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Flüchtlingshilfe
Papst und UNHCR fordern mehr Humanität

Tausende Tote im Mittelmeer, katastrophale Zustände in Aufnahmelagern, Verschleppung, Vergewaltigung: In Rom haben sowohl das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) als auch Papst Franziskus mehr Solidarität in der Flüchtlingshilfe gefordert. Doch auch an die Migranten richtete Franziskus einen Appell.

Von Tassilo Forchheimer | 07.07.2018
    Ein Flüchtlingslager des UNHCR in Syrien, das zur Versorgung der Flüchtlinge aus der irakischen Stadt Mossul aufgebaut wurde.
    Vertreter des UNHCR und Papst Franziskus fordern mehr Engagement in der Flüchtlingshilfe. Franziskus kritisierte das "Schweigen des gesunden Menschenverstandes" in dieser Frage. (AFP / DELIL SOULEIMAN)
    Zwischen den beiden Rednern lagen nur wenige Kilometer. In ihrer zentralen Botschaft waren sie sich noch näher: Roberto Mignone, der Vertreter des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nation in Libyen, und Papst Franziskus.
    Der eine war nach Rom gekommen, um vor der Auslandspresse über die Lage von Flüchtlingen in Nordafrika zu berichten, der andere feierte eine Messe im Petersdom, um zusammen mit Flüchtlingen an seinen Besuch auf der Insel Lampedusa genau vor fünf Jahren zu erinnern.
    Katastrophale Zustände
    Der UN-Vertreter erzählte von katastrophalen Zuständen in den Flüchtlingslagern in Libyen.
    Roberto Mignone:
    "Dort gibt es Orte, die Verstecke der Schlepper, wo die Menschen vor ihrer Abreise festgehalten werden. Meistens sind das unterirdische Verstecke oder verlassene Fabrikhallen. An diesen Orten kann einem jede Art von Missbrauch widerfahren: Folter, Vergewaltigungen, Mord. Das sind die illegalen Strukturen, wo die Menschenhändler und die Schmuggler Personen versteckt halten."
    Zugleich, so Roberto Mignone, seien da noch die offiziellen Lager der libyschen Behörden. Dort herrschten entsetzliche Zustände, kritisierte er. In diesen Lagern seien auch Tausende von Menschen untergebracht, die nach Einschätzung des UN-Flüchtlingshilfswerks Anrecht auf Asyl oder zumindest internationalen Schutz haben.
    Trotz der Bemühungen der libyschen Regierung sei die Situation im Land noch immer sehr unübersichtlich. Die libysche Küstenwache tue ihr Bestes, sei aber bei Weitem nicht in der Lage, alle Ertrinkenden zu retten. Noch immer sei Libyen kein sicherer Hafen für gerettete Bootsflüchtlinge. Die privaten Rettungsorganisationen spielten eine Schlüsselrolle bei der Rettung von Menschenleben, so der UNHCR-Vertreter.
    Franziskus fordert internationale Solidarität
    Papst Franziskus mahnte unterdessen zu internationaler Solidarität in der Flüchtlingspolitik und beklagte das "Schweigen des gesunden Menschenverstandes". Tausende von Toten seien im Mittelmeer zu beklagen, sagte Franziskus in seiner Predigt.
    "Eine gerechte Politik stellt sich in den Dienst am Menschen und denkt an alle Betroffenen. Sie kümmert sich um Lösungen zur Gewährleistung der Sicherheit ebenso wie um die Achtung der Rechte und der Würde aller Menschen; sie versteht es, auf das Wohl des eigenen Landes zu schauen und gleichzeitig das der anderen Länder zu berücksichtigen - in einer immer vernetzteren Welt."
    An die Geretteten appellierte der Papst, die Kultur und die Gesetze der Aufnahmeländer zu achten und den Weg der Integration zu gehen.