch etwas, finde ich, was nicht überstrahlt werden darf, dass es letztendlich um eine Hilfe geht, und um Respekt geht und um Mitmenschlichkeit geht."
    Die Vereine aus der 1. Bundesliga machen alle mit
    Während sich mehr als ein Drittel der Zweitligaclubs von der Aktion distanzieren, machen die Vereine aus dem Oberhaus geschlossen mit. Sicherlich auch, weil die Boulevardzeitung ein mächtiger Player im deutschen Profifußball ist. Ihre Berichterstattung hat schon Trainer und Präsidenten gestürzt, je nach Verhältnis zur Zeitung. Und das Online-Portal bild.de gehört zu den Medienpartnern der Deutschen Fußball-Liga. Bundesligamanager wie der HSV-Vorstandsvorsitzende Dietmar Beiersdorfer klingen da schon weniger kritisch: "Wir stellen das Thema über einen Medienpartner und das haben wir auch so gesagt, jetzt stehen wir auch dazu, von daher sind wir da okay mit der Entscheidung."
    Einige Zweitligisten wollen auf ihre Weise helfen
    So scheren eben nur Zweitligisten aus der nicht ganz freiwilligen Liga-Solidarität aus. Union Berlin stellt unter anderem das geplante Fanhaus für die Wintermonate als Flüchtlingsunterkunft zur Verfügung. Auch Freiburg, Berlin und St. Pauli verweisen auf eigene Hilfsprojekte. Der MSV Duisburg wird am Sonntag gegen den FSV Frankfurt in einem Sondertrikot mit dem Schriftzug "Refugees Welcome" auflaufen. Und der 1. FC Nürnberg will die Aktion zwar generell unterstützen, aber auf die, wie es heißt, "besondere Promotion des Medienpartners verzichten".
    Die Franken haben wie Bochum ihren Verzicht mit der schroffen Reaktion von Bild-Chefredakteur Kai Diekmann auf die allererste Absage von St. Pauli begründet. Der provokante Medienmanager hatte den Kiez-Klub in einem Tweet an den rechten Rand gedrückt. Diesen Vorwurf will Dortmunds Coach Tuchel so nicht stehen lassen. Denn der BVB und St. Pauli haben vergangene Woche schon ein Benefizspiel für Flüchtlinge in Hamburg ausgetragen: "Die Kritik an St. Pauli ist völlig unberechtigt. Punkt. Oder Ausrufezeichen. Das steht wohl fest. Wenn es einen Klub gibt, der immer wieder vorbildlich über den Tellerrand schaut, dann ist es, denke ich, der FC. St Pauli."