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Flugbegleitergewerkschaft
UFO kündigt Streiks bei der Lufthansa an

Die Flugbegleitergewerkschaft UFO droht im festgefahrenen Tarifstreit mit der Lufthansa mit weiteren Streiks bei der Fluggesellschaft. Der Streikaufruf könne jederzeit erfolgen, heißt es von Gewerkschaftsseite. Vor allem die Zeit nach den Feiertagen könnte von Arbeitskämpfen betroffen sein.

Von Mischa Ehrhardt | 23.12.2019
7. November 2019 - Streik der Flugbegleiter nach Aufruf der Gewerkschaft UFO. Wartende am Flughafen am Lufthansa-Check-in.
Noch wird über Streik bei der Lufthansa nur geredet (picture alliance / dpa / Bodo Marks)
Die gute Nachricht für Flugreisende zuerst: Heute, morgen und auch an den Weihnachtsfeiertagen will die Gewerkschaft die Lufthansa nicht bestreiken. Danach aber ist alles möglich – dann müssen sich Gäste der Lufthansa und ihrer Töchter wie German- oder Eurowings auf Streiks einstellen. Daniel Flohr, Tarifvorstand der Kabinengewerkschaft UFO:
"Zwischen Weihnachten und Neujahr wird es aller Wahrscheinlichkeit nach zu Arbeitskämpfen kommen. Wir haben da überhaupt keine Geduld unserer Mitglieder, dass, wenn sich nichts ändert, da nicht schnell auch den Druck weiter hoch zu halten. Insofern ist tatsächlich nach den Weihnachtsfeiertagen damit zu rechnen, dass es losgeht".
Jahreswechsel könnte turbulent werden
Es steht also bei der Lufthansa möglicherweise ein heißes Jahresende bevor. Am Wochenende haben Schlichtungsgespräche beide Parteien offenbar nicht zueinander gebracht. Die beiden Schlichter – Frank-Jürgen Weise, der ehemalige Chef der Bundesarbeitsagentu8r und der frühere SPD-Chef Matthias Platzeck – haben beide Seiten aber zu weiteren Gesprächen zu Beginn des kommenden Jahres eingeladen. Über den Inhalt der Gespräche am Wochenende wurde Stillschweigen vereinbart. Der Auseinandersetzung zu Grunde aber liegt ein tiefer Konflikt.
"Das ist einfach ein so festgefahrener, tiefer gefahrener Konflikt der sich offensichtlich nicht so schnell auflösen lässt. Insofern wird es da ein schnelles und ein wirklich auch tiefgreifendes Umdenken brauchen, was Frau Volkens ja auch schon versucht hatte, dafür aber dann gefeuert wurde. Jetzt muss man gucken, wie man da mit dieser Situation vor allem auf der anderen Seite umgeht".
Plant die Lufthansa bewusst einen harten Kurs?
Vor wenigen Wochen hatte die frühere Lufthansa-Personalchefin Bettina Volkens den Weg für eine Schlichtung geebnet, kurze Zeit später aber angekündigt, aus dem Unternehmen zum Jahresende auszuscheiden. Nach Lesart der Kabinengewerkschaft hätten sich damit die Teile innerhalb der Lufthansa-Konzernführung durchgesetzt, die einen harten Kurs gegenüber der Gewerkschaft fahren wollen.
"Der Weggang von Frau Dr. Volkens ist tatsächlich der Tatsache geschuldet, dass sie eine Kehrtwende im Umgang mit der Kabine unter UFO haben wollte. Damit war sie ganz alleine und das war dann auch die letzte Entscheidung, die sie getroffen hat".
Sagt Daniel Flohr. Manche Beobachter wie der Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt sehen das ähnlich – und halten den eingeschlagen Weg und die Lage für schwierig.
"Ich glaube, die Lufthansa ist da ein Stück weit auf dem Holzwege. Da ist ja die ganze Auseinandersetzung sehr viel von Formalismen geprägt; und ich glaube, da hätte man auch den Ball deutlich flacher halten können".
Keine einfachen Zeiten für die Gewerkschaft UFO
UFO auf der anderen Seite hat in diesem Jahr auch intern eine stürmische Zeit hinter sich. Es gab Vorwürfe der Selbstbedienung von ehemaligen Gewerkschaftsfunktionären und interne Meinungsverschiedenheiten, die zum Rücktritt vieler Vorstände geführt hatten. Die Lufthansa hatte daraufhin Gespräche mit UFO abgelehnt, stattdessen aber Verhandlungen unter anderem mit Verdi auch für Mitarbeiter der Kabine begonnen. Bisher war das Großteils und ziemlich unbestritten das Geschäft von UFO, während Verdi das Bodenpersonal vertritt und die Spartengewerkschaft Cockpit die Piloten. Streiks hält UFO übrigens in den kommenden Tagen für möglich, obwohl beide Seiten in einem Schlichtungsprozess sind. Denn es gebe neben den Themen innerhalb der Schlichtung noch viele andere, auf Grund derer Arbeitskämpfe möglich seien. Die Lufthansa erwartet weiter, dass es in den Gesprächen zu guten Ergebnissen kommen werde, was die Schlichtungsthemen angeht und verweist auf einen neuen Termin für die Schlichtung Anfang Januar. Offenbar geht man bei der Lufthansa nicht davon aus, dass es bis dahin zu Streiks kommen werde.